Dieses Blog durchsuchen

Mittwoch, 28. Oktober 2015

Scheinbilder nach Realität gedeutet (1)

Bild: Whatsupwiththat
Das ist interessant, dabei doch keineswegs überraschend, es entspricht dem hier oft schon Behaupteten: 

Eine exakte Auswertung der Temperaturen in der Stadt San Franzisko ergab verblüffende Resultate. 

Denn die gemessenen Temperaturen bewegten sich in ein und erselben Stadt an ein und demselben Tag zur selben (hier: morgendlichen) Stunde in einer Bandbreite von 14 Grad Fahrenheid (8 Grad Celsius), je nach Ort und Viertel, wo sie gemessen wird. Manchmal tritt diese Differenz sogar innerhalb weniger Häuserblocks auf. Was ist also "die Temperatur IN San Franzisko"? Die Bedingungen, unter denen lokale Temperaturen entstehen, sind offenbar tatsächlich höchst komplex, und äußerst (!) kleinräumig bedingt. Und jede Wette: auch diese Meßwerte wechseln und schwanken binnen kürzester Zeit. (Dabei wollen wir noch gar nicht davon reden, was man erfährt, wenn man nur die Straßenseite wechselt - von Sonne zu Schatten.) Lege der geneigte Leser diese Tatsache auf ein Land, einen Kontinent, und gar die Erde um ...

Nicht nur hier sind wir mit Gewißheit Opfer unserer simplifizierten Vorstellung einerseits, von Illusionen weckenden Bildern (Satellitenaufnahmen aus dem Weltall, die vorgaukeln, die Erde wäre ein kleines und vor allem manipulierbares Ding für sich, die aber mittlerweile jedem und täglich vorgespielt werden), und von Vergegenständlichungen von Abstrakta, die es so, als "Ding", gar nicht gibt ("Weltklima"). Das passiert beileibe nicht nur bei Angelegenheiten des Wetters, des Klimas. 

Es klingt "klein", aber es ist so: Man muß auch mit den Bildern achtgeben, die man sich ansieht. Auch das, was wir uns über die Sinne zuführen, braucht eine vorausgehende Ordnung. Information kann - und in den allermeisten Fällen tut sie es auch - das Denken, das Vorstellen, die Wirklichkeitsrezeption völlig aushebeln und irrelevant pseudologisch machen. Wir denken dann in Weltzusammenhängen und -bildern , die nur noch für sich stehen, die es in der Wirklichkeit der Welt aber gar nicht gibt. 

Darin können wir sogar "richtig", logisch denken. Aber das ist keine Aussage, ob es das, worüber wir logisch denken, überhaupt in der Realität gibt. Wobei Logik selbst sich immer auf eine reale Welterfahrung bezieht. Wir ordnen dann also Scheinbilder nach in sich realistischen Kriterien. So wie wir in einem Kino sitzen, vom Film gefesselt sind, und die völlig frei erfundene Geschichte nach Glaubwürdigkeit in sich beurteilen. Schlimm wird es erst, wenn wir das Kino verlassen und auf der Straße glauben, daß das eben Gesehene tatsächlich passiert sei oder passiere. Denn es KANN (wenn der Film gut war) zwar so passieren, weil in sich logisch, stimmig, ist also eine Aussage zur Welt, aber nicht darüber, ob es auch so und hier und jetzt vorkommt.

Ja, natürlich, man kann über abstrahierte Merkmale und empirische Veränderungen unter bestimmten Bedingungen gewisse Eigenschaften "wissen" oder aussagen. Aber diese sind immer nur kleine Einblicke, meist sogar nur Ahnungen über vorhandene Wirkmechanismen, aber nicht die Realität selbst. Dazu braucht es mehr als diese Art der "Empirie".

Daß das Wissen über die Erde ausschöpfbar ist, ist selbst ja eine - in ihren Wirkungen hoch bedeutende! - Illusion, die mit der Aufklärung ihren Siegeszug antrag und der ein Scheinbild von der Welt zugrundeliegt. Aber die Realität hat das nicht nur nie bestätigt, sondern jeder Naturwissenschaftler wird bestätigen, daß nach wie vor jede "gelöste" Frage zehn weitere, neue Fragen aufwirft. Die Erde ist also auch naturwissenschaftlich-empirisch betrachtet in einem Ausmaß komplex, und zwar schon in den kleinsten Dingen, daß sie als "unendlich" zu bezeichnen der erfahrbaren Realität unvergleichlich mehr der Vernunft entspricht, als die aufklärerische Annahme, wir hätten die Rätsel der Welt bald allesamt gelöst. Der Mensch hat nur Spielkisten! Wir täuschen uns prinzipiell über die Möglichkeiten, die wir haben, die Erde zu verändern. Das heißt auch: sie zu vernichten liegt gar nicht in unserer Möglichkeit.



Morgen Teil 2) Von der fatalen Wirkung des Flugs zum Mond





***