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Samstag, 17. Oktober 2015

Die Ehen des Diego Maradona (1)

Es ist nicht Moralismus, der diese Meldung in dieses Blog bringt. Es ist einfach ... Neugierde. Und gewisses Staunen. Da berichtet nämlich Die Presse, daß der Papst die Trauung von Diego Maradona vornehmen werde. Nun wäre das keines großen Aufhebens wert - soll er halt. Nur erzählt die Presse auch, daß es sich hierbei um eine Sensation handele. Denn - Diego Maradona IST BEREITS verheiratet. Damit wäre diese Eheschließung, noch dazu unter Vorstehung des Papstes, ein wahrliches Signal. Und damit hätte die Presse, die diesen Artikel in einem hämischen Unterton bringt, natürlich recht. Das wäre eine Sensation.

Einige Zeit hat der VdZ also beobachtet, ob und wie irgendein anderes, eher "kirchliches" Medium diese Nachricht bringt. Oder ob irgendjemand sich die Mühe macht zu erklären, daß die Ehe des Diego Maradona annulliert worden sei, also gar nie bestanden habe. Oder gar der argentinische Fußballgott auf der Bildfläche mit erklärenden Worten erscheine.

Seltsam. Da war nichts. Nicht bis zum 8. September, an dem dieser Artikel verfaßt wurde. Keine Richtigstellung, die erkläre, daß Maradonas erste Ehe nie bestanden hätte, keine Stellungnahme des Vatikans, wie der bekannt etwas voreilige, schusselig-gefühlsbewegte Papst es diesmal gemeint habe, der da nun eine Zweitehe sanktioniere, keine "journalistische Interrogation" eifriger und detailverliebter Vatikankorrespondenten, nichts. Sendepause. Auf allen frommen Kanälen.

Offenbar auch keiner aus den spätgotischen Hallen der Bischofskonferenz. Eines barocken bischöflichen Sekretariatslakeien. Gut, daß dort keiner die Zeitungen liest ist noch verständlich und erklärt viel. Aber hat das nicht einmal irgendeine Schnapsnase aus dem Büro des Nuntius gelesen, der die Presse nämlich liest, wie der VdZ aus eigener Erfahrung weiß? Null Reaktion. Niente. Nada. 

Das macht stutzig. Denn die Milch IST ja bereits verschüttet, und rinnt dem Corpus Zeitgeist an den Flanken runter. Oder schweigen sie alle aus einem bestimmten Grund? Wissen sie, was Strohköppe wie wir nicht wissen? Abgesehen von denen, die so etwas sowieso nicht wissen wollen, man denke nur an Evangelisierungsdivisionen und Politbüros der Superfrommen.

Immerhin fand sich diese Meldung nicht im Blättchen zum kleinen Kämmerlein, das außer vom Portier des Wadschunkengymnasiums in Psystrek bei Rudnik von niemandem gelesen wird, sondern in der Presse.  Dem größten der zahlreichen großen selbsternannten Qualitätsblätter Österreichs. Und die hat es ja gewiß auch von einer Welt-Agentur, und nicht aus dem trauten Plausch mit Diego persönlich, den ein urlaubender, pickelbeschwerter Publizistikstudent aus Wien zufällig in einer Trattoria in Napoli traf, als der bereits acht Tequila gefrühstückt hatte, welch ersterer sich nun auch mal an einem Artikelchen in einer österreichischen Qualitätszeitung versuchte. Denn der Artikel war immerhin auch nicht von jenem Prunzhuber mit dem Kürzel DN gezeichnet, den die Presse für gewöhnlich aufbietet, um auf jeden Fall auch in der Kirchenpolitik kräftig zur Moderne hin aufzumischen, egal ob stimmt was da steht oder nicht, denn der gute Zweck heiligt ja bekanntlich alle Mittel, zumindest in österreichischen Medien und Twitterschwurbelkeulen.

Stattdessen findet sich sogar im selben Artikel - und das scheint gar als Begründung, als Rechtfertigung zu dienen, so muß man es sogar lesen - der Hinweis darauf, daß die erste Frau des einst wirklich begnadeten Fußballers (seine Ballführung war so sensationell, wie sie nie sonst gesehen worden ist, vorher wie nachher; der Ball schien an seinem Fuß zu kleben!) ein Luder gewesen sei. Das ihn bestohlen und betrogen habe. (Was ja öfter vorkommt, als mancher zu glauben meint.) Was zwar alle moralische Berechtigung liefern mag, sich von dieser Frau im Alltag zu trennen ("Trennung von Tisch und Bett"), aber natürlich eine Ehe nicht aufhebt. So tragisch das für den unschuldig Betroffenen auch sein mag. ("Deshalb Augen auf bei der Partnerwahl," pflegt eine Bekannte des VdZ solche Fälle zu kommentieren.)

Warum aber erzählt man das? Warum erzählte es Diego Maradona, denn sonst wäre die Meldung ja nie in die Medien gekommen? Nachtijall, ick hör dir trappsen?

Man darf gespannt sein. Denn in jedem Fall wäre das ein gewaltiges Problem, und sei es ein Vorgriff auf das Ergebnis der Bischofssynode, der verwundern macht. Und die Frage aufwirft: Stehen (oder: standen; denn dieser Artikel wurde am 8. September verfaßt; Anm.) deren Ergebnisse leicht gar schon im Voraus - weil der Papst es will - fest, sodaß diese "Beratungen" nur Farce sind? Darauf ließe nämlich auch ein seltsamer Kommentar des Vorarlberger Bischofs Elbs schließen, den ein österreichisches Nachrichtenmedium der Kirche brachte. Worin der Vorarlberger Geheimnis raunt, daß es bei der Synode betreffs Wiederverheiratete Geschiedene so manche "Überraschung" geben könnte Er zumindest rechne damit.

Elbs rechnet also damit. Er, der gemeinsam mit Erzbischof Schönborn persönlich an dieser Familien-Synode teilnehmen wird.

Aber lassen wir diese Spekulationen, und wenden wir uns wieder unserem argentinischen Plappermäulchen (seine eigene Definition, bitteschön) zu. Denn eigentlich, eigentlich ist so eine Trauung - auch für den Fall der Annullierung - ein programmiertes Mediendesaster. Jede Alternative ist ausgeschlossen. 

IST nämlich Maradonas Ehe annulliert, ist diese Nachricht so unmöglich zu kommunizieren (weil auch das Verständnis für Annullierung weitgehend gar nicht vorhanden ist; die meisten halten sie für eine Scheidung, den ontologischen Sachverhalt verstehen nur wenige). Der wahre Sachverhalt entzieht sich nämlich der Wahrnehmung, er kann nur "kognitiv gewußt" werden. Deshalb richten solche Dinge in den allermeisten Fällen große Verwirrung an, auch wenn sie im strengen Sinn in Ordnung sind. Denn die sinnlich erfahrene Wirklichkeit widerspricht in jedem Fall der kognitiven. Nun ist erstere aber in der Realität entscheidend. (Dazu stelle man sich einfach Kinder vor, in deren Wahrnehmung die Kognition noch kaum eine Rolle spielt; für sie ist der Unterschied überhaupt nicht mehr erkennbar, für sie heiratet der eine wirklich zweimal, sodaß die via sinnlich erfaßtes Geschehen von ihnen erfaßte Wahrheit über Ehe und Familie deren eigentlicher anthropologischer Natur widerspricht.)

Aus diesem Grund ist es eine christliche Pflicht (!), solche Schritte - selbst wenn sie kirchenrechtlich noch so abgesichert sein mögen - möglichst DISKRET zu vollziehen. Sodaß sie meist sogar unter der Pflicht der Liebe stehen, die Pfarre zu wechseln. Denn die Möglichkeit zu verwirren ist einfach zu groß, und vor allem ist sie absehbar.

Ist sie es aber NICHT, ist Maradonas "erste Ehe" nicht annulliert, war sie also nie eine Ehe, dann ist diese "neue Ehe" - eine "zweite Ehe". Damit ist die Unauflöslichkeit der Ehe ganz öffentlich bestritten! Und zwar von niemandem Geringeren als dem Papst selbst. Damit werden und würden aber sämtliche Pfarrer - wenn man nämlich schon von komplexen Gewissenslagen spricht, dann kann das wenn überhaupt nur ein intimer Kenner von Paar und Pfarre auseinanderklamüsern - buchstäblich blamiert und noch mehr: in die Wüste geschickt. So, wie die katholische Weltsicht in die Wüste geschickt wird.

In BEIDEN Fällen wird - einmal per absehbarer Öffentlichkeitswirkung, einmal durch wirklichen Akt - die Sichtweise der Kirche real ausgehebelt. Die Vorbildwirkung wäre katastrophal, die Glaubwürdigkeit der Kirche, mit der es ohnehin nicht mehr weit her ist, in Grund und Boden gestampft. In BEIDEN Fällen wäre die Vorbildwirkung katastrophal, in BEIDEN Fällen wäre die Verwirrung grenzenlos.


Morgen Teil 2) Es wäre kein Zufall. - Ein erster Versuch, 
die theologische Linie des Papstes zu zeichnen - 
Verwirrung als pastorales Konzept


*080915*