Eine Aussage aus den diesjährigen Gesprächen in Alpbach, die der VdZ so am Rande über Medien mitverfolgte, sei denn doch herausgegriffen. Sie betrifft die, daß Jungunternehmern (das abscheuliche Wort "startups" wollen wir hier gar nicht erst einreißen lassen) auch Scheitern zugestanden werden müsse.
Doch gleich sei damit ein Einspruch mit erhoben. Denn ein Scheitern muß ein Scheitern bleiben, sonst ist es kein Scheitern, sondern verantwortungsloses Hasardieren. Jedes Scheitern hinterläßt Scherben, richtet Schaden an, darüber hinwegzutäuschen, oder gar eine Separatwelt einzurichten, in der junge Unternehmer beliebig Schaden anrichten können, ohne daß es vor allem (!) persönliche Konsequenzen hat, bringt sie um genau das, was Scheitern nämlich positiv bewirkt: Erkenntnis, Lernen, das über bloße Ablaufprobleme hinausgeht. Und auf das es genau ankommt. Denn die wenigsten Unternehmer scheitern aufgrund technischer Fehlannahmen. Sie scheitern zu 90 % aus anderen und meist sogar sehr persönlichen Gründen. Dazu gehören auch Fehleinschätzungen. Nur ein kleiner Prozentsatz scheitert aufgrund objektiv ungünstigen Schicksals.
Richtig ist aber etwas anderes: Daß es eine zweite Chance geben sollte. Das kann aber nicht mehr sein als ein Appell an die Menschen, zumindest nach einer gewissen Heilungs-, Reuhe-, Sühne- und Wiedergutmachungsphase (die Geschädigten betreffend) einem jungen Menschen zu verzeihen, und ihm zuzugestehen, daß er gelernt hat, und nun wieder neu beginnen können muß. Freilich, nicht mehr so unbelastet, wie beim ersten mal. Jedes menschliche Handeln hat eine soziale Dimension. Aber dann war das Scheitern ein Läuterungsprozeß der zu einer vertieften Erkenntnis zu führen vermag, die Gescheiterte eigentlich sogar zu gefragten Softwareträgern machen sollte.
Aber ein Unternehmen ist mehr als ein technischer Versuch. Es ist ein mutiger Eingriff in das Leben, das Selbständigen mit hohem Respekt begegnen lassen müßte. Denn diese Mensch riskiert etwas, und er riskiert wirklich etwas: sein eigenes Leben. Ohne davon überzeugt zu sein, nur ein Experiment abzuführen, würde Wirtschaft erst endgültig entmenschlichen und zu einem reinen technischen Prozeß abwerten. Selbstverantwortung ist aber ein wichtiges Stück Kultur, ja das erste Merkmal der Vitalität einer Kultur. Nur wer mit seinem täglichen Tun ins Ungewisse schreitet, nur wer auch die Katastrophe riskiert, die über ihn hereinbrechen könnte, weil mit seinem Tun immer viel auch an sozialer Dimension und Verantwortung verbunden ist, zeigt jenes Menschsein und jene Würde, jene Persönlichkeit, zu der alle berufen sind. Nur in dieser Verantwortung kann der Unternehmende sich selbst aber gewinnen.
Wer diese Ungewißheit, diese Angst vor den Konsequenzen (die immer lokale Färbung haben muß, sonst wäre sie gar nicht) nicht zu überwinden antritt sondern einen Freibrief für Entbindung von Verantwortung verlangt, sollte sogar gehindert werden, ein Unternehmen zu gründen. So eine Wirtschaft nützt niemandem, außer den Geld-Cleveren und dem Steuerkonto des Staates.
Es ist schlicht hirnrissig, die Konsequenzen menschlichen Tuns eliminieren zu wollen, den ohnehin längst alles zerstörenden Sozialstaat des Anspruchs auf Versicherung gegen das Leben auch in die Wirtschaft und die Unternehmer zu tragen. Auch so wird an einer Wirtschaft und Kultur vorbeiproduziert, und das ist schon viel zu oft passiert.
Morgen Teil 2) Ideen gehören dem Einzelnen.
Sie sind aber der Gemeinschaft entnommen
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