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Montag, 5. Oktober 2015

Ingenieur der menschlichen Seele

Kann journalistische Arbeit wirklich, wie der Berliner Tagesspiegel schreibt, als notwendige "Reeducation" betrachtet werden, in der unter Maßgabe der "aktuellen Probleme" die Bevölkerung umzuerziehen ist? Ganz offenbar aber wird das bereits so betrachtet, wie Thorsten Hinz in der Jungen Freiheit schreibt. 

Und nicht nur er vergleicht die Konformität der heutigen Medien mit den Medien in der DDR. Wo der Journalist zum Weiterleiter wurde, der die gesollten Nachrichten an die Menschen weiterleitete. Zwar ist der Druck von oben nicht mehr so eindeutig zu vergegenständlichen, aber er unterscheidet sich in gar nichts, ist nur indirekter geworden. Und an Job- und Ausgrenzungsangst festgemacht. Ansonsten sind die Unterscheidungen marginal. Das Publikum wird zur Formungsmasse, die in Richtung gesollter Imperative zu manipulieren und selektiv zu informieren ist, weil dem Denken und Fühlen der Menschen nicht zu trauen ist.

Wo aber nur selektiv informiert wird, ist es dem Konsumenten kaum noch möglich, realitätsbezogene, wahre Bilder der Wirklichkeit zu bilden. Man treibt den Fehlinformierten, manchmal (aber nur manchmal) direkt Belogenen in eine Situation, in der der Wahn nicht mehr weit ist, weil sein Denkapparat nicht mehr dem Wahrgenommenen entsprechen kann. So wird man gezielt unmündig gemacht, weil im Grenzfall dem eigenen Urteil nur noch zu trauen wäre, wenn man sich von der Wirklichkeit abschließt, sich aufs eigene Urteil fanatisch versteift.

Aber es gibt noch einen Wirkmechanismus, über den kaum einmal gesprochen wird - den der Überforderung. Denn indem ich den anderen mit Fragen konfrontiere, über die er nun angeblich zu entscheiden habe, sodaß er sich dazu eine Meinung bilde, die aber seinen Sachhorizont weit übersteigt, sodaß eine Meinungsbildung gar nicht möglich ist, frustriere ich ihn gezielt. Und bringe ihn dazu, sich einem Geschehen blind zu fügen, oder sich gezielt in Fanatismen treiben zu lassen, weil der Mensch letztlich immer anderen folgt, deren Meinungen übernimmt und als Parteiiung vertritt. Das ist kein pragmatisches "naja, leider ist das so", sondern es kann gar nicht anders sein, weil die menschliche Gesellschaft so - als existentiell hierarchisches Gefüge - konstituiert ist. Das muß auch eine Medienkritik, eine Journalismuskritik deutlich differenzierter machen, als es derzeit passiert. Diese Dinge sind noch kaum ausreichend reflektiert, und zwar auch in "nicht-so-linken" Bereichen. Die hier auf seltsame Weise einer Gleichheitsideologie, einer Anthropologie aufsitzen, die sie in einer geistigen Tradition (der Aufklärung) beleuchten, die mancher geäußerter Kritik sogar direkt widerspricht - und links ist.

Hier aber noch der letzte Absatz aus diesem Artikel:

Der Journalist als Ingenieur der menschlichen Seele und Werkzeug der Über-Macht! Zu den Folgen der „Reeducation“ gehört nämlich die Akzeptanz der Fremdbestimmtheit – vergleichbar einem Naturgesetz – und ihre Transformation in einen moralischen Imperativ. Die DDR 2.0 ist mehr als nur ein Hirngespinst.





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