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Sonntag, 25. März 2018

Der katholische Stil als Kriterium der Kirchlichkeit (2)


Teil 2)




Und deshalb ist auch das Wesentliche des Glaubens, die Erlösung, nicht primär an eine Lehre, sondern an eine Tat, an eine unveränderliche Liturgie gebunden - den Stil eben! Stil deshalb zu nennen, weil es unveränderliche Taten sind, die je neu in die Zeit gehoben werden (und nur insofern "geschichtlich" werden, das noch als Ergänzung zu gewissen Unklarheiten in Placuit Deo.) Und es ist der Stil, der dann in Folge die Realität der Menschen prägt und formiert, sodaß sie dann in-formiert sind. Real, Gestalten, durchdrungen von Form. Hier spielt Wort nur eine zweite Rolle.

Nicht ontologisch, natürlich, denn alles steht auf dem göttlichen Wort, sondern praktisch, als Weg der Welt, wie es von Gott von Anbeginn mit seiner Schöpfung geplant und gedacht war. Aber "praktisch", denn es ist der Stil, es ist die Tat, es ist die Praxis, es ist die Welt als Gestaltenwelt, über die (sic!) im vereinten Wirken im Hl. Geist, in der Gott von sich Kunde gibt. Weil alle Dinge, alles Geschöpfliche aus sich heraus versucht, seinem gottgegebenen Wesen (aus seinen Ideen, zusammengespannt in einem gigantischen Mosaik von Beziehungen in seiner Vorsehung) zu entsprechen. 

Und jede "Stiländerung", die aus diesem Rahmen* auszubrechen sucht, eben etwas anderes erzählt, und weil es nur eine Wahrheit geben kann - zu lügen versucht. Dazu braucht es dann den scharfen Intellekt, denn jeder andere, jeder nicht-katholische Stil müllt den Verstand zu, sodaß es nicht immer leicht ist, aus diesem Dschungel der Halbwahrheiten und Lügen noch zur Übereinstimmung von Verstand und Sein zu kommen.

Es ist also der Stil, der die Inkarnation Gottes in Jesus Christus fortführt, und in diesem katholischen Stil ist er bei uns, alle Tage, bis ans Ende der Welt. Weil dieser Stil in den Menschen des faktischen Alltags "in zerbrechlichen Gefäßen" ruht, wird seit je und je bedeutender die Stellung ist, desto mehr der Träger dieses Stils immer mehr eingehüllt und formal festgelegt. Damit er gar nicht in die Lage kommt den göttlichen Stil der Welt zu verbiegen, die Wahrheit zu verdunkeln - durch Menschlichkeit, durch "menschlichen Stil", der den göttlichen, den katholischen Stil erst in der vollkommenen Heiligkeit wirklich trifft. 

Weil es zur menschlichen Selbsterkenntnis gehört, daß man diese Heiligkeit immer nur mehr oder weniger erfüllt, weil es zur Demut sohin gehört, sich dessen bewußt zu bleiben, verbirgt sich seit je jeder Künder der Wahrheit hinter dem "katholischen Stil", hinter der Liturgie. Deren Reform 1969ff. (als Folge zahlreicher römischer Reformen seit dem Mittelalter, die alle in diese Richtung liefen) sohin kein "anderer Stil" waren, zu dem das verharmlost wird, sondern eine andere Mitteilung, eine andere Botschaft, und daß das so war, erleben wir an den Früchten in der Gesellschaft.

Denn es ist der Kult - und somit der Stil des Kultes - der die menschlichen Gesellschaften eint und vor allem "tektonisch" in der Wahrheit der Wahrheit gemäß formt. Es ist der Kult, von dem alle Kultur ausgeht. Von ihm geht Einheit aus, von ihm geht die gestalthaft begründete Vernunftfähigkeit der Menschen aus, die ihm beiwohnen. Es ist der Kult, in dem Gott in die Welt tritt, es ist der Kult wo diese gestalthafte Begegnung des Menschen mit Gott stattfindet. ES IST DER STIL, die die Welt prägt.

Zu meinen, es käme ja nur auf die Inhalte an, auf die Lehre, auf die Theologien und Philosophien, ist nichts anderes als Gnosis, mit allen Nebenfrüchten, darunter dem Protestantismus. Genau jene Gnosis, die in Placuit Deo in diesen Monaten angegriffen und erneut verurteilt wird - freilich schlau genug, ohne sie genauer zu definieren, wir wüßten ja alle, wovon die Rede ist.




*Dieser Rahmen ist zuerst einmal so zu sehen, wie die Begrifflichkeit auch wirkt: "Starr". Erst nämlich, wenn die Selbsttranszendierung des Menschen auf dieses Gegebene hin - und worauf hin sollte sich der Mensch denn transzendieren? Auf ein nebulöses "Irgendetwas Neues"? - vollzogen wird, bricht die Welt zu Gottes Geist und Idee hin auf. Es ist also paradoxerweise diese "Starre", auf die hin sich der Mensch wirft, um so frei und offen für Neues, für "Innovation" zu werden. Was die Bedeutung der Tradition vor Augen führt: sie erst, ja nur sie ist der Träger der Innovation! Wer also den "alten Stil" nicht liebt, hegt und sich ihm einfügt, der KANN überhaupt zu keinem eigenen, "neuen" Stil kommen, weil ihm die einzige schöpferische, "stilbildende" Kraft fehlt, die nur aus Gott stammt. Alles andere "Schaffen" (und auch "Stil-schaffen") ist Illusion und Täuschung, und damit Lüge. So schaut's aus. 

Deshalb war mit der Wahl des Hauses St. Martha als neuen Amtssitz des Papstes bereits 2013 und von Anfang an jener Bruch entschieden, mit dem wir heute zu tun haben. Darin lag bereits die Verweigerung ausgedrückt, den katholischen Stil zu pflegen, also sichtbar Kirche zu bleiben, und das heißt: fortzuführen. Es war der Startschuß zur Verkündigung einer tatsächlich neuen Lehre - und die müßte man Pelagianismus nennen. Placuit Deo wird also am Jüngsten Tag Zeugnis wider Franziskus ablegen, der VdZ hat keinen Zweifel. Dämonen müssen eben die Wahrheit sagen.





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