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Sonntag, 4. März 2018

Gedanken nicht nur zur Dreifaltigkeit

Man muß die Dreifaltigkeit weiter erfassen, um sie als rational zu verstehen. Das hatte dem VdZ an der Antwort von E. Michael Jones nicht so gefallen, als man ihn gegen Schluß des Interviews fragt, ob da nicht ein Widerspruch bestehe: Einerseits baue Jones auf logos, auf die Vernunft, anderseits glaube er an die Dreifaltigkeit - wie sei die aber rational zu verstehen? Jones scheint da etwas herumzureden. Und ein wenig erschlägt ihn da sein etwas zu weltimmanent-hegelianisch lastiger Vernunftbegriff. Man könnte spekulieren, warum das bei Jones so ist. Vielleicht ist er einfach zu glücklich, dachte der VdZ schon einmal, vielleicht stammt von da her sein enormer Optimismus, mit dem er so viel Hoffnung auf die Logik und den Dialog setzt. Aber Logik und damit Dialog kommen zuerst aus dem Herzen, eben: aus der Sittlichkeit, also: aus dem Transzendenten. Dazu unten.

Außerdem haben die Fragesteller nicht rational, sondern rationalistisch gemeint. Das heißt: die Logik von unten her aufbauen zu wollen. Das geht nicht. Logisch ist eine Nachbildung der Beziehungen der Dinge. Gleichzeitig wird die Sprache - Medium der Logik des Verstandes, in dem die Begriffe in den Beziehungen stehen, die den Dingen zugrunde liegen bzw. diesen analog sind - nicht von unten aufgebaut, sondern von oben her gegeben. Jeder Mensch empfängt sie zuerst! Ein Kind, das alleine bleibt, lernt nie zu sprechen und damit auch nie zu denken. Ein wenig Ahnung bekommt man in der Genese mancher Tauber - Taubheit, die ohne Symbole bleibt, also ohne empfangene Sprache, führt zu geistig-psychischem Defekt. Schon gar, weil sie das Wesen des Menschen nicht erfüllt.

Und so ist es auch mit den Begriffen. Denken als Sprechen kommt vom Hören, es kommt von außen. So ist es auch mit der Dreifaltigkeit. Erst wenn man sie annimmt, erhält die Welt der Dinge ihr Licht und es offenbart sich alles, das etwas ist, als in sich dreifaltig, analog zum Schöpfer. Die Idee (des Transzendenten! - bei Hegel ist die Idee nicht dem Transzendenten analog, sondern weltimmanent!) hier, aus der das Fleisch (Ding) abbildlich* hervorgeht, aber nur in der Zueinanderhauchung im Geist (quasi wie ein Medium, das aber ein eigenpersonales Leben hat, also kein "technisches oder physikalisches Ding" ist), in der Liebe. 

Je nach Schöpfungsstufe - mehr oder weniger analog, in der Gestalt je nach Ebene. Im Menschen, in seinem Verstand, in seiner Sprache schließlich als Wort, das er "ergreift". Die Welt selbst ist in Wahrheit (logos!) gebettet, und diese wird in der Sprache erfaßt, als Analogie (am Vollkommensten in der Poesie, rekonstruierend in der Philosophie) nachgebildet. Es sind somit die Begriffe, die als Sprache die Welt erhellen, einerseits, andererseits aber sind sie insofern relativ, als es auf den mit ihnen transportierten (durch sie den Sinnen geöffneten) Inhalt verweist und in der Haltung des Empfangens durchlässig ist. Nur dann ist Sprechen seinsgefüllte Sprache, nicht Plappern, wenn sie in der Offenheit zum Transzendenten quasi "in die Welt hereinleuchtet". Und nur dann ist sie auch Logik und Verstand.

Die Welt ist Schöpfung, das erschließt sich der Logik durch die Tatsache, daß es nicht Etwas aus dem Nichts geben kann. Es muß also etwas gegeben haben, das ihr vorausging. Und das nennen wir Gott. Personal deshalb, weil wir als Menschen zuerst erfahren, daß es der Mensch ist, weshalb alles auf der Welt zur Welt wurde und wird. Der Initiator von allem, der Schöpfer, muß Person gewesen sein, weil dieses Ursacheprinzip das Sein selbst sein muß, und als solches (unbewegtes) Eigentragen haben muß.

Weil die Dreifaltigkeit als Analogie allem Geschöpflichen zugrunde liegt, ist sie als Begriff zu haben tatsächlich das Licht der Welt (das uns in Jesus Christus zugängig, weil sinnlich erfaßbar, erkennbar, teilhabbar wurde.) Ohne Dreifaltigkeit geht somit auch die Vernünftigkeit der Welt nicht auf.

Es ist also umgekehrt wie die Interviewer hier insinuieren. Man muß erst einmal darüber klar werden, was Sprache, was Logik und was Denken ist, um beantworten zu können, was "rational" überhaupt ist. Es ist also Rationalismus, nicht Rationalität, die Welt "von unten her" aufbauen zu wollen - nicht vom Sein her, nicht vom Licht einer transzendenten Idee her. Es so sehen zu wollen heißt letztlich sogar, die Urgründe der Vernunft im Irrationalen zu lassen - im diffusen, nicht gekannten Mythos. Denn aller Sprache und damit aller Logik liegt Glaube, Transzendentes zugrunde. 

Das Letztere ist der Inhalt des Gödelschen Beweises, der gezeigt hat, daß sich Rationalität nicht aus sich selbst heraus begründen kann, sondern Annahmen braucht, Glauben braucht. Wer also nicht glaubt, der kann nicht denken, und er denkt so, wie er glaubt - er denkt in der analogen Gestalt des Geglaubten, und atmet den Geist des Geglaubten als Ursprung des Denkens! Nicht umgekehrt, wie die Interviewer hier glauben, in dieser typischen Spötterhaltung, wie es Rationalisten eigen ist. Und wie es - als Mythos! - heute als Dogma kolportiert wird.

Ansonsten ist das (zweistündige) Interview mit E. Michael Jones (er stößt ab min 39:30 dazu) sehr hörenswert. Launig und berührend persönlich, was Jones, der 49 Jahre verheiratet ist, auch von sich und seiner Familie preisgibt. Etwa in der Antwort auf die Frage, warum er damals, als er voll in die Hippiebewegung der 68er involviert und aus der Kirche ausgetreten war, nicht abgestürzt sei? Ganz einfach, sagt er: er habe seine Frau kennengelernt und geheiratet. Das habe ihn gerettet. Erst später ist er wieder der Kirche beigetreten.

Rührend auch wie er erzählt, daß die Eheleute zweier seiner Töchter bei ihm um deren Hände anhielten und er sie erst dann gewährte, als sie katholisch wurden. Warum? Weil er - richtig! - sagte, daß die religiösen Unterschiede zu große Spannungen bedeuten würden, die irgendwann, weil unlösbar zum Konflikt aufbrächen.

Interessant auch seine Beobachtung, die mehr Antworten zur Frage nach Ethnie gibt als man meinen könnte: Er erzählte, daß im Pub zu später Stunde (und nach einigen Heißgetränken ...) regelmäßig die Gesänge irisch und deutsch würden. Aber interessant ist noch sehr viel anderes, das sich hier kaleidoskopartig entfaltet. Besonders sei auf seine Aussagen zu "Rasse" (Jones lehnt den Begriff "Weiße" ab, der sei künstlich geschaffen; es gebe keine "Weißen", es gebe nur Ethnien, es gebe nur Iren, Schotten, Deutsche, etc.), aber auch auf die zum Islam hingewiesen. 

Wobei sich bei letzteren wieder der ganz oben erwähnte Überhang des Hegelianismus bei ihm zeigt. Das ist schade, weil es - wenn man genau hinhört merkt man es auch: wie ein Schatten legt es sich über seine Gedanken - sein Denken auf die primitive Ebene der Aufklärung depraviert, sodaß sein Gedankenschiff vorne hoch emporragt, hinten aber absäuft. Die Konsequenzen zeigen sich hier fast als Iränismus, wo alle Religionen also gleich wären, weil sie auf einen und denselben Gott ausgerichtet wären. (Wobei Jones der explizit so gefaßten Aussage gewiß widersprechen würde; aber - er trifft sie indirekt doch!)

Ja, auf einen und denselben Gott ausgerichtet sind sie schon, richtig, und so kann man mit ihnen auch eine mehr oder weniger große Strecke "Dialog" führen. Zumal die Logik ja (siehe oben) auf eine allen Menschen gemeinsame und offene Welt- und Wirklichkeitserfahrung zurückgeht. Aber nur in der Kirche findet sich auch die Hereinkunft Gottes in diese Welt als real und reale (sic!) Gnade. Alle anderen Religionen bleiben "draußen vor der Tür", mehr als eine indirekte Ahnung von Gott haben sie (prinzipiell) nicht.

Diese Mauer, die sie von Gott als Realität trennt, ist der Grund, warum alle Religionen (der Katholizismus ist eben keine "Religion", sondern in sich die ultimative Realität) auf irgendeine Weise (und nur diese Weise unterscheidet sie letztlich) versuchen, durch Techniken (wozu auch das moralische Verhalten gehört!) und psychogene Selbstmanipulation (Trance, Meditation, etc. etc.) in die Zone des Transzendenten zu gelangen. Aber damit ist es wie mit dem Wasser des Tantalus: Es weicht zurück, sobald man davon (als Aneignung) trinken möchte. Nur wenn man sich nicht danach beugt, steigt es - ungeschuldet - zum Mund. Wie soll das aber gehen, wenn es nicht real ist?









*Hier ist wichtig, dieses Bild, diese Idee, als dynamische Beziehungsstruktur zu begreifen, einerseits, die aber ohne Konkretion (also doch wieder eine gewisse Verfestigtheit in einem fleischhaften Bild, also einem "Ding") nicht denkbar ist. Deshalb findet der VdZ das Wort "Ort" für diese Ideen treffender, exakter. Im Ort ist das Wesen eines Dings strukturell angelegt, als Form, die die Materia durchwest und dieser Beziehungsstruktur gemäß, die in einer Ordnung (als Beziehung) steht, gestaltet. Fleisch, irdisches Ding ist also relational, aber nicht relativ. Dies nicht zu unterscheiden ist der Grund, warum aus dieser Konzeption sehr oft ein Aufgehen aller Gestalten in Relativität gemacht wurde, sodaß sich dann alle Dinge "auflösen". 

Als Beispiel: Alle Menschen dieser Erde haben (auch nach geographischen Bedingungen) eine gewisse Unterschiedlichkeit im Äußeren, und die ist auch Folge der Selbsttranszendierung auf den Ort hin, an dem der Mensch steht. Aber diese Unterschiedlichkeiten haben in sich wiederum eine auf alle Menschen anwendbare, überall und in seinen tiefsten, eigentlichsten Tiefen gleiche Grundmatrix. Mensch sein heißt aber, in dieser Matrix das Unterschiedliche, weil Eigene (und jeder Ort hat etwas Eigenes, es gibt keine zwei deckungsgleichen Orte) darzustellen.





*070218*