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Montag, 19. März 2018

Der Staat als Ersatz göttlicher Ordnung

Alle prägnanten Begriffe der modernen Staatslehre sind säkularisierte theologische Begriffe. [Wo zum Beispiel] der allmächtige Gott zum omnipotenten Gesetzgeber wurde. [Das zeigt sich auch] in ihrer systematischen Struktur, deren Erkenntnis notwendig ist für eine soziologische Betrachtung dieser Begriffe. Der Ausnahmezustand [der für Carl Schmitt das Kriterium ist, das den wahren Souverän zeigt; Anm.] hat für die Jurisprudenz eine analoge Bedeutung wie das Wunder für die Theologie.

Erst in dem Bewußtsein solcher analogen Stellung läßt sich die Entwicklung erkennen, welche die staatsphilosophischen Ideen in den letzten Jahrhunderten genommen haben. Denn die Idee des modernen Rechtsstaates setzt sich mit dem Deismus durch, mit einer Theologie und Metaphysik, die das Wunder aus der Welt verweist und die im Begriff des Wunders enthaltene, durch einen unmittelbaren Eingriff eine Ausnahme statuierende Durchbrechung der Naturgesetze ebenso ablehnt wie den unmittelbaren Eingriff des Souveräns in die geltende Rechtsordnung. Der Rationalismus der Aufklärung verwarf den Ausnahmefall in jeder Form.


Carl Schmitt in "Politische Theologie" 




*100318*