Fußnoten
²So
 nebenbei: Vladimir Putin war Offizier im Auslandsbereich des KGB, der 
damals "geheimsten" der Abteilungen des KGB. Dessen Aufgabe war es zu 
verstehen, wie "der Westen tickt". Putin speziell war für Deutschland 
und den Westen generell zuständig. Dazu hatten diese Mitarbeiter völlig 
freien Zugang zu westlichen Medien und Lebensweisen. Denn sonst wären 
sie nie in die Lage gekommen, ihren "Feind" zu verstehen. Diese 
KGB-Mitarbeiter waren deshalb die bei weitem intellektuellsten, 
Gebildetsten der sowjetischen Geheimdienste, und sie waren am wenigsten 
bürokratisch oder gar "Apparatschiki" und man kann davon ausgehen, daß 
intern ganz offen geredet wurde. Sonst hätten sie nie ausreichende 
Kontakte mit Westlern aufbauen können. Sie wußten, ja mußten wissen, was
 in der Welt vorging.
Vladimir
 Putin hat übrigens jahrelang - während seines Aufenthalts in der 
ehemaligen DDR -  in Göstling im Ybbstal (unweit Waidhofen/Ybbs bzw. 
Amstetten, also der gewissermaßen "Heimat" des VdZ) je einige Wochen 
Urlaub gemacht. Göstlinger, die sich teilweise noch heute an ihn 
erinnern, sprechen von ihm und seiner Familie als ausgesprochen nett, 
ruhig, angenehm und freundlich.
Bedenken? War Putin nur gerissen? 
Diese Tatsache gibt freilich auch anderen Interpretationen Raum, als Cohen sie ausführt: Ist es glaubwürdig zu meinen, daß Putin "Illusionen" über den Westen hatte? Als ein Mann, der den Westen so gut kannte? Ist nicht wahrscheinlicher, daß Putin den "guten Freund" des Westens so lange spielte, als es möglich war und er davon profitieren konnte, und sein Vorgehen in dem Moment änderte, als der Westen durch die Boykottmaßnahmen weniger nützlich wurde?
Diese Tatsache gibt freilich auch anderen Interpretationen Raum, als Cohen sie ausführt: Ist es glaubwürdig zu meinen, daß Putin "Illusionen" über den Westen hatte? Als ein Mann, der den Westen so gut kannte? Ist nicht wahrscheinlicher, daß Putin den "guten Freund" des Westens so lange spielte, als es möglich war und er davon profitieren konnte, und sein Vorgehen in dem Moment änderte, als der Westen durch die Boykottmaßnahmen weniger nützlich wurde?
Denn
 es darf nicht übersehen werden, daß sich Rußland in den ersten zehn 
Jahren unter Gorbatschow und dann Jelzin zur "Tankstelle des Westens" 
entwickelt hatte, bzw. von diesem auf demütigende Weise so gesehen 
wurde. Als ein Land, das zur Plünderung ausgeschrieben war. Außerdem 
krallte sich die US-NATO Land um Land, das einmal sowjetischem Einfluß 
unterlag. Putin startete 2000 also aus einer immensen 
Demütigungserfahrung heraus, das sollte man nicht vergessen. 
Aber um "reine" Motive sich den Kopf zu zerbrechen, ist verlorene Liebesmüh. Die gibt es nicht, jeder Mensch ist fortwährend ein Bündel von Motiven. Alles wird mitgespielt haben. Samt einer gehörigen Portion Frechheit, die der VdZ im Mittelosten Europas immer wieder festgestellt hat. Wo ihm (auch) eine Generation entgegenkam, die jahrzehntelang von der Substanz gelebt haben, bis nichts mehr da war. Und weil sich die Schüsseln nicht von selber füllen, kam man dann reumütig oder in der Opferrolle an und der Westen sollte nun auch das zahlen, was sie jahrzehntelang nicht zu leisten willens waren. Denn er war ja durch glückliche Umstände reich.
Neid (und Gier) ist noch heute ein wichtiges Motiv in den ehemaligen Ostblockstaaten, der Leser möge dem VdZ glauben. Samt dem oft anzutreffenden "Glauben", die Dinge würden prinzipiell hereinschneien, man müßte nur so tun, als arbeite man - Lieblosigkeit, Desinteresse als Frucht von Entsittlichung - und samt dem auch im Westen nicht selten anzutreffenden grotesken Mißverständnis, freie Wirtschaft ("Kapitalismus") sei der Wettlauf der Cleveren, Geld das Ergebnis der höheren Finesse, den anderen über den Tisch zu ziehen.
Aber um "reine" Motive sich den Kopf zu zerbrechen, ist verlorene Liebesmüh. Die gibt es nicht, jeder Mensch ist fortwährend ein Bündel von Motiven. Alles wird mitgespielt haben. Samt einer gehörigen Portion Frechheit, die der VdZ im Mittelosten Europas immer wieder festgestellt hat. Wo ihm (auch) eine Generation entgegenkam, die jahrzehntelang von der Substanz gelebt haben, bis nichts mehr da war. Und weil sich die Schüsseln nicht von selber füllen, kam man dann reumütig oder in der Opferrolle an und der Westen sollte nun auch das zahlen, was sie jahrzehntelang nicht zu leisten willens waren. Denn er war ja durch glückliche Umstände reich.
Neid (und Gier) ist noch heute ein wichtiges Motiv in den ehemaligen Ostblockstaaten, der Leser möge dem VdZ glauben. Samt dem oft anzutreffenden "Glauben", die Dinge würden prinzipiell hereinschneien, man müßte nur so tun, als arbeite man - Lieblosigkeit, Desinteresse als Frucht von Entsittlichung - und samt dem auch im Westen nicht selten anzutreffenden grotesken Mißverständnis, freie Wirtschaft ("Kapitalismus") sei der Wettlauf der Cleveren, Geld das Ergebnis der höheren Finesse, den anderen über den Tisch zu ziehen.
*Als
 Unternehmer nicht weniger als späterer Diözesansekretär, wo er eine 
westliche Kirche antraf, die sich in großmütigen Überlegenheits- und 
Missionierungsgesten der Schwesterkirchen im Osten annahm, indem all der
 Pastoralmittel- und Liturgiemüll, der hier bereits eine Generation 
zernichtet hatte, lastwagenweise dorthin exportiert wurde. Unvergessen 
vor allem ein Gespräch mit einer Diözesanmitarbeiterin aus Rumänien, mit der
 der VdZ - das muß so 1994/95 gewesen sein - ein längeres Gespräch 
führte. Und die seltsam reserviert wirkte gegenüber dem, was sie hier 
bei uns sah. Vor gut einem Jahr hat der VdZ mit einer anderen Rumänin, 
einem einfachen aber ziemlich geraden Gemüt, ein Gespräch geführt. Sie 
sei hier vom Glauben weitgehend abgekommen, meinte sie, denn sie 
empfinde alles, was hier die Kirche böte, als lächerlich. Aber auch die 
Gesellschaftsordnung hier sei ein einziges Chaos. In Rumänien, das sie 
vor 20 Jahren verlassen hatte, sei alles viel ernster, klarer und auch 
gläubiger gewesen.
**Oder sollte man sagen: Hätte tun können sollen? Wird hier nicht eine
 erschütternde Grundunterscheidung erkennbar? Ist viel Reaktion auf 
Putin nicht schon daraus erklärbar, daß Amerika nicht mehr gewöhnt ist, 
seine Präsidenten ausschließlich unter dem Kontext "Amerika" zu sehen?
*120218*
 
