Alexander Solschenyzin nannte es in Archipel Gulag
 "eines der letzten großen Geheimnisse des Zweiten Weltkrieges". Der 
britische Film faßt zusammen, was als "Operation Keelhaul" ins Kabinett 
der schrecklichsten Ereignisse des 20. Jahrhunderts gehört. Ganz bewußt wurde 
der Öffentlichkeit bis heute (sic!) jede Information vorenthalten, was 
mit Stalin vereinbart war. Nämlich die Auslieferung von insgesamt zwei 
Millionen russischen Kriegsgefangenen und Flüchtlingen. Sie hieß die 
sichere Auslieferung an den Tod, denn es war bekannt, daß die Sowjets 
Gefangenschaft mit Verrat gleichsetzten und jeder Soldat, der in 
deutsche Hände geraten war, war dessen gewahr.
Besonderen Wert legte Stalin dabei auf jene Hunderttausende, die wegen "Anti-Kommunismus" vor den ab 1943/44 durchbrechenden sowjetischen Armeen geflohen waren. Einige besondere Tragödien erinnert dieser Film. 
So
 die unfaßbaren Szenen, die sich 1945 abgespielt hatten, als in Spittal 
an der Drau und Lienz (Kärnten und Osttirol) 25.000 Kosaken in Wagons 
verladen und nach Osten transportiert werden sollten. Es war eine 
regelrechte Völkerwanderung gewesen. Ein Volk, in einem Teil, mit 
Frauen, Kindern, Priestern, Männern. Am 8. Mai 1945 boten die 
kosakischen Offiziere den britischen Offizieren die bedingungslose 
Kapitulation an. Die Briten nahmen an, also lieferten die Kosaken auf 
ihren Pferden und Wagen, nach tausenden Kilometern langer Flucht, ihre 
Waffen ab. Sie dachten, daß der Krieg vorüber sei und sie sich der 
britischen Armee ergeben hatten. Sie glaubten bedingungslos an die Kraft
 der westlichen Demokratie. Sie sahen sich als Verfechter der westlichen
 Idee der Freiheit. Und die Briten handelten ebenso offen. Denn sie 
wußten nichts von den höheren Plänen. Wo die Sowjetunion erklärt hatte, 
sie wolle alle Flüchtlinge zu normalen, guten Sowjetbürgern heranbilden.
In
 einem Treffen besprachen die britischen und die kosakischen Offiziere -
 die oft noch von der Zarenzeit her ihr Offizierspatent hatten - die nun
 eingetroffenen Befehle. Die Kosaken nahmen die Briten beim Ehrenwort, 
wie sie es gewohnt waren. Sie stimmten zu, auf Lastwagen zu steigen, um 
mit dem britischen Kommando zu verhandeln, wie es hieß. 
Aber
 es stellte sich als schmutziger Trick heraus. Kaum in Spittal an der 
Drau angekommen, wurde den (längst freiwillig entwaffneten) Führern der 
Kosaken mitgeteilt, daß sie am nächsten Morgen den Sowjets in Judenburg 
(Steiermark) übergeben würden. Die Kosakenoffiziere waren entsetzt. Sie 
fielen auf ihre Knie und beteten die ganze Nacht. Am Morgen konnten sie
 nur mit Gewalt auf die Lastwagen verbracht werden. Noch im Abfahren 
waren ihre wunderschönen Hymnen zu hören, wie ein britischer Offizier 
berichtet. Bei der Übergabe auf der Murbrücke in Judenburg gab es die 
ersten Selbstmorde von Kosaken.
Die
 Szenen, die sich in Lienz, im Lager des kosakischen Volkes abgespielt 
haben, haben vielen der dafür verantwortlichen britischen Soldaten - die
 auch nichts Genaues wußten, die nur "Befehle befolgten" (und die 
Sowjets für Freunde hielten, immerhin hatte man gewissermaßen gemeinsam 
gekämpft) - noch jahrzehntelang Albträume beschert. 
Man
 nutzte die Gelegenheit einer Messe mit 4.000 Teilnehmern in Lienz. Die 
Briten rückten zwar an, mit dem Auftrag alle in Züge zu verfrachten, 
aber sie wußten nicht, wie sie mit der Situation umgehen sollten. 
Hysterie,
 Panik brach aus. Frauen, die sich und ihren Kindern die Pulsadern 
aufschnitten, Männer die ihre gesamte Familie umbrachten und sich selbst
 dann in die Drau stürzten, oder sich gegenseitig umbrachten. Tausende 
und abertausende Tote, die den Tod der langsamen Hinmordung und einem 
Leben ohne Freiheit vorzogen. Noch im Zug gab es viele Selbstmorde, 
viele schlitzten sich mit irgendwelchen spitzen Gegenständen den Hals 
auf. Geschätzt bleibende 10.000 wurden aber doch noch nach Judenburg 
transportiert, dort den Sowjets übergeben, wo sie in sibirischen 
Vernichtungslagern endeten, wenn sie nicht sofort erschossen wurden. 
Und die Führung der Alliierten wußte das alles. Die Medien berichteten dafür von "3.2 Millionen Nazi-Opfern, die in ihr Heimatland zurückbefördert"
 wurden. 3,2 Millionen Naziopfer? 3,2 Millionen, die britischen 
Medienberichten nach nur ein Ziel gehabt hätten - endlich heimzukommen?
 Morgen Teil 2) Die Sache sieht ziemlich anders aus 
*160218* 
 
