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Sonntag, 18. März 2018

Nicht menschliche Banalität, sondern Gott hält die Welt

Es gibt etwas Grundsätzliches und Verbindendes zwischen allen diesen nun folgenden Einzelmeldungen. Beginnen wir einmal mit einem Video von einer Lanz-Sendung im deutschen Fernsehen, in dem der Verfasser einer Trump-Biographie mit für viele sicher verblüffenden Details der ungeheuren Banalität des Alltags des Präsidenten der USA aufwartet. Wenn Michael Wolff (aus eigener Anschauung) auch Donald Trump als einzigartig darstellt - er hat nicht recht. Aus dem Alltag Bill Clintons wurden nicht weniger lächerliche Details bekannt.





Nun streuen wir die Reaktion von Marie-Antoinette, der Gattin Ludwigs XVI., im Frankreich der Revolution 1789 dazwischen. Als eine Menge Menschen vor Versailles zog, um "Brot" zu fordern. Was nur wenige zu wissen scheinen: Frankreichs gesamtwirtschaftliche Situation zu dieser Zeit war gut wie selten zuvor und danach; ein eigenes Thema, und ein Problem jeder Revolution, die gewissen Wohlstand nämlich voraussetzt, weil eher ein Neidproblem ist (Wolfsohn: "Wer hungert revoltiert nicht!") Also, da zogen die hysterischen Pariser Weiber vor das Schloß Versailles und forderten Brot. Die kolportierte (und belegte) Reaktion von Marie-Antoinette, die sich erschrocken an ihre Berater wandte, was das zu bedeuten habe, reagierte mit dem berühmten Ausruf: "Dann sollen sie doch Kuchen essen?!" 

In Wahrheit hat sie gemeint, daß im Schloß kein Brot sei, sondern eben die königlichen Majestäten nur Kuchen aßen, also solle man ihnen den doch geben, wenn sie Hunger hätten. Eine also eigentlich sehr gut gemeinte Reaktion wurde absichtlich und posthoc falsch ausgelegt, um ihr ans Zeug zu gehen. In Frankreich eine besondere und besonders rechtzufertigende Sache, wir haben schon mehrmals darüber berichtet. Die Legitimität eines Herrschers über alle Franken ist so heikel, daß sie sogar Kirchenspaltungen durch Verleumdung - wie bei Karl dem Großen, der die byzantinische Kirche als "Götzenanbeter" (in den Bildern) verleumdete, um die Usurpation der Kaiserwürde (die es nach katholischer Auffassung nur einmal geben kann) zu rechtfertigen - eher provoziert hat, als diese Legitimität.

Nicht falsch auszulegen scheinen aber Aussagen von Kanzlerin Angela Merkel. Die Alexander Wendt auf Achgut so darstellt:

Nach der Entscheidung der Essener Tafel, vorübergehend nur noch deutsche Neukunden zusätzlich aufzunehmen, weil der Anteil der Nichtdeutschen schon auf 75 Prozent gestiegen war und junge kräftige Migranten deutsche Seniorinnen verdrängten, nach dieser Entscheidung also meldete sich die Kanzlerin bei RTL zu Wort und erteilte den ehrenamtlichen Helfern der Essener Tafel eine strenge Rüge: „Da sollte man nicht solche Kategorisierungen vornehmen. Das ist nicht gut“.

Nun sind die Deutschen schon einiges von dieser seit zwölf Jahren führenden Politikerin gewohnt. Sätze wie: „Volk ist jeder, der in diesem Land lebt“, oder, auf die Frage einer Wählerin, was sie gegen den rasanten Anstieg von Sexualattacken zu tun gedenke: „Strafdelikte sind bei uns nicht erlaubt“.

Das fällt in die Kategorie der (bei Marie-Antoinette verleumderisch interpretierten) Worte. Hier treffen sich die Fälle Trump und Merkel. Und fallen mit so manchen kolportierten und beobachtbaren Episoden des Papstes Franziskus zusammen, die wir hier deshalb nicht weiter ausbreiten wollen, weil wir uns vorgenommen haben, dessen so offensichtliche Nacktheit nicht weiter strapazieren zu wollen, also seit geraumer Zeit lieber schweigen. 

Und genauso wollen wir nur andeuten, also eher schweigen, über das, was der VdZ im Laufe seines Lebens gesehen hat. Wo er auf erstaunenswerte, als seltsame Gnade zu betrachtende Weise auch mit höchsten Positionen zu tun hatte. In seinem Haus waren zu gewissen Zeiten buchstäblich nicht nur alle möglichen hohen Gäste zu Gast, sondern sogar Präsidenten. Und er hatte noch so manche Gelegenheit, intimste Einblicke in höchste weltliche, wie geistliche Positionen zu gewinnen. Um zu sehen, daß die Aussicht auf ein kühles Bier selbst weitreichendste Entscheidungen mehr beeinflussen kann als jede noch so klare sachliche Überlegung.

Was heißt das? Heißt das, daß erstens, daß wir von lauter unglaublichen Luschen regiert werden? Daß unser aller Schicksal von lächerlichen Figuren bestimmt wird? Ja. Und nein. Es ist nur unserer Zeit - die eine revolutionäre Zeit ist, das heißt, eine Zeit, in der es nur um die Zerstörung der Ordnung geht - sehr eigen, daß die Information, die wir erhalten nicht mehr eingeordnet werden kann. Weil es allen, wirklich allen an Realitätserfahrung fehlt. An Weisheit, könnte man sagen. 

Denn diese Dinge waren nie anders. Nie. Nie! Buchstäblich. In revolutionären Zeiten aber fallen sie umso mehr auf, als sich der Charakter dieser Zeiten prinzipiell gegen die Ontologie richtet. Und damit gegen die Ordnung des Seins, die in ihrer Natur ideell ist. Die Hierarchie der Welt ist also eine geistige Ordnung, die die Menschen zwar mehr oder weniger verfehlen, und zwar immer, IMMER, die aber in ihrer entelechialen Kraft (also in der Kraft des Seins selbst, das nach Seiend-sein drängt, also nach Welt) nicht zur Ganz-Realität kommt, also immer (sic!) mangelhaft bleibt. Egal welche Person man nimmt! Der Mensch ist zu schwach, um die Ordnung der Schöpfung herzustellen, wie sie gedacht ist, wie sie aber auch kraft ihrer geistigen, idellen Anlage auch zu sein drängt.

Ein Problem damit haben aber nur wir, haben nur revolutionäre Charaktere. Denn sie wollen das Sein korrumpieren. Sie wollen sich selbst an die Stelle Gottes setzen. Denn vertrauen kann der Mensch nur in diese geistige Ordnung, die man "Vorsehung Gottes" nennen kann (und muß weil gedanklich muß) und nicht in die menschliche Vollkommenheit.

Nur wer also an die Weltimmanenz der Welt glaubt (und das ist durchaus ein Seitenhieb gegen Hegelianer) kann von der Banalität des Menschlichen - auch in höchsten Führungspositionen, die Betonung liegt in: Höchsten! - enttäuscht bleiben. Eine solche ist aber gar nicht anders möglich. 

Vielmehr wird in der Bezugnahme auf menschliche Schwäche, von der sich keiner ausnehmen kann, von der sich Rebellen gerade "freisprechen" wollen, ersatzweise, theaterstückweise - die Kraft des Geistes beschworen. Als Wissen Gottes, wie C. M. Schneider es nennt, als Vorsehung Gottes, als Gott als Geist, ohne den überhaupt nichts, buchstäblich: nichts denkbar und möglich ist.

Deshalb hat sehr sehr viel an der bewußt dargestellten Nacktheit, die sich als "Information", als "Aufklärung", als "Enthüllung" maskiert, hinausschreit, bezeichnet, einen äußerst ungustiösen Beigeschmack. Sie hat den Beigeschmack einer völligen Unkenntnis der Welt gerade darin, daß sie deren Kenntnis durch "Erfahrung" vorgibt. Nur aus dem inneren Gespinst der Welt aber, aus ihrem Geist also, läßt sie sich jemals verstehen. 

Die Hoffnung der Menschen kann also nie auf die innerweltlichen Realitäten bezogen werden. Vielleicht durch Aufdeckung, weil nun "alle alles wüßten". Nein. Sie wissen nichts. Wissen tut nur der etwas, der aus ihrem innersten Gefüge her, dem Geist also, der Idee, der Vorsehung Gottes, auch ihre realen Bewegungen erkennen kann.

Jawohl, es gibt heute viele, die etwas wissen. Es gibt viele, die viel wissen. Aber es gibt kaum welche, die etwas wissen und wissen, WOVON sie etwas wissen. 

Das gilt im übertragenen Sinn für ALLE Bereiche. Selbst, ja ... selbst für Angela Merkel. Wer glaubt, sie aus ihrer realen, faktischen Banalität begreifen zu können, irrt. Wir haben es hier wie überall mit viel grundsätzlicheren geistigen Bewegungen zu tun, als es diese blass-lächerliche Pfarrerstochter aus Hamburg vermutlich selber weiß.

Jeder Respekt, jede Ehre, jede Verehrung kann also immer nur den inneren, geistigen hierarchischen Strukturen und Ordnungen gelten. Niemals dem zufällig diese repräsentierenden Menschen selbst. 

Und das ist das Geheimnis, das alle Revolutionäre nicht wissen. Denn sie wissen meistens gar nichts. Denn Wissen heißt: Teilhabe (in Analogie) am Geist, der Gott ist.

Worin sich also ebenfalls, wie in so vielem anderen, zeigt, was eine Charakteristik eines Volkes, einer Gesellschaft kennzeichnet, in der (ständig) revolutionärer Geist geboren wird. Wie in Deutschland, wie in Ungarn, wie in ... etc. etc. Gesellschaften, die in der Geschichte wieder und wieder durch Rebellionen, Revolutionen auffallen. Es sind Gesellschaften, immer und ausnahmslos, wo das kulturelle Klima (als fleischgewordene Effektivität der institutionellen Prozesse) sich auf die "handfeste Erfahrung" bezieht, ohne diese mit dem Geist abzustimmen und VON DA HER zu verstehen. Die also in den haltlosen Subjektivismus gefallen sind, und diesen von Generation zu Generation weitergeben.

Jawohl, Merkel, Trump, Franziskus etc. etc. sind lächerlich und banal. Ja dumm. Aber das Gefüge der Welt wird durch das Sein aufrechtgehalten und durch die Geschichte geführt. Es geht in der Geschichte also um eine Geschichte mit Gott. Nur dann, wenn wir das wissen, wenn wir uns daran halten, werden wir auch verantwortlich handeln können. In unserem Lebenskreis. Nicht mehr. Aber auch nicht weniger.

Heißt das, daß wir stillschweigend zu ertragen haben, was da über uns kommt? Nein. Und doch auch: ja. Irgendwie. Uns muß vor allem einmal bewußt werden, daß wir ohne dieses geistige, innerste Gefüge der Welt - der geistigen Ordnung also - alle, wirklich alle LÄCHERLICHE NICHTSE sind. Daß das, worauf wir uns hinwerfen sollen, dem wir uns ergeben müssen, der ideelle Ort ist, an dem wir stehen, und auf den wir Kraft einer niemandem als Gott zu verdankenden Geburt geworfen sind. DORT liegt unsere Aufgabe, nirgendwo sonst. Und wir werden sie immer auf lächerliche Weise erfüllen! Wir versagen siebenmal siebzigmal mehr, als es uns aus eigener Kraft jemals gelingt. Denn jedes Gelingen ist ein Wunder Gottes. Weil die Welt in ihrem innersten Wesen Wunder ist. 

Wenn schon, dann sollten wir nur Angst - zeitliche, nicht ewige Angst - vor jenen haben, die nicht im Kult vor Gott stehen. Die glauben, die Welt wäre nur aus menschlicher Anstrengung zu gestalten wie zu retten. Und das betrifft alle, wirklich alle Seiten und Parteiungen. Heute.

Denn vor Gott ist jeder Mensch nackt, lächerlich, banal. Mehr zu sein ist eine Gnade, um die es unaufhörlich zu bitten gilt.

Auch wenn das nie heißt, daß wir - im Rahmen unseres Ortes, an dem wir stehen - einfach zu schlucken haben, was sich an Banalitäten über uns ergießt.  Wir müssen uns sogar gegen sachliche Unmöglichkeiten wehren, wo sie uns betreffen. Aber wir dürfen nicht glauben, daß unsere eigene Banalität auch nur um ein Haar weniger niedrig wäre. Und gar glauben, wie es heute oft scheint, daß eine "Welt der schonungslosen Aufdeckung" auch nur um einen Deut besser wäre, als die, die wir heute erleben müssen.

Denn wir sind immer zeitbezogene Wesen. Und nur darin und deshalb Fenster zur Ewigkeit, weil wir an dieser Zeitgebundenheit - die heute mit Recht Banalität heißt - leiden und offen werden für den Geist selbst. Wir müssen akzeptieren, daß wir in einer kaum zu glaubenden kulturellen Niedrigkeit leben. Das ist das Geheimnis.




*020318*