Teil 3)
Paglia
führt aus, daß das Problem auch damit zu tun habe, daß Männer und
Frauen nicht mehr wie früher je eigene Welten haben, die miteinander nur
wenig zu tun haben. Und darin erringen sie ihre Stellungen, ihre
Leistungen, und haben viel Lebensfreude dabei, eben unter ihresgleichen
zu sein, mit ganz spezifischen Bereichen und Tätigkeiten und
Kompetenzbereichen - und sei es das Kochen. Dabei haben auch Frauen
enorme Machtpositionen errungen, über Hochzeiten bestimmt, über die Art
zu leben. Jedes Geschlecht hatte seine eigenen Hierarchien, seine
eigene Art miteinander zu kommunizieren, eigene Anerkennungsbereiche.
Sie könne sich noch erinnern, wie in ihrer Kindheit nach dem Essen die
Frauen in der Küche verschwanden und den Abwasch erledigten. So viel
wurde da gelacht und getratscht. Während die Männer aufgestanden waren
und sich um ein Auto im Hof versammelt hatten, wo sie den Motor
studierten. Beide Geschlechter tankten gewissermaßen bei etwas auf, das
ihnen Freude machte.
Die Frauen werden dabei tief unglücklich. Aber sie wisssen nicht warum.
Die Frauen werden dabei tief unglücklich. Aber sie wisssen nicht warum.
Heute stehen wir in einer
Situation, in der beiden Geschlechtern alles möglich ist. Und beide sind
darin ... unglücklich, vor allem die Frauen. Gerade die Frauen der
Mittelklassen sind signifikant unzufrieden, und sie wissen nicht warum.
Also machen sie den Mann dafür verantwortlich. Er muß sich ändern, er
muß mehr wie eine Frau werden. Aber das ist genau der falsche Weg. Auch
für die Männer. Denn es gibt nichts Gefährlicheres als einen schwachen,
feminisierten Mann.
Warum kann man nicht damit einfach
leben, daß das Geschlechterverhältnis immer ein wenig spannungsgeladen
ist? Warum kann man nicht akzeptieren, daß Männer und Frauen ihre Dinge
je auf eigene Art bewältigen? Und daß es im Zusammenspiel beider dann
auch zu Spannungen und Konflikten kommt? Stattdessen beschweren sich die
Frauen ständig und erklären alles, was spezifisch männlich ist, für
schlecht. Dabei ist die Welt eben kein Kindergarten, es geht in ihr zu,
es ist kompetitiv, sie ist oft auf Kampf gestellt.
Genau
das liegt aber im Wesen der Frau, Konflikten eher auszuweichen, sich
mehr auf Zwischenmenschlichkeit zu konzentrieren als die Männer, die
mehr an Sachen interessiert sind. Peterson weist darauf hin, daß seiner
Erfahrung nach eben unter Männern praktisch alles eine Art Wettkampf
ist. Was Männern fehlt ist eine Vorstellung davon, wie sie mit Frauen
konkurrieren sollen. Denn da kollidieren zwei Prinzipien! Aus ihrer
Natur heraus stehen sie in einer Situation, wo sie einerseits um zu
gewinnen "die Sau rauslassen" müßten, wie es unter Männern geschieht.
Dabei sind sie sehr wohl kooperativ, aber sie wollen an der Spitze der
Sieger stehen (=Helden sein).
Was Frauen gegenüber aber
als Brutalität ausgelegt wird. Wenn Männer aber Frauen gegenüber
verlieren, werden sie bemitleidenswert. Wie soll also ein Mann so
ein Spiel spielen? Es gibt keine archetypischen Rollenbilder, die das
abdecken. Männer hauen einander in die Fresse, und sind am nächsten Tag
wieder die besten Freunde. Aber bei Frauen funktioniert das nicht! Sie
haben eine ganz andere Art der nachhaltigen Konfliktaufrechterhaltung.
(So nebenbei: Es gibt Studien die zeigen, daß es vor allem Frauen
untereinander sind, die sich auf Facebook durch Rufschädigung und
Mobbing bekämpfen.) Im Kampf mit Frauen stehen Männer vor dem Problem,
daß das, was sie normalerweise tun, plötzlich zu vermeiden ist. Wie
sollen sie damit umgehen?
Es hatte also seinen tiefen
Sinn, wenn historisch die Arbeits- und Aufgabenwelten von Männern und
Frauen zwei separate Sphären waren. Und das sollten sie nach wie vor
sein. So kann sich ein Proprium herausbilden, ein je eigenes Frau- und
Mannsein, ohne daß es kollidiert. Es steht sich lediglich dann
gegenüber, ergänzend.
Die Idee, beide Welten zu
mischen, ist grundfalsch. Und sie ist im übrigen die Dynamik der
Feiglinge, auf beiden Seiten. Hier zeigt sich natürlich aber auch die
bedauernswerte Vergangenheit beider - Paglia und Peterson - in
evolutionistische Weltbilder, und das ist die letzthinnige Schwäche der
ganzen Argumentation. Sie wird relativ, sie wird historizistisch, und
damit angreifbar. Das sei so, weil es sich von der Steinzeit an so
entwickelt habe, meinen beide. Also: Weil es immer so war ist es auch
so, weil wir ja so wurden. Und wir wurden so, weil es biologisch so
angelegt ist. Daß es sich herausgebildet hat, ist dann einfach eine Frage
der besseren Organisation gewesen, seit je, und nicht eine der Macht.
Da zerfließen eben die psychologistisch-evolutionistischen Sichtweisen der beiden: Was sagen sie eigentlich? Zuschriften werden gerne entgegengenommen. Viele Worte - aber worum?
Da zerfließen eben die psychologistisch-evolutionistischen Sichtweisen der beiden: Was sagen sie eigentlich? Zuschriften werden gerne entgegengenommen. Viele Worte - aber worum?
Leider.
Damit verfehlen beide den entscheidenden Punkt: Die metaphysische, in
der Ideenwelt, im Wissen, im Sein Gottes verankerte Polarität und
Komplementarität der Beziehung der Geschlechter zueinander. Aus diesem
Grund braucht es sehr wohl auch eine Leitidee, die in der
Amplitudenhaftigkeit der Menschen (beider Geschlechter), wo sie mal mehr
mal weniger ihr Selbstsein erfüllen, immer wieder ihr Maß in der
Ideenwelt holt. Das wird bei beiden aber nur faktisch-historisch, und
Mythos und Archetyp werden damit lediglich pragmatisch. Dieser Damm
gegen die Frage "Warum soll sich das also nicht auch ändern? Gestalten
wir das Leben neu, das sich ja so viel verändert hat, verändern sich
doch auch die Geschlechter und Bilder davon?!" hält nicht, wir erleben
es ja.
Die an sich richtige Forderung von Paglia,
daß sich die gesamte heutige Erziehung ändern müßte, hat deshalb einen
Beigeschmack. Wenn man von ihr hört, daß das notwendig ist, weil sich die
jungen Menschen sonst in dieser heutigen Welt, die eine Welt des
Kampfes ist, nicht zurechtfinden, denn sie wurde ja so, aus diesen
Polaritäten.
Aber beide spüren diese
Widersprüchlichkeit. Deshalb sind beide ja auch die bekannten
Grenzgänger (vor allem Peterson), wo sie nach einer Verbindung im Absoluten
suchen, sogar ahnen, ohne daß sich diese Welten - das Absolute und das
historisch-mythologische/archetypische - aber auch finden. Peterson
meint deshalb einmal an anderer Stelle, daß sich diese Welten "manchmal
berühren". Eben, nicht nur manchmal. Sie sind durchgängige Berührungen,
durch alle Ebenen durch. Nur verliert sich da und dort diese an sich
eine Analogie und Deckungsgleichheit in der Weltseiung des Menschen
durch zivilisatorische Prozesse, weil kulturell verfehlte Lebensweisen
und damit Prägungen auch diese Trennung - als Defekt! - bewirken können
und tatsächlich bewirken.
Und zwar gerade
dort hätten sie die Quelle dieser Deckungsgleichheit, wozu sich
Peterson nicht entschließen kann: Im Kult. Im Gottesdienst, wo die
eigentliche Weltseins-Dynamik (als Beziehungsfeld in Gestalten, die
sinnlich aufgenommen und erlebt werden) zur Welt kommt, inkarniert. Samt
der notwendigen Haltung der Kultteilnehmer, die in ihrer Haltung
der Ehrfurcht (im vielfältigsten Sinn) diese Dynamik in sich aufnehmen.
Das ist ja Kult.
Morgen Teil 4)
*160618*