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Montag, 23. Juli 2018

Der Grund war intellektuelles Versagen aus sittlichem Versagen (3)

Teil 3)




Paglia führt aus, daß das Problem auch damit zu tun habe, daß Männer und Frauen nicht mehr wie früher je eigene Welten haben, die miteinander nur wenig zu tun haben. Und darin erringen sie ihre Stellungen, ihre Leistungen, und haben viel Lebensfreude dabei, eben unter ihresgleichen zu sein, mit ganz spezifischen Bereichen und Tätigkeiten und Kompetenzbereichen - und sei es das Kochen. Dabei haben auch Frauen enorme Machtpositionen errungen, über Hochzeiten bestimmt, über die Art zu leben. Jedes Geschlecht hatte seine eigenen Hierarchien, seine eigene Art miteinander zu kommunizieren, eigene Anerkennungsbereiche. Sie könne sich noch erinnern, wie in ihrer Kindheit nach dem Essen die Frauen in der Küche verschwanden und den Abwasch erledigten. So viel wurde da gelacht und getratscht. Während die Männer aufgestanden waren und sich um ein Auto im Hof versammelt hatten, wo sie den Motor studierten. Beide Geschlechter tankten gewissermaßen bei etwas auf, das ihnen Freude machte.

Die Frauen werden dabei tief unglücklich. Aber sie wisssen nicht warum.

Heute stehen wir in einer Situation, in der beiden Geschlechtern alles möglich ist. Und beide sind darin ... unglücklich, vor allem die Frauen. Gerade die Frauen der Mittelklassen sind signifikant unzufrieden, und sie wissen nicht warum. Also machen sie den Mann dafür verantwortlich. Er muß sich ändern, er muß mehr wie eine Frau werden. Aber das ist genau der falsche Weg. Auch für die Männer. Denn es gibt nichts Gefährlicheres als einen schwachen, feminisierten Mann. 

Warum kann man nicht damit einfach leben, daß das Geschlechterverhältnis immer ein wenig spannungsgeladen ist? Warum kann man nicht akzeptieren, daß Männer und Frauen ihre Dinge je auf eigene Art bewältigen? Und daß es im Zusammenspiel beider dann auch zu Spannungen und Konflikten kommt? Stattdessen beschweren sich die Frauen ständig und erklären alles, was spezifisch männlich ist, für schlecht. Dabei ist die Welt eben kein Kindergarten, es geht in ihr zu, es ist kompetitiv, sie ist oft auf Kampf gestellt. 

Genau das liegt aber im Wesen der Frau, Konflikten eher auszuweichen, sich mehr auf Zwischenmenschlichkeit zu konzentrieren als die Männer, die mehr an Sachen interessiert sind. Peterson weist darauf hin, daß seiner Erfahrung nach eben unter Männern praktisch alles eine Art Wettkampf ist. Was Männern fehlt ist eine Vorstellung davon, wie sie mit Frauen konkurrieren sollen. Denn da kollidieren zwei Prinzipien! Aus ihrer Natur heraus stehen sie in einer Situation, wo sie einerseits um zu gewinnen "die Sau rauslassen" müßten, wie es unter Männern geschieht. Dabei sind sie sehr wohl kooperativ, aber sie wollen an der Spitze der Sieger stehen (=Helden sein). 

Was Frauen gegenüber aber als Brutalität ausgelegt wird. Wenn Männer aber Frauen gegenüber verlieren, werden sie bemitleidenswert. Wie soll also ein Mann so ein Spiel spielen? Es gibt keine archetypischen Rollenbilder, die das abdecken. Männer hauen einander in die Fresse, und sind am nächsten Tag wieder die besten Freunde. Aber bei Frauen funktioniert das nicht! Sie haben eine ganz andere Art der nachhaltigen Konfliktaufrechterhaltung. (So nebenbei: Es gibt Studien die zeigen, daß es vor allem Frauen untereinander sind, die sich auf Facebook durch Rufschädigung und Mobbing bekämpfen.) Im Kampf mit Frauen stehen Männer vor dem Problem, daß das, was sie normalerweise tun, plötzlich zu vermeiden ist. Wie sollen sie damit umgehen?

Es hatte also seinen tiefen Sinn, wenn historisch die Arbeits- und Aufgabenwelten von Männern und Frauen zwei separate Sphären waren. Und das sollten sie nach wie vor sein. So kann sich ein Proprium herausbilden, ein je eigenes Frau- und Mannsein, ohne daß es kollidiert. Es steht sich lediglich dann gegenüber, ergänzend. 

Die Idee, beide Welten zu mischen, ist grundfalsch. Und sie ist im übrigen die Dynamik der Feiglinge, auf beiden Seiten. Hier zeigt sich natürlich aber auch die bedauernswerte Vergangenheit beider - Paglia und Peterson - in evolutionistische Weltbilder, und das ist die letzthinnige Schwäche der ganzen Argumentation. Sie wird relativ, sie wird historizistisch, und damit angreifbar. Das sei so, weil es sich von der Steinzeit an so entwickelt habe, meinen beide. Also: Weil es immer so war ist es auch so, weil wir ja so wurden. Und wir wurden so, weil es biologisch so angelegt ist. Daß es sich herausgebildet hat, ist dann einfach eine Frage der besseren Organisation gewesen, seit je, und nicht eine der Macht.

Da zerfließen eben die psychologistisch-evolutionistischen Sichtweisen der beiden: Was sagen sie eigentlich? Zuschriften werden gerne entgegengenommen. Viele Worte - aber worum?

Leider. Damit verfehlen beide den entscheidenden Punkt: Die metaphysische, in der Ideenwelt, im Wissen, im Sein Gottes verankerte Polarität und Komplementarität der Beziehung der Geschlechter zueinander. Aus diesem Grund braucht es sehr wohl auch eine Leitidee, die in der Amplitudenhaftigkeit der Menschen (beider Geschlechter), wo sie mal mehr mal weniger ihr Selbstsein erfüllen, immer wieder ihr Maß in der Ideenwelt holt. Das wird bei beiden aber nur faktisch-historisch, und Mythos und Archetyp werden damit lediglich pragmatisch. Dieser Damm gegen die Frage "Warum soll sich das also nicht auch ändern? Gestalten wir das Leben neu, das sich ja so viel verändert hat, verändern sich doch auch die Geschlechter und Bilder davon?!" hält nicht, wir erleben es ja.

Die an sich richtige Forderung von Paglia, daß sich die gesamte heutige Erziehung ändern müßte, hat deshalb einen Beigeschmack. Wenn man von ihr hört, daß das notwendig ist, weil sich die jungen Menschen sonst in dieser heutigen Welt, die eine Welt des Kampfes ist, nicht zurechtfinden, denn sie wurde ja so, aus diesen Polaritäten.

Aber beide spüren diese Widersprüchlichkeit. Deshalb sind beide ja auch die bekannten Grenzgänger (vor allem Peterson), wo sie nach einer Verbindung im Absoluten suchen, sogar ahnen, ohne daß sich diese Welten - das Absolute und das historisch-mythologische/archetypische - aber auch finden. Peterson meint deshalb einmal an anderer Stelle, daß sich diese Welten "manchmal berühren". Eben, nicht nur manchmal. Sie sind durchgängige Berührungen, durch alle Ebenen durch. Nur verliert sich da und dort diese an sich eine Analogie und Deckungsgleichheit in der Weltseiung des Menschen durch zivilisatorische Prozesse, weil kulturell verfehlte Lebensweisen und damit Prägungen auch diese Trennung - als Defekt! - bewirken können und tatsächlich bewirken. 

Und zwar gerade dort hätten sie die Quelle dieser Deckungsgleichheit, wozu sich Peterson nicht entschließen kann: Im Kult. Im Gottesdienst, wo die eigentliche Weltseins-Dynamik (als Beziehungsfeld in Gestalten, die sinnlich aufgenommen und erlebt werden) zur Welt kommt, inkarniert. Samt der notwendigen Haltung der Kultteilnehmer, die in ihrer Haltung der Ehrfurcht (im vielfältigsten Sinn) diese Dynamik in sich aufnehmen. Das ist ja Kult.

Morgen Teil 4)





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