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Dienstag, 3. Juli 2018

Warum Religionsfreiheit den Staat und die Religion zerstört (2)

Teil 2)



Also zeichnen sich unsere Demokratien mit ihrem Konzept der Trennung von Staat und Religion (an dem sie über kurz oder lang selbst zerbrechen) vor allem dadurch aus, daß sie im Laufe einer gewissen Dauer (Zeit) zunehmend angefüllter werden mit solchen Ersatzkonzepten, die in ihrer Tiefe (als Beziehungsspannung) das jedem Menschen ureigenste Religiöse erkennen lassen. Im wahrsten Sinne entsteht eine Ersatzreligion nach der anderen. Mit allen denselben Kennzeichen, die Religionen haben: Sie verlangen nach Absolutheit. Denn erst in der Absolutheit läßt sich Legitimität und damit auch Spannungslösung (Vergebung; Lösung von Schuld; Belohnung etc.) erreichen.

Und zu einem dieser Argumente, die die Absolutheit belegen sollen, gehört - die Ratio. Die ohne historische Aufklärung also gar nicht begreifbar ist, die ja die Ratio sogar dezidiert zur Göttin (zum absoluten Gott) erhob. Worin sie ja ein tief katholisches Grundkonzept aufgriff, aber verweltlichte (welche Arbeit dann Hegel quasi "kongenial" vollendete.)

Die Konzepte geraten also in einen Wettstreit um den Primat in der Hierarchie. Sie stehen in einem solchen Wettstreit. Sie müssen den Menschen Legitimität liefern können. Und sie müssen dem Staat Legitimität verschaffen, denn niemand nimmt einen Staat (als höchste Form menschlich-kultureller Organizität) ernst, der nicht aus dem Absoluten schöpft.

Genau damit haben wir es heute zu tun. Es sind alles Folgen der Auflösung der Autoritätsstellung der Kirche, aber noch mehr: Folgen der Auflösung des Kultes in ihr als Quelle des Gottesbildes und damit der Formung jedes, wirklich jedes menschlichen Verhaltens und Handelns.

Und damit greifen wir in die Innereien von fast allem, was unser Leben seit Jahrhunderten mehr und mehr bestimmt weil bestimmen will. Es stellt sich uns als die Paradigmen der Gegenwart in vielfacher Form dar. Beginnend bei den ökologischen Katastrophen, deren wir angeblich angesichtig werden, die sich aus Irrationalem begründen, oder das genaue Gegenteil in der "Wissenschaftlichkeit" behaupten. Beide Bewegungen gehören zusammen, sie sind lediglich andere Weisen, auf das Absolute als Legitimitätsquelle zurückzugreifen. Oder man denke an die Konzepte des Zusammenlebens, die Atomisierung der Individuen, die angeblichen Freiheitsansprüche des Gendering, der LBGT, die Konzepte des Multikulturellen, der beliebigen Menschheitsvermischung, der Migration, der Globalpolitik ... Wer einmal in Ruhe anblickt, was uns heute umgibt, wird überall exakt dieselben Strukturen entdecken.

Die sogar mit derselben Grundkonstellation arbeiten wie es die katholische Kirche tut: Dem Konzept, daß ein Verfehlen gegen diese Grundhaltungen einen Fall in die Hölle (Vernichtung) bewirkt. Alle heutigen Konzepte, ja alle Konzepte des Umgangs mit der Wirklichkeit müßte man da sagen, haben also einen Part, den die "Hölle" übernimmt. Alle. Ebenso wie alle Vergebensriten haben. Oder Schuld erkennen lassen (wollen).

Weil es nur ein Konzept gibt (bzw. gäbe), das auch wirklich in der natürlichen Wirklichkeitsrezeption verankert wäre - das ist das des inkarnierten Gottes, das ist die Katholische Kirche. (Umso schlimmer also das Versagen, wenn sich diese Religion ihrer selbst begibt und ebenfalls diesen Quellen beitritt, sich diesen unterstellt.)

Lassen wir diesen Gedanken nun einmal so stehen. Denn spätestens jetzt ist der Moment gekommen, an ein Konzept heranzugehen, das den sogenannten freiheitlich verfaßten Demokratien (des Westens) gemein ist - es ist das der Religionsfreiheit. Es geht davon aus, daß ein "friedliches Beisammenleben" mehrerer Religionen möglich ist, wenn man die Religion aus dem öffentlichen Raum fernhält. Weil es andererseits anerkennt, daß Religion ein menschliches Grundbedürfnis ist, dem zu entsprechen ist. Weil zum Grundkonzept dieser staatlichen/gesellschaftlichen Verfaßtheit das individuelle Wohl zählt. Gemeinwohl wird damit soweit abstrahiert, als es von der Religion getrennt wird.


Morgen Teil 3)




*100618*