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Mittwoch, 11. Juli 2018

Stalin wollte ganz Europa unterwerfen (3)

Teil 3)


Ebenfalls für die Fortgeschrittenheit der Angriffspläne Stalins spricht der Umstand, daß die Waffensysteme an der Grenze zu Deutschland auf kleinsten Raum konzentriert waren. Im Verteidigungsfall macht man das genaue Gegenteil. Da stellt man nicht (wie geschehen) hundert Panzer Stoßstange an Stoßstange, ohne jede Tarnung, in Reihen dicht nebeneinander. Das tut man wenn man angreifen möchte und mit eigener Luftüberlegenheit rechnet. So, wie es die Amerikaner 1944 in Frankreich taten. So lassen sich die enormen Materialverluste zu Beginn des deutschen Angriffs im Mai 1941 erklären. Während die deutsche Ausrüstung gleich einmal mit riesigen Mengen an Beutewaffen ergänzt wurde.

Die horrenden Zahlen an Gefangenen erklärt Suworow anders. Stalin hatte schon ab 1939 Millionen von Gulag-Häftlingen Freiheit versprochen, wenn sie die Uniform anzogen und Dienst mit der Waffe taten. Ein Gewehr genügte dafür. Und Millionen meldeten sich, was hatten sie zu verlieren?

Daß solche "Truppen" keine Kampfkraft haben liegt auf der Hand. Aber im Falle eines Angriffs auf den Westen bildeten sie eine durchaus sinnvolle Nachhut und Besatzungsmacht, die sich aus dem Land ernähren konnte. Als dann aber doch Deutschland angriff, erfüllten sie einen anderen Zweck, wie sich herausstellte. Denn sie belasteten den Feind, hemmten den Vormarsch, und banden große Kräfte. An Soldaten, logistisch, an Material und Transportmitteln, und vor allem am knappesten Gut der Wehrmacht in Rußland: An Lebensmitteln. Es war tatsächlich der vielleicht entscheidende Faktor, daß der deutsche Vormarsch auf Moskau zu langsam vorankam - daß im Hinterland riesige "Kessel" mit Millionen (an Kampfkraft wertloser) Gefangenen aufgearbeitet werden mußten.

Die Berichte über die deutschen Blitzerfolge haben also gar nicht die deutsche Überlegenheit zur Grundlage, die gab es nicht wirklich. Sie waren zum überwiegenden Teil der Propaganda beider Seiten zuzuschreiben, in je unterschiedlicher Richtung. Hitler war interessiert daran, möglichst erfolgreich dargestellt zu werden. Stalin das Gegenteil: Er stellte die Gefährdung seines Landes möglichst dramatisch dar, weil er so riesige Hilfslieferungen der Amerikaner erhoffte - und bekam. Und er mußte vor allem seine Angriffsabsichten vertuschen. Also mußte er sein Land als militärisch unvorbereitetes Opfer verkaufen.

Der russische Historiker und ehemalige hohe Armeeoffizier mit detektivischem Sinn für Details zeigt sogar Kriegspropaganda-Material, das bereits im März 1941 angefertigt wurde. Und er weist auf sechs Millionen deutsch-russischer Kleinwörterbücher für Soldaten hin. Die schon im Mai 1941 gedruckt waren. Und mit was für Phrasen darin! Interessiert sich ein Rotarmist, der seine Heimat auf Heimatboden verteidigt dafür, wo das Telegraphenamt ist? Das kann er dann doch in Russisch machen? Aber noch mehr. Suworow erzählt daß er lange darüber nachgedacht habe, warum diese Wörterbücher nicht für friedliche Zwecke gedacht sein konnten. Bis er das nötige Detail gefunden hatte: Die Phrasen hatten sämtlich Befehlscharakter. Während das Deutsche sich dadurch auszeichnet, daß es im Frieden für solche Dinge sehr oft "bittet".

Nur einige von vielen Details, die hier präsentiert werden. Und die Frage aufwerfen: Kann man da noch glauben daß Stalin von Hitlers Angriff "überrascht" war?


Morgen Teil 4)





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