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Sonntag, 29. Juli 2018

Was orthodoxen und römischen Katholizismus trennt (6)

Teil 6)




Dann folgen noch eine Reihe von "nebensächlicheren" Kritikpunkten. Wie die, an Wochentagen in der Fastenzeit Messen zu zelebrieren.

Bedarf von Zwillingen, sich zu unterscheiden

Bemerkenswert ist, daß man so eine Liste des Ausschließenswerten gegen Muslime oder Juden nicht kennt. Es zeigt, daß der Konflikt Orthodoxie - römischer Katholizismus ein innerfamiliärer, umso vehementer geführter Kampf ist. Es beweist, daß man schwer damit zu tun hat, sich getrennt zu sehen. Umso mehr versucht man, die Eigenberechtigung zu beweisen. Zu schwer wiegen die Gemeinsamkeiten. Wie bei Zwillingen, die alles tun, um sich zu unterscheiden und bald nur noch wirken, als würden sie sich nur mit Unterscheidungen befassen.



Kein Orthodoxer würde noch eine römisch-katholische Liturgie besuchen

Den Abschluß der Ausführungen bildet eine bittere Kritik an den Traditionsbrüchen im Katholizismus. Sowohl in der Musik wie auch in der Architektur. Viel Geld wird heute für Abscheulichkeiten ausgegeben. Damit steht in Zusammenhang, daß seit den 1960er Jahren die Zahl der Mönche in der römischen-katholischen Kirche um 95 Prozent zurückgegangen ist. Weltweit gesehen, folgt vielleicht noch EIN EINZIGES Benediktinerkloster den eigentlichen Regeln des Heiligen Benedikt (auch ein orthodoxer Heiliger).  Das zeigt, wie schwierig es in Wahrheit in der Katholischen Kirche (Roms) ist, katholisch zu bleiben. Und das zeigt vor allem, wie groß wirklich die Gräben sind, die Orthodoxie und römischen Katholizismus trennen. Er ist längst spiritueller Natur.

Aber mit rein dogmatischen Einigungen wäre es nicht mehr getan. Die römische Kirche ist bereits glaubenslos.

Was würde also passieren, wenn die römische Kirche das "filioque" aufgäbe. Was würde passieren, wenn die römische Kirche alle Konzile, die sie seit dem Nizäischen Konzil als "ökumenisch" bezeichnet, obwohl die Orthodoxie nie anwesend war, aufgäbe. Wenn die Römer also alles aufgäben, was sie von der Orthodoxie erst so richtig getrennt hat. Wenn sich also die römische Kirche aufs erste Jahrtausend besinnen würde, um mit der Orthodoxie überein zu kommen. Es wäre ein reines Wunder. Es wäre phantastisch. ABER ... was kommt am nächsten Morgen?

Könnte dennoch auch nur irgendjemand aus der Orthodoxie am nächsten Morgen in eine katholische Kirche gehen? Nein, ganz eindeutig: Nein. Ein Orthodoxer in einer römisch-katholischen Messe würde nicht wissen, wo er sich befindet. Er würde sich nicht in einem gemeinsamen Glauben finden! Kein Orthodoxer würde sich im Römischen wiederfinden. Dazu müßte sich die römische Kirche komplett reformieren, sich auf ihren Glauben und ihre Tradition völlig neu besinnen. 

Eine Einigung von Orthodoxie und römischem Katholizismus kann nur eine totale Überraschung sein. Nur ein Wunder. Denn die römisch-katholische Kirche hat sich so weit von der Tradition und dem depositum fidei des Katholizismus entfernt, daß eine Wiedervereinigung der beiden Kirchen nach menschlichem Ermessen ausgeschlossen scheint.







* Eine gewisse Annäherung gab es freilich in den letzten Jahrzehnten, Rom und Moskau haben wechselseitig eine Reihe von Heiligen jeweils in ihr Martyrologium aufgenommen, eigentlich ein sehr bedeutender Schritt - denn sie bestätigen damit einander, daß man in der jeweiligen Glaubenszugehörigkeit, eigentlich in der jeweiligen Liturgie heilig werden kann!

**Das hat den VdZ bei Besuchen in Orthodoxen Liturgien mit am meisten überrascht: Jedesmal (!) lange Schlangen von Pönitenten, so gut wie alle gingen jedesmal beichten, wenn sie zum Empfang der Kommunion wollten. Und oft wurden die (meist: Mehrzahl) Priester bis zur Kommunion - trotz der zeitlich so langen Liturgie - gar nicht fertig.





*170618*