Teil 2)
Trotz
dieser Zahlen haben aber heute die, die den Katholizismus ernst nehmen, größte Probleme einen Ort zu finden, an dem sie diesen
Glauben auch leben können. Wo sie nicht mit der Fülle von Widersprüchen
konfrontiert sind, die die römische Kirche heute kennzeichnen. Das
Verhältnis Priester zu Gläubigen in den USA ist deshalb nicht zufällig
5.000 zu 1. Und davon sind gut 50 Prozent "Importe", aus den Philippinen etwa.
Aufgrund der Erosionen in der katholischen Kirche gibt es für
konservative, "anständige" Katholiken keinen Ansporn mehr, Priester zu
werden. Es wird deshalb auch immer schwieriger eine Kirche zu finden, wo
die Liturgie noch anständig gefeiert und keine moraltheologische
Verirrung gepredigt wird. Oder wo man wie früher immer beichten gehen
kann. Und nicht einmal das spärliche Beichtangebot wird noch
wahrgenommen, denn Katholiken gehen heute gar nicht mehr zur Beichte.**
Die Katholiken sind nicht nur protestantisiert, sie haben freiwillig
angenommen, was die Protestanten angerichtet haben. Daran sind die Bischöfe selbst schuld.
Fr.
Trenham schickt seinem Sermon über die Unterschiede voraus, daß er
große Wertschätzung für die römisch-katholischen Gläubigen hegt. Auch
schätzt er die Zusammenarbeit mit dem Katholizismus, der der Orthodoxie
oft auch hilft. 2016 ist sogar erstmals ein Statement gegen die
Abtreibung herausgegeben worden, in dem katholische und orthodoxe
Bischöfe gemeinsam Stellung bezogen.
Dennoch
ist seine Liste der Abgrenzungspunkte nicht weniger scharf. Und so
beklagt er, daß die römische Kirche oft sehr aggressiv vorgeht. Etwa im
Vorderen Orient, in Gebieten wo es gar keine Katholiken gibt, sondern
nur Orthodoxe, errichten sie etwa Schulen - sie haben die Mittel dazu -
und drängen die Schüler, die orthodox sind, klammheimlich in den
Katholizismus, etwa im Meßbesuch (in der Memoration). Diese
"Proselytenmacherei" ist generell zu beobachten, und oft genug (siehe Ukraine) ein schwerer Anstoß zum Konflikt. (Aber hier haben wir eben das
Problem der Religionsfreiheit, und warum die Orthodoxen das oft wollen,
liegt auf der Hand: sie dient der Minderheit, und nur der Minderheit.)
Eine
große und fragwürdige Rolle spielten die Erscheinungen von Fatima. Die
Kinder erhielten dabei eine Prophetie, genau übrigens in dem Jahr, in
dem Rußland durch den Bolschewismus gekreuzigt wurde. Es heißt dabei,
daß sich Rußland "bekehre". Die Katholiken interpretieren das aber so,
als hätte das geheißen, sie würden KATHOLISCH! Totaler Unsinn! Der
orthodoxe Priester und Theologe erzählt von einem seiner Gespräche mit
dem (sehr frommen, katholischen) portugiesischen König (derzeit außer Amt).
Der sei mit den Seherkindern in regelmäßigem brieflichem Kontakt
gestanden. Auf eine spezifische Anfrage diesbezüglich hätten diese ihm
aber geantwortet, daß ihrer Auffassung nach Maria diese Botschaft so
gemeint habe, daß die Russen sich ZUR ORTHODOXIE bekehren würden!
(Übrigens: Manchen Berichten zufolge scheint sich das heute tatsächlich zu
ereignen.)
Die Liste der Unterschiede - Am Anfang stand das Filioque
Die Liste der Unterschiede - Am Anfang stand das Filioque
Was
steht nun aber wirklich zwischen der Orthodoxie und der
römisch-katholischen Kirche? Die orthodoxe Kirche hat dazu ab dem 7./8.
Jahrhundert Listen angefertigt. Und ganz an der Spitze der Unvereinbarkeiten
steht das FILIOQUE als Lehre vom Ausgang des Heiligen Geistes. Das
widerspricht der Lehre von der Dreifaltigkeit, und die Konsequenzen
dieser Häresie sind immens. (Wir haben darüber schon einmal unsere
Gedanken dargelegt, es stimmt: die Konsequenzen WAREN immens.) Es geht
dabei nicht nur um die Arroganz, in der der römische Papst einseitig und
eigenmächtig das in Nizäa gemeinsam erarbeitete Glaubensbekenntnis
geändert hatte. Sondern man hatte damals festgelegt, daß am Credo "nicht
eine Silbe" geändert werden dürfte - bei sonstigem anathema sit.
Seither expliziert sich die römische Kirche auf genau diese beiden
Punkte, die aber extrem scheiden: Das Filioque und die Unfehlbarkeit
des Papstes (in der er das einseitig verkündete).
Was ist der Papst?
Im päpstlichen Primat sieht die Orthodoxie die Abweichung, daß es beim Bischof von Rom in der römischen Auffassung nicht einfach um den "Nachfolger von Petrus" geht, sondern um dessen "stellvertretender Präsenz auf Erden". Daraus ist die Vorstellung erwachsen, daß der Bischof von Rom nicht einfach Jurisdiktion über SEINE Diözese (Rom) hat, sondern daß er gleichermaßen das Recht hat, sich disziplinär in die Agenden der östlichen Patriarchen einzumischen. Nicht nur gewissermaßen "im Vorrang der Ehre", sondern in Jurisdiktionsgewalt.
Im päpstlichen Primat sieht die Orthodoxie die Abweichung, daß es beim Bischof von Rom in der römischen Auffassung nicht einfach um den "Nachfolger von Petrus" geht, sondern um dessen "stellvertretender Präsenz auf Erden". Daraus ist die Vorstellung erwachsen, daß der Bischof von Rom nicht einfach Jurisdiktion über SEINE Diözese (Rom) hat, sondern daß er gleichermaßen das Recht hat, sich disziplinär in die Agenden der östlichen Patriarchen einzumischen. Nicht nur gewissermaßen "im Vorrang der Ehre", sondern in Jurisdiktionsgewalt.
Das
hat sich so ausgewachsen, daß es heute keinen römisch-katholischen Bischof auf der
Welt gibt, der nicht vom Papst eingesetzt wird. Die Orthodoxie lehnt
diesen Zentralismus völlig ab. Die Idee, daß ein Bischof alle
Rechte gegenüber allen anderen Bischöfen hat, verletzt das
Territorialprinzip, das Lokalitätsprinzip der Kirche.
Morgen Teil 3)
*170618*