Dieses Blog durchsuchen

Donnerstag, 26. Juli 2018

Was orthodoxen und römischen Katholizismus trennt (3)

Teil 3)




Eine weitere Folge ist, daß der Papst die dogmatische Gewalt hat, Dogmen zu verändern, selbst wenn vorangegangene Päpste sagten, daß das nicht möglich ist. Und wir erleben es bei P. Franziskus tatsächlich. Eine wirkliche Grundlage, ihm zu widersprechen, wie es traditionelle Katholiken behaupten und oft genug sehr fragwürdig und unbeholfen zu rechtfertigen suchen, gibt es nicht, ohne diesem Primatsprinzip zu widersprechen. Das "depositum fidei" als Gut der gesamten Kirche verliert so sein reales Gewicht, seine Präsenz.


Die päpstliche Unfehlbarkeit hat versagt - sie bewirkt erst die Verwirrung, die zu bekämpfen sie vorgab

Die Folgen beobachten wir in der extremen Verwirrung, die heute herrscht. Die Ergebnisse von allgemeinen Umfragen, was katholisch sei, sind erschütternd. Nicht TROTZ des Primats in der heutigen Form, sondern eben ... WEGEN.)  Wie es eben beim Credo passiert ist. Auch die Einrichtung von "Kardinälen" widerspricht der Kirche. Extremes dogmatisches Chaos ist die Folge! Und nicht nur in Europa, sondern auf der ganzen Welt. Es gibt heute Kardinäle, die in ihren Diözesen Theologen beschäftigen, die sogar explizit die Auferstehung leugnen. Daran zeigt sich, daß die "Unfehlbarkeit des Papstes" in Verbindung mit zentralistischer Disziplin, die garantieren sollte, daß jeder Bischof und jeder Priester nur die eine Lehre verkündet, ganz real nicht funktioniert hat!

Das hatte weitere Auswirkungen. So hat die Kirche die Lehre der Kirchenväter über Bord geworfen, was das Wirken der Gnade anbelangt. Die Definition, daß sich die Gnade als eigene Substanz von Gott selbst unterscheidet, führt zur Definition, daß der Gläubige im Gebet nicht mehr mit dem ungeschaffenen Licht selbst in Verbindung kommt. Große Kirchenväter haben aber gelehrt, daß der Einzelne zwar nicht mit Gott, aber mit der göttlichen "Energie" in Verbindung kommen kann. Sie haben gelehrt, daß der Einzelne durch Gebet mit Gott in Kommunion kommen kann und so das ungeschaffene Licht erblicken kann. So daß jeder Gläubige das Erlebnis auf dem Berg Tabor in seinem Leben haben kann. (Kann!) Das wird von der römischen Kirche explizit abgelehnt.

Gnade als eigene Wirklichkeit?

Vereinfacht sagt die Orthodoxie mit Kirchenvätern, daß der Mensch zwar nicht mit der Sonne, aber mit deren Hitze und Wärme in Kontakt kommen kann. Die zwar nicht die Sonne selbst sind, aber doch auf eine Weise, und zwar über ihre Wirkungen und Eigenschaften.  Das Tageslicht, die Wärme sind zwar nicht Gott selbst, aber doch reale Anwesenheit Gottes (im Beispiel: der Sonne). (Das führt übrigens auch zum Punkt der Wertschätzung der Weisheit, der Sophia in der Orthodoxie, als Teilhabe am Wissen und an der Vorsehung Gottes. Es wird auf jeden Fall leichter verständlich, warum römisch-katholische Theologen manchmal meinten, die Rolle der Sophia in der Orthodoxie wäre fast einer "vierten göttlichen Person" gleich. Was natürlich so nicht stimmt.) Gnade wird bei der römisch-katholischen Kirche also zur "geschaffenen" Wirklichkeit, einer eigenen Substanz, nicht zur direkten Eigenschaftlichkeit Gottes (und damit seiner Präsenz über die Anwesenheit der Gnade) selbst.

Zusammengefaßt: Das filioque wird deshalb abgelehnt, weil es zwar keine Frage ist, daß Christus der Mittler ist, der diese Möglichkeit eröffnete, über die Anähnlichung an ihn, aber die Wirklichkeit des Heiligen Geistes als Dritte Göttliche Person, der vom Vater ausgeht, ist dann an sich eine weitere, eigene Wirklichkeit.

Wer gestorben ist, ist noch lange nicht gerettet

Die weiteren Unterschiede hängen damit eng zusammen. So die Lehre über das Fegefeuer. Die römisch-katholische Kirche lehrt, daß das Fegefeuer ein Feuer der Reinigung ist, nicht das Feuer der Hölle, wie die Orthodoxie. Sie behauptet, daß die Rettung schon durch den Glauben erreicht werde, OHNE daß die Erfordernisse der Reue erfüllt seien. Diese Lehre gab es zwar schon vor dem Schisma, aber sie explodierte im Mittelalter. Wo sich das Konzept des Ablasses ausufernd steigerte. Luther habe damit Recht gehabt, als er sagte: Wenn der Papst die Vollmacht hat, diese Strafen im Fegefeuer abzukürzen oder überhaupt zu erlassen, warum macht er es nicht einfach so, aus Liebe? Warum also "Ablaßkäufe"? 

Freilich, das protestantische Konzept, daß man mit dem Tod - "ping!" - auf der Wolke des Himmels schwebt, ist genau so Unsinn. Nicht besser als das Konzept des Fegefeuers der römischen-katholischen Kirche.

So lange jemand noch im "Fegefeuer" ist, daß das Feuer der Hölle ist, ist jemand nach orthodoxer Ansicht aber noch nicht gerettet. Worauf bezieht sich so ein "Optimismus"? Die Orthodoxie hat deshalb 40tägige Riten nach dem Ableben einer Person, man muß sich um jeden Verstorbenen ernsthafte Sorgen machen. Denn der Übergang von diesem Leben zum ewigen Leben passiert nicht "plötzlich". Und schon gar nicht ist er leicht (wie er es bei der Jungfrau Maria war.) Er ist sehr sehr herausfordernd, und unsere Gebete für den Verstorbenen sind äußerst wichtig. Was die Protestanten, im speziellen noch die Calvinisten sagen, daß die Seele nach dem Tod SOFORT in den Himmel gelange, entbehrt jeder Grundlage. Wenn man auch gewisse Vorsicht bei solchen Konzepten haben sollte, denn im Neuen Testament steht nichts darüber.


Morgen Teil 4)





*170618*