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Freitag, 13. Juli 2018

Ein Ereignis des Nominalismus (3)

Teil 3)



Damit ist der Weg frei um zu verstehen, daß es "die Menschen" sind, die die Kirche SIND. Und zwar alle (Getauften; Anm.). Kirche ist nicht "die Hierarchie des Klerus", sie ist nur ein Teil der Kirche. Das heißt zwar nicht, daß Staat und Kirche zusammenfallen, aber es heißt, daß die Nation, der Staat durch die Menschen zur Kirche gehört. Der König wird damit nur zum Träger gewisser Funktionen, zu deren Ausübung er gewisse Hierarchie braucht. Deshalb gibt es - nach orthodoxer Sichtweise - keinen Unterschied in der Gnade vor Gott, ob es sich nun um einen Bauern oder einen Bischof handelt. 

Damit steht die orthodoxe (katholische) Sicht der Sichtweise des liberalen Demokratismus völlig entgegen. Der Staat kann niemals von der Religion getrennt werden. Und nun sind wir an dem Punkt wo wir sagen müssen, daß das Zweiten Vatikanum den Modernismus in seine Lehre einließ. Deshalb muß man es als häretisch bezeichnen. Darin ist der Grund zu sehen, warum niemand heute noch die Kirche ernst nimmt, nicht einmal der überwiegende Teil der sogenannten "Gläubigen". Das ist das größte Problem der römisch-katholischen Kirche, sagt Geyer. 

Denn seit dem Zweiten Vatikanum nimmt sich die Kirche nicht einmal mehr selber ernst. Seither sieht es sich als Alchemisten, der aus einfachen Elementen Gold machen kann, selbst.* Was für einen Wert soll Gold dann noch haben? Wenn die Menschen aber eine Kirche erleben, die sich selbst nicht ernst nimmt, der alles gleichgültig zu sein scheint, weil ohnehin aus allem irgendwie Gold wird, warum sollte ein Gläubiger noch in dieser Kirche bleiben? Er geht, das ist nur zu verständlich!

Aber indem die Kirche ihre Tradition entwertet hat, hat sie die Gesellschaft, der Kultur ihre Basis entzogen. Deshalb gibt es eine direkte Verbindung zur Wirtschaft, enorme Parallelen. Das Fiat-Geld entspricht dem Nominalismus der Kirche, wo niemand mehr ernst nimmt, was er sagt. Wucher und Homosexualität sind zwei Seiten derselben Medaille, wo Fruchtbarkeit nur noch behauptet, aber durch keine Realität mehr gedeckt ist. Das Zweite Vatikanum ist exakt dasselbe: Es hat Fiat-Geld erzeugt, nimmt die Tradition, die eigene Sprache nicht mehr ernst. Paul VI. hatte deshalb völlig recht als er sagte, daß der Rauch Satans in die Kirche eingedrungen sei. 

Denn es hat den Nominalismus in die Kirche eingeführt. Es hat eine Sprache eingeführt, die nicht mehr länger meint, was sie sagt. Und Nominalismus ist die Analogie zum Tod, denn er meint, daß nichts real ist. Alles ist nur Rauch. Wenn innerer Wert, Aussage, Sinn keine Basis im Ding selbst hat, nichts also fixiert ist, alles "übertragbar" auf andere Dinge ist, weil jeder Sinn vom Alchemisten "eingesetzt" werden kann, egal wohinein, dann löst sich alles auf. Es ist Nihilismus. Es gibt keine unbewegbaren Dinge mehr, sie zerfließen im Relativen. Und damit zerfließt auch Gott, der in der Liturgie inkarniert ist (oder: wäre).

Das ist die Botschaft der Liturgie seither. Was Sinn hat hängt nur noch vom "Meister" ab, von seinem Wissen, von seiner Weisheit, von dem, womit er Dinge auflädt. Sinn wird zur relativen Vereinbarung. 

Deshalb zeigt sich spätestens seit der protestantischen Reformation dieser Kampf gegen die Kirche und vor allem gegen den Papst. Denn sie ist aus ihrer Natur heraus allen weltlichen Regierungen übergeordnet. Und der Papst hat sich ja tatsächlich als "Super-Imperator" dargestellt.  Deshalb sieht Geyer auch den jahrhundertelangen Konflikt Englands mit dem Papst gar nicht so sehr als religiösen, sondern weit mehr als machtpolitischen Konflikt. Der - in orthodoxer Sichtweise - auf einer häretischen Sicht dessen beruht, was klerikale-kirchliche Hierarchie überhaupt ist. Nämlich eben keine korporale, weltliche Machtorganisation! Der Papst war nicht nur eine religiöse Autorität, sondern auch eine politische Autorität. Und er war das kraft gewisser "Selbstherrlichkeit" (woraus sich dann allmählich die Unfehlbarkeitsdefinition entwickelt hat, so Geyer.) Er war damit jedem Führer im Christentum überlegen. 

Der Protestantismus war deshalb zuallererst eine Rebellion der Fürsten und Könige GEGEN DEN PAPST als Super-Imperator. Also primär weltlich motiviert. Und diese Rebellion mündete - über die Enteignung der Kirche - direkt in den geldbasierten internationalen Kapitalismus und in den Neokonservativismus. 

Was im Zweiten Vatikanum passierte, findet sich aber als Folie über viele Jahrhunderte zurück. Indem die Autorität der Religion gebrochen wurde, verloren ganze geographische Räume ihren inneren Zusammenhalt, weil ihre geistige Einheit. Damit werden sie als Kampfplatz für andere Interessen aufgebrochen, werden letztlich für starke Mächte (wie es das internationale Geld ist) leichte Beute. Das passierte sogar bei der arabischen Welt durch die Jungtürken und vor allem durch Atatürk, der das Kalifat zerstörte und damit die gesamte arabische Welt, die nachhaltig zerstört war, dem westlichen Finanzkapitalismus öffnete. 
Morgen Teil 4)





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