Teil 3)
Damit
ist der Weg frei um zu verstehen, daß es "die Menschen" sind, die die
Kirche SIND. Und zwar alle (Getauften; Anm.). Kirche ist nicht "die
Hierarchie des Klerus", sie ist nur ein Teil der Kirche. Das heißt zwar
nicht, daß Staat und Kirche zusammenfallen, aber es heißt, daß die
Nation, der Staat durch die Menschen zur Kirche gehört. Der König wird
damit nur zum Träger gewisser Funktionen, zu deren Ausübung er gewisse
Hierarchie braucht. Deshalb gibt es - nach orthodoxer Sichtweise -
keinen Unterschied in der Gnade vor Gott, ob es sich nun um einen Bauern
oder einen Bischof handelt.
Damit
steht die orthodoxe (katholische) Sicht der Sichtweise des liberalen
Demokratismus völlig entgegen. Der Staat kann niemals von der Religion
getrennt werden. Und nun sind wir an dem Punkt wo wir sagen müssen, daß
das Zweiten Vatikanum den Modernismus in seine Lehre einließ. Deshalb muß man
es als häretisch bezeichnen. Darin ist der Grund zu sehen, warum
niemand heute noch die Kirche ernst nimmt, nicht einmal der überwiegende
Teil der sogenannten "Gläubigen". Das ist das größte Problem der
römisch-katholischen Kirche, sagt Geyer.
Denn
seit dem Zweiten Vatikanum nimmt sich die Kirche nicht einmal mehr selber
ernst. Seither sieht es sich als Alchemisten, der aus einfachen
Elementen Gold machen kann, selbst.* Was für einen Wert soll Gold dann
noch haben? Wenn die Menschen aber eine Kirche erleben, die sich selbst
nicht ernst nimmt, der alles gleichgültig zu sein scheint, weil ohnehin
aus allem irgendwie Gold wird, warum sollte ein Gläubiger noch in dieser
Kirche bleiben? Er geht, das ist nur zu verständlich!
Aber
indem die Kirche ihre Tradition entwertet hat, hat sie die
Gesellschaft, der Kultur ihre Basis entzogen. Deshalb gibt es eine
direkte Verbindung zur Wirtschaft, enorme Parallelen. Das Fiat-Geld
entspricht dem Nominalismus der Kirche, wo niemand mehr ernst nimmt, was
er sagt. Wucher und Homosexualität sind zwei Seiten derselben Medaille,
wo Fruchtbarkeit nur noch behauptet, aber durch keine Realität mehr
gedeckt ist. Das Zweite Vatikanum ist exakt dasselbe: Es hat Fiat-Geld
erzeugt, nimmt die Tradition, die eigene Sprache nicht mehr ernst. Paul
VI. hatte deshalb völlig recht als er sagte, daß der Rauch Satans in
die Kirche eingedrungen sei.
Denn
es hat den Nominalismus in die Kirche eingeführt. Es hat eine Sprache
eingeführt, die nicht mehr länger meint, was sie sagt. Und Nominalismus
ist die Analogie zum Tod, denn er meint, daß nichts real ist. Alles ist
nur Rauch. Wenn innerer Wert, Aussage, Sinn keine Basis im Ding selbst
hat, nichts also fixiert ist, alles "übertragbar" auf andere Dinge ist,
weil jeder Sinn vom Alchemisten "eingesetzt" werden kann, egal wohinein,
dann löst sich alles auf. Es ist Nihilismus. Es gibt keine unbewegbaren
Dinge mehr, sie zerfließen im Relativen. Und damit zerfließt auch Gott,
der in der Liturgie inkarniert ist (oder: wäre).
Das
ist die Botschaft der Liturgie seither. Was Sinn hat hängt nur noch vom
"Meister" ab, von seinem Wissen, von seiner Weisheit, von dem, womit er
Dinge auflädt. Sinn wird zur relativen Vereinbarung.
Deshalb
zeigt sich spätestens seit der protestantischen Reformation dieser
Kampf gegen die Kirche und vor allem gegen den Papst. Denn sie ist aus
ihrer Natur heraus allen weltlichen Regierungen übergeordnet. Und der
Papst hat sich ja tatsächlich als "Super-Imperator" dargestellt.
Deshalb sieht Geyer auch den jahrhundertelangen Konflikt Englands mit
dem Papst gar nicht so sehr als religiösen, sondern weit mehr als
machtpolitischen Konflikt. Der - in orthodoxer Sichtweise - auf einer
häretischen Sicht dessen beruht, was klerikale-kirchliche Hierarchie
überhaupt ist. Nämlich eben keine korporale, weltliche
Machtorganisation! Der Papst war nicht nur eine religiöse Autorität,
sondern auch eine politische Autorität. Und er war das kraft gewisser
"Selbstherrlichkeit" (woraus sich dann allmählich die
Unfehlbarkeitsdefinition entwickelt hat, so Geyer.) Er war damit jedem
Führer im Christentum überlegen.
Der
Protestantismus war deshalb zuallererst eine Rebellion der Fürsten und
Könige GEGEN DEN PAPST als Super-Imperator. Also primär weltlich
motiviert. Und diese Rebellion mündete - über die Enteignung der Kirche -
direkt in den geldbasierten internationalen Kapitalismus und in den
Neokonservativismus.
Was
im Zweiten Vatikanum passierte, findet sich aber als Folie über viele
Jahrhunderte zurück. Indem die Autorität der Religion gebrochen wurde,
verloren ganze geographische Räume ihren inneren Zusammenhalt, weil ihre
geistige Einheit. Damit werden sie als Kampfplatz für andere Interessen
aufgebrochen, werden letztlich für starke Mächte (wie es das
internationale Geld ist) leichte Beute. Das passierte sogar bei der
arabischen Welt durch die Jungtürken und vor allem durch Atatürk, der
das Kalifat zerstörte und damit die gesamte arabische Welt, die
nachhaltig zerstört war, dem westlichen Finanzkapitalismus öffnete.
Morgen Teil 4)
*130618*