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Freitag, 27. Juli 2018

Was orthodoxen und römischen Katholizismus trennt (4)

Teil 4)



Ein nächster Punkt ist die "unbefleckte Empfängnis", wie sie die katholische Kirche 1854 als Dogma verkündet hat. Demgemäß wurde Maria auf eine von uns verschiedene Weise empfangen. Frei von Erbsünde. Das wäre aber kein Grund für "Heiligkeit". Denn damit hätte Maria niemals mit den Versuchungen der Erbsünde zu kämpfen gehabt. Wenn Maria die Taufe, wenn Maria die Versuchungen des "normalen gefallenen Menschen" nicht zu überwinden hatte, wäre ihre Heiligkeit doch nicht so groß wie sie tatsächlich ist!? Dieses Dogma macht sie also kleiner! Erst das machte sie aber zu dem großen Vorbild für alle Menschen!

Änderungen an allen Sakramenten

Weiters führt Fr. Trenham Änderungen in den Sakramenten an, die die römisch-katholische Kirche durchgeführt hat. Die fast alle seit dem großen Schisma eingeführt wurden. Man nehme etwa das Kreuzzeichen. (Das aber kein Sakrament ist, sondern eine "Sakramentalie", Anm.). Es ist so alt wie die Kirche, und eines der ersten überlieferten Zeugnisse, überliefert bereits aus dem 2. Jahrhundert. Schon der Heilige Antonius bezeichnet es im Jahre 250 als mächtigste Waffe gegen das Böse. Nach Papst Innozenz III. aber wurde das Kreuz verändert - von links nach rechts, wie es die römischen Katholiken bis heute tun. Aber es war immer von rechts nach links! Das hat die Orthodoxie nie akzeptiert. Nicht, weil es nicht ein Kreuz wäre. Sondern weil es ein willkürliches Ändern einer Tradition war, dessen Wirkmächtigkeit ja oft und oft überliefert wurde. Warum ändert man das also, ohne sich darum zu kümmern, was der Osten macht?

Nächster Punkt - die Taufe. Sie wurde von Rom sowohl der Form wie in den Formularien (Prozedere) geändert. Die von Anfang an überlieferte Form ist das Eintauchen ins Wasser. Ganz. Dreimal. Im Namen des Vaters. Des Sohnes. Des Heiligen Geistes. Es begann im 10. Jahrhundert, als die römischen Katholiken nur noch einmal eingetaucht wurden. (Wir bemerken: Form und Inhalt wurden allmählich mehr und mehr auseinandergerissen. Die Dinge verloren, was sie sind - und das ist genau der Nominalismus, der später alles zersetzen sollte.)

Im Mittelalter verlor sich sogar diese Praxis, und entwickelte sich zur heutigen, völlig neuen römisch-katholischen Praxis: Man übergießt nur noch den Kopf des Säuglings. Das Sakrament wurde zum "Symbol". Man beachte dabei aber vor allem: Die Bewegung! Von - zu! Was geht von - zu? (Übrigens: Das Konzept des "logos", der ein "auf - hin" ist.) Das kommt einer Perversion, einer Umkehrung dessen gleich, was Taufe überhaupt IST.

Wer aber "tauft" überhaupt?

Dazu kam die Formel, das gesprochene Wort. Von "Der Täufling WIRD getauft" (passivum) zu "ICH TAUFE DICH" (aktivum!) (Erkennt der Leser die Zusammenhänge mit dem "Filioque"?) Damit wird genau das Falsche ausgedrückt. Der Priester IST der Gnadenspender, und nicht der Mittler der Gnade des Heiligen Geistes, der DURCH/ÜBER IHN wirkt. Johannes Chrysostomus hat diese Praxis seit dem 4. Jahrhundert bekämpft.

Gibt es drei Sorten von Christen? Vom Auseinanderreißen der Sakramente.

Das nächste, was schrecklich verändert wurde, war die Salbung mit Chrisamöl. Während die ersten Jahrhunderte die Praxis der Aufeinanderfolge von Taufe - Salbung (Firmung) - Eucharistie gleich war, brach die römische Kirche diese "Trilogie" auf. Seither wird die Firmung von der Taufe getrennt, man wird ohne Chrisamöl getauft. Eine neue Art von Christ wurde damit erfunden. Plötzlich gibt es drei Arten von Christen - die Orthodoxen kennen aber nur einen! Den Getauften, den Gefirmten, den Kommunionempfänger. Die Römer haben damit Kindheit von 6 - 7 Jahre alten Kindern getrennt. Nun gibt es getaufte, aber nicht kommuniable Christen. Und dann gibt es getaufte und kommunizierende, aber nicht gefirmte Christen. Das ist eine völlige Neuheit gewesen! Die es so nie gegeben hat. 

Das ließe eigentlich zu einer seltsamen Idee von "Exkommunikation" verleiten - da sind also Menschen exkommuniziert, nur weil sie ... kleine Kinder sind?

Dann kam die Neuerung, daß die Eucharistie, die nur in einer Form gegeben wurde, auf "ungesäuertes Brot" geändert wurde. Statt daß ein Laib verwendet wurde, der die Gesamtheit der Kirche symbolisiert hatte, wurden einzelne Hostien geprägt. Sie haben damit kein Brot "zu brechen". Das hat nur noch der Priester. Aber die normalen Gläubigen bekommen ungebrochenes Brot. Damit verbindet sich aber das Symbol "vereinzelter weil einzelstehender Teile". Das Symbol, der Gemeinschaft des "einen Laib zugehörend", verliert sich damit, wird im "einen Kelch" nicht mehr erfaßt.

Auflösung der Fastenordnung

Nächster Punkt: Das Fasten am Samstag, aber überhaupt die Fastengebote. Die Tradition kennt ein Fasten von Mittwoch und Freitag, und zwar wirkliches Fasten. Aber nicht am Samstag, nicht am Sonntag. Die heutigen Katholiken müssen schon froh sein, wenn man am Freitag kein Fleisch ißt. Die immer strengen Fastenregeln sind quasi aufgehoben, selbst in der Fastenzeit. Die Bedeutung des Fastens für die Volksfrömmigkeit ist dabei kaum zu überschätzen! (Das Fastengebot der Orthodoxie ist nach wie vor sehr sehr streng, und wird auch befolgt.)

Vom Zölibatären ist mehr verlangt, als von den Aposteln

Ein sehr wichtiger Punkt ist das klerikale Zölibat, eine wichtige Angelegenheit, weil sie das Verhältnis des Priesters zur Sexualität betrifft. Hierin unterscheiden sich Westen und Osten deutlich. Von Anfang an haben die westlichen Vertreter auf Konzilien versucht ein Gesetz durchzubringen, daß jeder, der zum Priester geweiht wurde, sich zukünftig - auch wenn er vor der Weihe verheiratet gewesen war - von sexuellen Beziehungen fernzuhalten habe. Es gab ja am Anfang viele zuvor zumindest verheiratete Priester, denn ein erwachsener Mann heiratet eben. Das Wesen des Menschen ist schlicht ehelich. 

Wer gesund ist, der ist verheiratet, so kann man das zusammenfassen. Die Argumentation der östlichen Tradition sagt nun, daß man zwar den römischen Impuls sehr zu achten habe, aber daß einen Mann zum Zölibat verpflichten zu wollen hieße, von ihm mehr Heiligkeit als von den Aposteln zu verlangen. Die ja zum Teil verheiratet gewesen waren, ehe sie sich zur Nachfolge Jesu entschlossen. Ja, von einem Kleriker ist mehr zu verlangen als von einem einfachen Laien, keine Frage, sagt Fr. Trenham. Auch mehr Heiligkeit, Keuschheit, etc. Aber was nicht der Fall sein kann ist, daß man von einem Priester mehr verlangt als von einem Apostel Paulus oder anderen Aposteln! 

Getreu den ersten Konzilien verlangt man apostolischen Rigorismus, klar, aber nicht einen "super-apostolischen" Rigorismus.  Das Priestertum VERSTÄRKT sogar die Position in einer Ehe, schwächt sie nicht (wie es die römische Kirche heute sieht.) Die Bemühungen der ersten Konzilien gingen dahin, Anstand in die persönlichen Verhältnisse zu bringen, nicht - Zölibat. Sogar zum Gegenteil. Seine Frau wegen der Weihe zu verlassen, sich des ehelichen Verkehrs zu enthalten, war ein Vergehen. Sie brauchten freilich Keuschheit, auch im Umgang mit der Frau, aber mußten sich nur dort enthalten, wo sie die Liturgie zelebrierten. 

Dazu muß man einfach zuerkennen, daß diese Lösung ... der Realität auch der römischen Kirche weit mehr entspricht. Denn die Praxis hat gezeigt, daß die römischen Anforderungen in der Praxis der orthodoxen Regelung entsprechen. Das Zölibat wird und wurde über weite Strecken nie eingehalten. Was also ist realistischer?

Morgen Teil 5)






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