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Dienstag, 24. Juli 2018

Was orthodoxen und römischen Katholizismus trennt (1)

Über die Unterschiede zwischen dem römischen Katholizismus und der Orthodoxie handelt dieser Vortrag, den der amerikanische Theologe Josiah Trenham in den USA 2016 hielt. Und wir wollen gleich einmal einhaken: Trenham entstammt methodistisch (protestantischem) Hintergrund. Und konvertierte zur Orthodoxie, ja ließ sich zum Priester weihen. Das ändert nichts an der Bewertungshaltung seiner Argumente, die viel Wahres enthalten.

Aber es sollte auch nie - nie! - vergessen werden, denn es gibt Berührungen zwischen Protestantismus und Orthodoxie, gegen die sich die Orthodoxie zwar immer abzugrenzen bemühte - Bemühungen der Protestanten, eine Allianz mit der Orthodoxie zu finden, wurden aus Moskau brüsk zurückgewiesen - die sie aber dennoch sehr betreffen. Das wird der Leser im Fortlauf des Textes gewiß erkennen. Aber es bleibt ziemlich interessant, was der Theologe zu sagen hat. Und ist eine Art Kompendium, das durchaus zutreffend ist.

Der VdZ wird nie vergessen, wie ihn ein angesehener Fachtheologe und Philosophie-Dozent an einer katholisch-theologischen Hochschule einmal anrief, um ihm mitten aus seiner Arbeit an seiner ersten Dissertation mitzuteilen, daß er nach intensivem Studium des Lutherismus zur Meinung gekommen ist, daß er "auf deren Seite gewesen" wäre. Es gibt wohl kaum einen "konservativeren" Theologen als ihn.


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Trenham beginnt mit dem Hinweis, daß das große Schisma zwischen Ost und West eine Familienaffäre war. Es geschah in Wirklichkeit nicht 1054, das Datum wird der Einfachheit halber oft genannt. Vielmehr geschah die wirkliche Trennung 1204 bei der Plünderung von Konstantinopel durch römisch-katholische Kreuzritter. Das zeigt ihre historisch-faktische Dimension.

Die Orthodoxie hat durch die Trennung verloren

In Wirklichkeit kann man ja die Kirche nicht teilen. Man kann sie nur verlassen. Und Trenham ist natürlich der Ansicht, daß die Eine Heilige Kirche in der Orthodoxen Kirche weiterbesteht, daß also der Westen die Kirche verlassen hat. Schon deshalb war das Große Schisma ein extremer Verlust für die Kirche selbst. Vor allem auch durch die Lostrennung von sehr vielen Heiligen, die der östlichen Kirche nunmehr verloren gingen.* Nunmehr konnten viele Taufnamen nicht mehr vergeben werden, weil der Osten nicht wußte, daß es Heilige mit diesem Namen gab - ein wichtiger Grund für die Entfremdung, die stattfand. Immerhin hat vor zehn Jahren eine orthodoxe Synode eine Reihe von römisch-westlichen Heiligen in ihr Heiligenverzeichnis aufgenommen.

Aber auch auf anderen Gebieten hat die Orthodoxie manches verloren, was die römische Kirche hatte. Etwa die missionarische Kraft und Fähigkeit, oder einfach Organisationsfähigkeiten. Auch in der Liturgie gab es im Osten eine gewisse Monomanisierung. Die Fülle der oft recht unterschiedlichen Liturgien des Westens ging verloren. Und natürlich verlor man viel militärische Kraft im Hintergrund. Heute hat die römische Kirche das Mehrfache an Mitgliedern, das war vor dem Schisma nicht so, da waren beide gleich groß.

Aber katholisch sind doch beide?

Schockierend war für die Orthodoxie, daß es dem Westen gelang, den Begriff "Katholizismus" für sich zu beanspruchen. Dabei versteht auch die Orthodoxie sich als "katholisch". Auffallend ist dabei, daß es im Westen ab dem 13. Jahrhundert zu einer ungeheuren Dynamik kam, in der sich Häresien entwickelten. Das ist in dieser Form in der Orthodoxie nicht passiert. So kam es über die Jahrhunderte zu einer immer größeren Entfernung beider voneinander, ausgehend von Thomas von Aquin, der einmal sagt, daß jeder, der nicht mit dem Papst in Einheit ist, verdammt sei. Erst im 20. Jahrhundert hat die römische Kirche nach und nach diese Abgrenzungen wieder aufzuweichen begonnen. Speziell Johannes Paul II. (der eine orthodoxe Mutter hatte) hat einige römische Positionen geändert und denen der Orthodoxie damit ähnlicher gemacht. So die Frage nach dem Gehorsam dem Papst gegenüber. Benedict XVI. führte das weiter. Daß er freilich den Titel "Patriarch des Westens" auch aufgab, war der Orthodoxie zu viel, denn gerade diesen Titel liebten sie. 

Was aber, so Fr. Trenham, der jetzige Papst glaubt weiß niemand. Er zumindest hat keine Ahnung.  Die römisch-katholische Kirche durchlebt seiner Einschätzung nach momentan eine unglaublich traurige Zeit.

Nun ist die Orthodoxie überall zu klein

Trenham betont, daß es auch heute noch ein großer Schmerz sei, daß diese Trennung existiert, auch für die Orthodoxie. Die (nicht nur) in den USA in der Situation einer kleinen Minderheit ist. Und als Minderheit ist vieles nicht machbar. So daß man zugeben muß, daß die engagierten Katholiken für ihr Vaterland oft sehr viel tun. Man denke nur an Schulen und Erziehungs- oder gar die Sozial- und Gesundheitseinrichtungen oder Krankenhäuser, denke an die Pro-Life-Bewegungen, ans Engagement in der Verteidigung der traditionellen Ehe, oder an die, die die Freiheit der Religionsausübung verteidigen (was wir natürlich für höchst fragwürdig halten, siehe dazu die Artikelserie von vor einigen Wochen). 71 Millionen Katholiken haben eben ein anderes Gewicht in den USA als eine Million Orthodoxe. Die größte Diözese der USA - Los Angeles - hat alleine über vier Millionen Katholiken. Es fehlt meist einfach die Grundmenge, die für eine Maßnahme oder Einrichtung nötig ist. Er selbst habe auch viele Freunde und Förderer, die römisch-katholisch sind.



Morgen Teil 2)






*170618*