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Donnerstag, 5. Juli 2018

Warum Religionsfreiheit den Staat und die Religion zerstört (4)

Teil 4)




Denn der Gründungsmythos unserer heutigen Staaten (aus der französischen Revolution, aus den bürgerlichen Revolutionen des 19. Jahrhunderts heraus) ist genau das: Er hat den einzigen Ausweg, den es hier gäbe, nämlich die Verankerung der staatlichen Autorität in der Religion zu eliminieren gesucht, um sich "säkular" zu verankern (was auf die irrige Annahme von menschlichen Verhältnissen als "Vertragsverhältnisse" beruht, im übrigen: eine Entwicklung aus dem Kapitalismus heraus).

Sodaß es nur EINEN Staat geben kann, der in EINER Religion verankert ist, sonst fehlt ihm überall die Legitimität, und damit löst er die Kohäsion seiner Bürger auf, sein Volk zerfällt also. Die säkulare "Demokratie" (die, obwohl sie das Gegenteil behauptet, sehr wohl religiös verankert ist, aber in einer neuen Religion, in einem neuen Absoluten also) hat nicht nur genau das bewirkt, sondern bildet es wieder nach, was sie zuvor zu überwinden vorgab. Denn es bleibt ihm NUR eine neue Religion, nur wurde sie neu gegründet. Und ihr gehören nur die unmittelbar vom Staatskörper existentiell abhängigen Bürger an. Deshalb die Tendenz dieser Staaten, im "Sozialstaat" alle Bürger von sich abhängig zu machen. Das ist eine religiöse Bewegung, die jene Kohäsion ersetzen soll, die sich mangels einer mehr oder weniger allen gleichen Religionen, die alles legitimieren, auflöst.

Wir wollen das nicht weiterspielen. Aber weil es religiöse Menschen nach wie vor geben wird und gab und gibt, kommt es zwangsläufig zu jener Kluft zwischen "Establishment" und Bürger, die wir heute, 2018, bereits handfest haben. Sie stehen in einem Kampf um die Herrschaft zueinander.

Wieweit kann es dennoch Religionsfreiheit geben? Nur in kulturellen Sonderzonen, wobei das Staatsganze von der Mehrheitsreligion bestimmt bleiben muß. Und der Staat auch alles daran setzen muß (übrigens versucht das derzeit Putin in Rußland), diese Religion zu stützen und zur Blüte zu führen. Denn sie ist die Grundlage seiner Legitimität. Während es andere Religion insoweit als geduldete Sonderräume geben kann und darf, als deren Einfluß auf das öffentliche (politische) Leben gering, ihre Lebensentfaltung - die von der des übrigen Staatsvolkes abweichen kann - durch Sondergesetze und Sonderregeln gesichert bleiben soll.

Das ist weit weniger unrealistisch, als man glauben mag. Denn historisch finden sich zahlreiche Beispiele, wie das sehr gut funktioniert hat, sogar mit eigenen Gesetzeswerken für einzelne Kulturkreise. Aber noch ein Indiz gibt es, das dies als einzige Möglichkeit belegt: Selbst unsere Gerichte entscheiden bereits - bereits heute! - nach den unterschiedlichen religiösen Voraussetzungen. Es muß dabei aber gewährleistet bleiben, daß die dominierende Rückbindung des Staates an die Mehrheits- und Gründungsreligion bewahrt bleibt. Das ist bei uns der Katholizismus hier, der Protestantismus dort, weshalb der VdZ ja auch der Meinung ist, daß Deutschland in Wahrheit in zumindest zwei Staaten aufgeteilt sein müßte, ja mehr noch: Daß das Konzept des Westfälischen Friedens 1648 - ein Staat, eine Religion, weil letztere die Vorstellung, weil Legitimität von ersterem grundlegend prägt - weit mehr Substanz hatte, als man heute glauben will.

Nur in diesem Rahmen kann Religionsfreiheit möglich sein. Im heute verstandenen Sinn führt sie zu Totalitarismus und der Zerstörung der Religionsausübung aller. Weil das aber nicht möglich ist, zumindest nicht ganz, steuert so ein Staat auf einen Bürgerkrieg zu.





Anmerkung: Anstoß zu diesen Gedanken gab ein Artikel, der auf OnePeterFive vor einigen Wochen erschien und ein erster Ansatz sein wollte, sich mit  den Konsequenzen der "Religionsfreiheit" auseinanderzusetzen. Wir sind mit dieser Frage angesichts der Massenzuwanderung von Menschen anderer Religionen sehr ernsthaft konfrontiert, und können uns in den Augen des VdZ ein weiteres Hinausschieben seiner Behandlung nicht mehr länger leisten. Denn JETZT muß gehandelt werden, sonst wachen wir in einigen Jahren in einer Situation auf, die wir uns heute nie hätten ausmalen können.