Teil 4)
Entsprechend ist es wahr und unwahr zugleich, weil es diesen
Pragmatismus ahnen läßt, wenn sich beide in ein Loblied unserer
Zivilisation hineinsteigern. Ja, es stimmt, es ist uns allen nicht oder
zu wenig klar, in welchem Ausmaß wir mit Dingen leben, die im Grunde von
Männern aufrechterhalten werden. Elektrizität, Wasser, Computernetze,
täglich frische Milch im Kühlschrank ... überall sind es Männer, die
pausenlos im Hintergrund arbeiten, damit wir alles das ständig zur
Verfügung haben. Denn diese Kontinuität ist ein Schein. In Wirklichkeit
bricht alles ständig, wird aber sofort zusammengeflickt. Wir ringen
ständig mit den Elementen, entwinden dem Chaos die Ordnung, die Welt, in
der wir leben. Ohne diesen männlichen Kampf würde alles zusammenbrechen,
und in der Gesellschaft würde Chaos ausbrechen. Wer einmal einen Krieg
erlebt hat weiß, wie fragil diese Dinge sind. Der weiß sie dann aber zu
schätzen.
Eine Generation, die keine Ahnung mehr von Wirklichkeit hat
Eine Generation, die keine Ahnung mehr von Wirklichkeit hat
Der antizivilisatorische Affekt der political correctness
stammt genau von dort: Aus mangelnder Wirklichkeitserfahrung. Alle
diese Kämpfer für Gendergerechtigkeit etc. sind ausnahmslos in diese
funktionierende Welt eingebunden und von ihr abhängig. Und kämpfen
umgekehrt genau dagegen und gefährden sie.
Diese
Gefährdung ist sehr lebendig in einer Welt, in der es keine
Unterschiede in der Qualität mehr gibt. Denn wir leben davon, daß jeder
daran glaubt, daß es auf ihn und seine bestmögliche Leistung ankommt,
und daß er sich damit Ansehen und Stellung erringen kann, und sich vom
anderen unterscheiden kann. Das heißt nicht, daß man Anerkennung
"fordern" kann, aber es heißt doch, daß man sie nur auf dem Weg über
Leistungshierarchie erringen kann. Daran glaubt auch jeder implizit!
Sonst würde sich keiner mehr anstrengen. Und eines der wissenschaftlich
am besten abgesicherten Merkmale ist die Höhe der Intelligenz. (Dieser
Verweis findet sich bei Peterson übrigens sehr sehr regelmäßig und hat
ihm manche Vorwürfe eingebracht.)
Peterson weist
übrigens auf eine der dem heutigen verrückten Weltbild vom "bösen
Patriarchat" zugrundeliegende Art von Fehlschluß hin. So erzählt er von
der Tatsache, daß die meisten, die Kinder mißbrauchen, selbst in ihrer
Kindheit mißbraucht wurden. Daraus leitet man ab, daß Mißbrauch
Mißbrauch "bewirkt". Aber das ist falsch! Denn die meisten, die als
Kinder mißbraucht wurden, mißbrauchen später NICHT wiederum. Ja,
Mißbraucher wurden meist selbst mißbraucht. Aber deshalb kann man nicht
sagen, daß Mißbrauch weiteren Mißbrauch AUSLÖST. Mißbrauch setzt sich
nicht von selber fort! Solche Fehlschlüsse gibt es heute en masse.
Die Großfamilie ist nicht zu ersetzen; ihre Zerstörung hat weitreichende Folgen
Sehr
richtig weist Paglia darauf hin, daß die Problematik der Geschlechter
durch die Atomisierung der Großfamilie bewirkt wurde. Denn in einer
Großfamilie wirken unzählige Faktoren auf die Bildung einer Identität
hin, und Beziehungen sind ungemein vielfältig. Es gibt ein ganzes Biotop
von Beziehungsmustern und Dingen, die einem entsprechen - und solche,
die das nicht tun. Und das beste: Das passiert ganz selbstverständlich.
Und vor allem erfährt jeder Heranwachsende Familie als stabile Zelle.
In
der Kleinfamilie hingegen erfährt das Kind, wie instabil diese Familie
ist. Weil der Bestand durch nur wenige Faktoren (und die sind alle
direkt) gesichert ist. Zwei Menschen (die Eltern) können niemals die
Gesamtheit des Lebens vermitteln, wie es in der Großfamilie weit
besser der Fall ist.
Die heutige Psychologie trägt das
ihre zur Identitätsdiffusion bei. Sie bezieht sich in ihrer Therapie auf
die "Reparatur" von Verhalten. Aber sie läßt die Geschichte des
Menschen aus. Schon allein darauf hinzuweisen, daß die Vita von
Homosexuellen eine Geschichte der Identitätsbildung zeigt, daß diese
Geschichte außerdem bei vielen Homosexuellen absolut gleich ist, und
mit der Familie zu tun hat, wird heute zum Verbrechen.
Weil es die Psyche destruiert ist Sprachregelung ein unsägliches Verbrechen
Aber
das Verbrechen liegt anderswo. Es liegt in einem mehr und mehr
restriktiven Sprachgebrauch, der den Zugang zur Wirklichkeit der eigenen
Erfahrung verbaut. Wie eine Regierung sich anmaßen kann, die Sprache
seiner Bürger zu bestimmen, ist eine Ungeheuerlichkeit, es ist ein
Verbrechen! Denn die Sprache, die jemand HAT, die jemand spricht,
entspricht auch seiner Psyche. Sie per Verordnung und Ideologie zu
verändern heißt, den Einzelnen von sich selbst zu entfremden!
Eine
der schlimmsten Auswirkungen der Kleinfamilie - mit älteren, damit
bereits situierten, materiell gut ausgestatteten Eltern, und wenigen
Kindern, sodaß die wenigen Kinder dann viel zu "bedeutsam" für den
Lebenslauf der Eltern werden, Kinder also viel zu weit nach oben gehoben
werden - ist die mangelnde Stabilisierung der Identität der Kinder, WEIL
es weniger Geschwister gibt. Und deren Funktion ist eben auch, einen
"am Platz zu halten", selbst wenn das manchmal brutal sein kann. Denn
Geschwister können durchaus auch "mörderisch" werden, und hier muß dann
auch eingeschritten werden. Dinge sind eben immer komplex und
ambivalent und nicht, wie Ideologen glauben, einfach immer in einem
Grund motiviert. Es ist geradezu Kennzeichen von Ideologien, daß sie in
allem nur eine Ursache kennen wollen - wie heute in der
Geschlechterfrage: Alles gehe um (männliche) Macht!
Vor
allem lernen Kinder mit Geschwistern die Ambivalenzen der
Zwischenmenschlichkeit kennen. Lernen Frustrationen zu verwinden, lernen
Spannungen auszuhalten. Damit ist die Familie das Gegenteil der
heutigen Universitäten geworden, die genau das Gegenteil versucht: Durch
Verbote und Gebote der Korrektheiten jede zwischenmenschliche Spannung
auszuschalten. So wird auch den Studenten die Möglichkeit genommen, zu
reifen.
Kinder brauchen aber junge Eltern
Kinder brauchen aber junge Eltern
Kinder brauchen junge Eltern. Sie brauchen
Eltern, die die Energie haben, ein Leben aufzubauen, auch beruflich,
auch im Status, und in diesen Kampf sind die Kinder automatisch mit
eingebunden. Es ist notwendig für Kinder, daß man sich NICHT ständig um
sie kümmert, und junge Eltern, die etwas aufbauen, sind dazu nicht in
der Lage. Das ist für ihre Prägung außerordentlich wichtig. Stattdessen
werden vor allem die Frauen in ein Schema gepreßt, in dem ihnen
eingeredet wird, sie müßten Karriere machen, müßten ein zukünftiger
"Leader" (Führer) sein. Dabei signalisiert doch jeder junge weibliche
Körper diese natürliche Bestrebung, Mutter zu werden, Kinder zu haben.
Das Ergebnis sind dann Frauen, die zutiefst unzufrieden sind, aber nicht
wissen, warum. Wenn sie sich in jungen Jahren für einen Mann und Kinder
entscheiden, werden sie aber wie Verräter, wie Versager behandelt. Das
tun doch höchstens Unterklasse-Arbeiterfrauen!?
Paglia
sagt, daß sie aber gerade Frauen aus den unteren Schichten als die viel
abgerundeteren Persönlichkeiten erlebt. Sie drücken sich viel kräftiger
aus, setzen sich leichter durch, haben einen Körper, der "Raum greift",
haben einen Mann, dem sie ins Angesicht widerstehen, sind also viel vitaler. Ihnen stehen diese bourgeoisen Mädchen entgegen, die bei
allem verletzt sind, voller Betulichkeiten, ständig auf der Suche nach
dem Schutz und der Unterstützung ihrer Eltern, die ihre jungen Jahre
zugunsten einer vagen Zukunftshoffnung nicht gelebt haben. Sie sind den
einfachen Frauen heillos unterlegen.
Deshalb sind gerade
auf Universitäten junge Frauen oft so aggressiv. Sie opponieren auf
einer ganz ganz tiefen Ebene gegen ihr Nicht-Frau-sein. Sie wollen zwar
Freiheit, aber sie wollen nicht die Risiken, die damit einhergehen. Sie
umgeben sich mit einem Regelwerk, das nur verwundern kann, denn frühere
Generationen haben genau dem zu entfliehen versucht: Sie wollten dem
Regelwerk entfliehen, auch wenn es ein Risiko war, lernten das andere
Geschlecht kennen und mit ihm umzugehen, lernten auch einmal sich
abzugrenzen, oder auch damit zu spielen.
Morgen Teil 5)
*160618*