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Dienstag, 24. Juli 2018

Der Grund war intellektuelles Versagen aus sittlichem Versagen (4)

Teil 4)



Entsprechend ist es wahr und unwahr zugleich, weil es diesen Pragmatismus ahnen läßt, wenn sich beide in ein Loblied unserer Zivilisation hineinsteigern. Ja, es stimmt, es ist uns allen nicht oder zu wenig klar, in welchem Ausmaß wir mit Dingen leben, die im Grunde von Männern aufrechterhalten werden. Elektrizität, Wasser, Computernetze, täglich frische Milch im Kühlschrank ... überall sind es Männer, die pausenlos im Hintergrund arbeiten, damit wir alles das ständig zur Verfügung haben. Denn diese Kontinuität ist ein Schein. In Wirklichkeit bricht alles ständig, wird aber sofort zusammengeflickt. Wir ringen ständig mit den Elementen, entwinden dem Chaos die Ordnung, die Welt, in der wir leben. Ohne diesen männlichen Kampf würde alles zusammenbrechen, und in der Gesellschaft würde Chaos ausbrechen. Wer einmal einen Krieg erlebt hat weiß, wie fragil diese Dinge sind. Der weiß sie dann aber zu schätzen.

Eine Generation, die keine Ahnung mehr von Wirklichkeit hat

Der antizivilisatorische Affekt der political correctness stammt genau von dort: Aus mangelnder Wirklichkeitserfahrung. Alle diese Kämpfer für Gendergerechtigkeit etc. sind ausnahmslos in diese funktionierende Welt eingebunden und von ihr abhängig. Und kämpfen umgekehrt genau dagegen und gefährden sie.

Diese Gefährdung ist sehr lebendig in einer Welt, in der es keine Unterschiede in der Qualität mehr gibt. Denn wir leben davon, daß jeder daran glaubt, daß es auf ihn und seine bestmögliche Leistung ankommt, und daß er sich damit Ansehen und Stellung erringen kann, und sich vom anderen unterscheiden kann. Das heißt nicht, daß man Anerkennung "fordern" kann, aber es heißt doch, daß man sie nur auf dem Weg über Leistungshierarchie erringen kann. Daran glaubt auch jeder implizit! Sonst würde sich keiner mehr anstrengen. Und eines der wissenschaftlich am besten abgesicherten Merkmale ist die Höhe der Intelligenz. (Dieser Verweis findet sich bei Peterson übrigens sehr sehr regelmäßig und hat ihm manche Vorwürfe eingebracht.)

Peterson weist übrigens auf eine der dem heutigen verrückten Weltbild vom "bösen Patriarchat" zugrundeliegende Art von Fehlschluß hin. So erzählt er von der Tatsache, daß die meisten, die Kinder mißbrauchen, selbst in ihrer Kindheit mißbraucht wurden. Daraus leitet man ab, daß Mißbrauch Mißbrauch "bewirkt". Aber das ist falsch! Denn die meisten, die als Kinder mißbraucht wurden, mißbrauchen später NICHT wiederum. Ja, Mißbraucher wurden meist selbst mißbraucht. Aber deshalb kann man nicht sagen, daß Mißbrauch weiteren Mißbrauch AUSLÖST. Mißbrauch setzt sich nicht von selber fort! Solche Fehlschlüsse gibt es heute en masse.

Die Großfamilie ist nicht zu ersetzen; ihre Zerstörung hat weitreichende Folgen

Sehr richtig weist Paglia darauf hin, daß die Problematik der Geschlechter durch die Atomisierung der Großfamilie bewirkt wurde. Denn in einer Großfamilie wirken unzählige Faktoren auf die Bildung einer Identität hin, und Beziehungen sind ungemein vielfältig. Es gibt ein ganzes Biotop von Beziehungsmustern und Dingen, die einem entsprechen - und solche, die das nicht tun. Und das beste: Das passiert ganz selbstverständlich. Und vor allem erfährt jeder Heranwachsende Familie als stabile Zelle. 

In der Kleinfamilie hingegen erfährt das Kind, wie instabil diese Familie ist. Weil der Bestand durch nur wenige Faktoren (und die sind alle direkt) gesichert ist. Zwei Menschen (die Eltern) können niemals die Gesamtheit des Lebens vermitteln, wie es in der Großfamilie weit besser der Fall ist. 

Die heutige Psychologie trägt das ihre zur Identitätsdiffusion bei. Sie bezieht sich in ihrer Therapie auf die "Reparatur" von Verhalten. Aber sie läßt die Geschichte des Menschen aus. Schon allein darauf hinzuweisen, daß die Vita von Homosexuellen eine Geschichte der Identitätsbildung zeigt, daß diese Geschichte außerdem bei vielen Homosexuellen absolut gleich ist, und mit der Familie zu tun hat, wird heute zum Verbrechen. 

Weil es die Psyche destruiert ist Sprachregelung ein unsägliches Verbrechen

Aber das Verbrechen liegt anderswo.  Es liegt in einem mehr und mehr restriktiven Sprachgebrauch, der den Zugang zur Wirklichkeit der eigenen Erfahrung verbaut. Wie eine Regierung sich anmaßen kann, die Sprache seiner Bürger zu bestimmen, ist eine Ungeheuerlichkeit, es ist ein Verbrechen! Denn die Sprache, die jemand HAT, die jemand spricht, entspricht auch seiner Psyche. Sie per Verordnung und Ideologie zu verändern heißt, den Einzelnen von sich selbst zu entfremden!

Eine der schlimmsten Auswirkungen der Kleinfamilie - mit älteren, damit bereits situierten, materiell gut ausgestatteten Eltern, und wenigen Kindern, sodaß die wenigen Kinder dann viel zu "bedeutsam" für den Lebenslauf der Eltern werden, Kinder also viel zu weit nach oben gehoben werden - ist die mangelnde Stabilisierung der Identität der Kinder, WEIL es weniger Geschwister gibt. Und deren Funktion ist eben auch, einen "am Platz zu halten", selbst wenn das manchmal brutal sein kann. Denn Geschwister können durchaus auch "mörderisch" werden, und hier muß dann auch eingeschritten werden. Dinge sind eben immer komplex und ambivalent und nicht, wie Ideologen glauben, einfach immer in einem Grund motiviert. Es ist geradezu Kennzeichen von Ideologien, daß sie in allem nur eine Ursache kennen wollen - wie heute in der Geschlechterfrage: Alles gehe um (männliche) Macht!

Vor allem lernen Kinder mit Geschwistern die Ambivalenzen der Zwischenmenschlichkeit kennen. Lernen Frustrationen zu verwinden, lernen Spannungen auszuhalten. Damit ist die Familie das Gegenteil der heutigen Universitäten geworden, die genau das Gegenteil versucht: Durch Verbote und Gebote der Korrektheiten jede zwischenmenschliche Spannung auszuschalten. So wird auch den Studenten die Möglichkeit genommen, zu reifen.

Kinder brauchen aber junge Eltern

Kinder brauchen junge Eltern. Sie brauchen Eltern, die die Energie haben, ein Leben aufzubauen, auch beruflich, auch im Status, und in diesen Kampf sind die Kinder automatisch mit eingebunden. Es ist notwendig für Kinder, daß man sich NICHT ständig um sie kümmert, und junge Eltern, die etwas aufbauen, sind dazu nicht in der Lage. Das ist für ihre Prägung außerordentlich wichtig. Stattdessen werden vor allem die Frauen in ein Schema gepreßt, in dem ihnen eingeredet wird, sie müßten Karriere machen, müßten ein zukünftiger "Leader" (Führer) sein. Dabei signalisiert doch jeder junge weibliche Körper diese natürliche Bestrebung, Mutter zu werden, Kinder zu haben. Das Ergebnis sind dann Frauen, die zutiefst unzufrieden sind, aber nicht wissen, warum. Wenn sie sich in jungen Jahren für einen Mann und Kinder entscheiden, werden sie aber wie Verräter, wie Versager behandelt. Das tun doch höchstens Unterklasse-Arbeiterfrauen!? 

Paglia sagt, daß sie aber gerade Frauen aus den unteren Schichten als die viel abgerundeteren Persönlichkeiten erlebt. Sie drücken sich viel kräftiger aus, setzen sich leichter durch, haben einen Körper, der "Raum greift", haben einen Mann, dem sie ins Angesicht widerstehen, sind also viel vitaler. Ihnen stehen diese bourgeoisen Mädchen entgegen, die bei allem verletzt sind, voller Betulichkeiten, ständig auf der Suche nach dem Schutz und der Unterstützung ihrer Eltern, die ihre jungen Jahre zugunsten einer vagen Zukunftshoffnung nicht gelebt haben. Sie sind den einfachen Frauen heillos unterlegen. 

Deshalb sind gerade auf Universitäten junge Frauen oft so aggressiv. Sie opponieren auf einer ganz ganz tiefen Ebene gegen ihr Nicht-Frau-sein. Sie wollen zwar Freiheit, aber sie wollen nicht die Risiken, die damit einhergehen.  Sie umgeben sich mit einem Regelwerk, das nur verwundern kann, denn frühere Generationen haben genau dem zu entfliehen versucht: Sie wollten dem Regelwerk entfliehen, auch wenn es ein Risiko war, lernten das andere Geschlecht kennen und mit ihm umzugehen, lernten auch einmal sich abzugrenzen, oder auch damit zu spielen.


Morgen Teil 5)





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