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Freitag, 20. Juli 2018

Historische Melancholien


Eigentlicher Grund zur Melancholie ist in diesem Fall die Zersplitterung eines ungemein geschlossenen Kulturkreises. Es geht also nicht um Träume von einstiger Größe oder Machtvollkommenheit, es geht um künstliche Grenzen, wo besonders in langen Jahrzehnten des Eisernen Vorhangs ein seit je zusammengehöriger, zusammengewachsener Kulturraum geteilt war. Eine Wunde, die nach den Vertreibungen der Österreicher 1945/46 - auch die Sudetendeutschen im Norden Böhmens, auch die Schlesier in Mähren sahen sich immer als Österreicher - noch schlimmer schmerzte.

Immerhin zeigt dieses Lied bereits eine gewonnene Distanz zu sich selbst. Es ist Zeichen von Verarbeitung, wenn man zum Spiel mit einer Sache gelangt, nicht mehr von ihr getrieben wird.

Peter Alexander

Wie Böhmen noch bei Öst'reich war, 
vor finfzig Jahr, vor finfzig Jahr, 
hat sich mein Vater g'holt aus Brinn, 
a echte Wienerin.







*Als kurz vor dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges der englische Botschafter anläßlich einer Audienz bei Kaiser Franz Josef diesem anbot, auf die Seite der Entente zu wechseln, es würde sich lohnen, antwortete dieser voller Unverständnis: "Aber ich bin doch ein deutscher Fürst!" Wie sollte er da zu den Feinden Deutschlands wechseln, von dem er doch selber ein Teil war?

**Bis zum Jahresende 1914 war die Zahl der Gefallenen und Verwundeten Österreich-Ungarns genau so hoch wie die Gesamtzahl der Soldaten in der Mobilmachung vom August 1914 betragen hatte - zwei Millionen. Ein ganzes Heer mußte ersetzt werden. Nicht zum letzten Mal. Und es waren die Besten, die Ritterlichsten, die Tapfersten, die Mutigsten, die von den neuen blutig-technischen Kriegsmethoden, von diesem Krieg der Techniker, Kaufleute und Industriellen, völlig überrascht waren, weil sie als Ritter in den Kampf gezogen waren. Mit gezogenem Säbel ritten, mit aufgepflanztem Bajonett liefen sie auf die feindlichen Schützengräben zu - als die Maschinengewehre los tackerten. Niemand hätte so einen Krieg für möglich gehalten. 

Hätte Österreich das aber nicht gemacht, wäre Deutschland vom ersten Moment an ohne Chance gewesen, weil es einen Zweifrontenkrieg niemals hätte bestehen können. Der ganz andere Dimensionen hatte als lediglich die Kämpfe gegen zwei Armeen in Ostpreußen (Tannenberg). Sogar dieses wollte die deutsche Heeresleitung kampflos aufgeben, als die Russen einmarschierten, weil man dazu durch den Ausgriff nach Westen keine Kräfte hatte. Bis ... Hindenburg kam. Der das bekannte Husarenstück ablieferte, mit einer halben Armee zwei Feindarmeen zu schlagen, weil sich deren Kommandeure spinnefeind waren. Österreich hat das alles freilich nichts genützt, im Gegenteil.




*100618*