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Montag, 2. Juli 2018

Warum Religionsfreiheit den Staat und die Religion zerstört (1)

Womit wir es heute zu tun haben wird begreiflicher, wenn wir einmal genauer hinsehen, welche Strukturen privates wie politisch-öffentliches Handeln hat. Wenn wir sehen, daß es kein Handeln und kein Weltsehen als Grundlage des Urteilens gibt, das nicht eine Rückbindung in ein unausweichliches Motivkonstrukt braucht. Es ist also völlig deckungsgleich zum Wesen einer Religion. Was uns zur Aussage führt, daß das Wesen des Menschen religiös ist, und zwar immer, egal ob er es glauben will oder nicht. Das ist auch und sogar gerade dort der Fall, wo als Grundlage des Entscheidens eine gewissermaßen neutrale Vernunft (als Verstand, als Ratio) genannt wird. Gerade die größten Mathematiker (wieder einmal zitieren wir Goedel oder Poincaré) haben nachgewiesen, daß sich diese Form von Verstand ebenfalls nicht aus sich selbst begründen kann. Sie braucht Vorannahmen, braucht Prämissen, die selbst NICHT aus dem streng Rationalen des Verstandes kommen. Es braucht also frei gesetzte Entscheidungen.

Und diese Vorentscheidungen sind in einer Vorstellung von Gut oder Böse verankert. Mit der selbstverständlichen Überleitung zu einem Konzept, daß Gut im Sinne von "Welterhaltung", Böse im Sinne von "Weltzerstörung" verstanden wird. Damit sind wir an dem Punkt angelangt zu sehen, daß die Vorstellung von Gott alles menschliche Handeln prägt. Und zwar alleine prägt, in all dem kulturellen Überbau, der dann folgt. Eine Gesellschaft, die also nicht religiös fundiert ist, gibt es überhaupt nicht. Jede Kultur - und alles, was der Mensch ist und tut ist eine Form von Kultur, und ist dort Un-Kultur oder gar Anti-Kultur, wo sie vom Gottesbild her in Widersprüche gerät, wo sich Gut und Böse vermengen - ist auf die eine oder andere Weise eine Nachbildung des Gottesbildes. Noch einmal: Ohne Religion ist das Menschsein grundsätzlich undenkbar. Dazu muß man kein Fanatiker sein, sondern das ist eine Schlußfolgerung der Vernunft. (Die wir hier natürlich sehr gerafft vorgetragen haben.)

Wenn wir aber nun davon ausgehen, daß es gar kein menschliches Handeln gibt, das nicht aus der Religion her geformt ist, so müssen wir es auch umgekehrt sehen: Jedes menschliche Handeln ist relevant in Hinsicht auf die Religion. Es berührt IMMER menschliche Grundhaltungen, und es berührt IMMER religiöse Einstellungen. Noch mehr: Ohne religiöse Einstellungen fehlt allem menschlichen Handeln seine eigentliche Dringlichkeit, seine Legitimation. Und damit erlahmt menschliche Handlungskraft immer dort, wo Religion aus dem Leben verdrängt werden soll. Die kommunistischen Staaten sind ein viel zitiertes und beileibe nicht einzigartiges, aber brauchbares Beispiel für die Realitätsrelevanz dieser Aussage.

Sind wir einmal so weit in unserem Erkennen, dann wird auch deutlich, daß es ein Staatskonzept, das die Bedeutung von Religion ausklammern will, zwar auf dem Papier, aber nicht in der Praxis geben kann. Wenn dennoch versucht wird, es einzuführen - und das wird bei uns, ja in allen westlichen "Demokratien" versucht - löst sich die Legitimität des Staates und aller sozialen Gebilde auf. Sie zerfallen also. Und können nur noch mit zunehmenden Zwangsmaßnahmen notdürftig aufrechterhalten werden.

Aber damit stoßen sie die Menschen in einen unhaltbaren weil menschennatur-widrigen Zustand. Der Mensch soll auf eine Weise leben, in der er sein ureigenstes Verlangen (das nach Legitimität) ausklammern soll. Das kann er natürlich nicht. Also passiert etwas ganz anderes. Etwas das immer dort passiert, wo institutionalisiertes, habituelles Verhalten oder Gebot (Gesetz) mit der innersten Menschennatur nicht übereinstimmt. Die Menschen beginnen, rationalisierte Ersatztheater aufzubauen. Das zutiefst Innere meldet einen Bedarf, um es ganz simpel im Bild greifbarer zu machen, der aus den und den Beziehungen und ungelösten Spannungen besteht. Das Bewußtsein greift das auf, und versucht, in der Eingebundenheit in eine Kultur (als Gemeinschaftssystem) eine Form zu finden, die in Berücksichtigung individueller Stärken und Schwächen (etc. etc.) durchsetzbar ist.

Morgen Teil 2)




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