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Montag, 9. Juli 2018

Stalin wollte ganz Europa unterwerfen (1)

Der russische Historiker Viktor Suworow wird meist als "umstritten" dargestellt. Denn er hatte vor etlichen Jahren nach eingehendem Studium der Moskauer Archive die These aufgestellt, daß es zwar so aussah, als hätte Hitler am 1. September 1939 den Zweiten Weltkrieg vom Zaun gebrochen. Tatsache aber ist, daß er es nur getan hatte, weil das mit Stalin abgesprochen war. Der aber hatte längst fertige Angriffspläne laufen, die sich nicht nur auf Deutschland, sondern auf ganz Europa (!) erstreckten. Diesem Ziel waren die gigantischen Aufrüstungsprogramme Stalins gewidmet, die dem Westen und Hitler weitgehend verborgen blieben. Hitler hat selbst einmal zugegeben, daß er keine Ahnung davon hatte, in welchem Ausmaß die sowjetische Aufrüstung bereits stattgefunden hatte. Die materiale Überlegenheit der Roten Armee war einfach gigantisch!

Suworow argumentiert, daß dies genau darin gründet: Stalin hatte nachweislich Pläne, in einem Frontalangriff ganz Europa unterwerfen. Nur dann ergeben die unglaublichen Rüstungsgüter einen Sinn, die vorhanden waren, sowohl mengenmäßig als auch in der Art, denn es waren Waffen, die nur für einen Angriffskrieg geeignet waren. Ja, die Rote Armee hatte sogar enorme Mengen an Kriegsmaterial, das für eine Überwindung des Ärmelkanals ausgelegt war, um auch England anzugreifen, sowohl als amphibische Panzer als auch in der zahlenmäßig extrem überlegenen Luftwaffe und in der Marine.

Mit einem Verteidigungsfall hatte Stalin vorerst nicht zu rechnen. Weil er nicht glaubte, daß das damals tatsächlich noch stark unterrüstete Deutschland (die Wehrmachtsgenerale sprachen von 4 bis 5 Jahren, die Deutschland noch brauchen würde) einen Angriff auf die Sowjetunion wagen würde. 

Weil Stalin genau das vorhatte - Europa anzugreifen - störte ihn Polen. Es würde Deutschland Zeit geben, sich militärisch zu formieren und seinen Angriff abzuwehren. Also überlegte er, wie er diesen Krieg besser vorbereiten könnte. Und wer ihn dann beginnen sollte. Da kam ihm Hitler sehr entgegen. Und der war auf der Suche nach einer Lösung für Danzig und Ostpreußen. Also machte ihm Stalin den Vorschlag, daß die Lösung doch wäre, Polen zu überfallen und aufzuteilen? Dann wären auch diese Korridorprobleme gelöst. Hitler stieg prompt darauf ein.

Selbst das muß doch auffallen, so Suworow, daß der Nichtangriffspakt in Moskau unterzeichnet wurde, und nicht einmal durch Hitler selber, sondern durch dessen Außenminister Ribbentrop, während Stalin sich das Ereignis selbst nicht entgehen lassen wollte. Heute weiß man, daß Ribbentrop überrascht davon war, und vor allem davon überrascht war, daß Stalin überraschend weitere Forderungen auftischte (Baltikum). Erst nach Rückmeldungen aus Berlin, darauf doch einzugehen um das Abkommen nicht zu gefährden, unterzeichnete er es. Hitler brauchte es mehr als Stalin, und der hatte das kühl kalkulierend ausgenützt, während Hitler ein wenig blind war, nur das kurzfristige Ziel - das Abkommen - sah.

1939 hat Stalin Hitler aber elegant ausgetrickst: Während nämlich noch am 24. August vereinbart war, daß sich beide Länder - Deutschland und die Sowjetunion - gegenseitig nicht angreifen und Polen aufteilen würden (und Stalin das Baltikum noch extra kassierte), hatte Stalin behauptet, daß die Rote Armee zum vereinbarten Termin nicht bereit sei. Das stellte sich als geschickter Schachzug heraus, denn nun galt Hitler als Angreifer, dem auch prompt drei Tage später England und Frankreich den Krieg erklärten, während Stalin erst am 7. September seine Armeen in Marsch setzte, um Polen von Osten her anzugreifen. Und das ging nun fast unter. Der böse Mann war fortan ... Hitler. Und diesem überließ er auch die ganze militärische Drecksarbeit. Bereits am 3. September aber hatte Hitler den Krieg verloren. Nur wußte er es noch nicht.


Morgen Teil 2)





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