Wie viel der VdZ von Friedrich Gulda als Interpreten der Beethovenschen Klavierwerken hält, hat er wohl schon eindrücklich hier dargestellt. Nun hat er eines schönen, nicht zu vergangenen Tages versucht, ein Urteil zu finden, was denn mehr Einfluß auf das von ihm ohnehin so geliebte Gesamtwerk "Beethoven, 5. Klavierkonzert" hat - das bessere, namhaftere Orchester, der bessere, geschätztere Dirigent, oder der bessere Pianist.
Das Urteil ist in dem Fall eindeutig ausgefallen. Indem ihn aus den aneinandergereihten Tonkonserven diese Konzertaufnahme auf Youtube regelrecht aus den Federn des Mittagsdösens riss, in dem er meinte, diesen Wettstreit vorbeidämmern zu lassen, und eine Interpreation nach der anderen vorbeiplätscherte. Alle schien er irgendwie schon zu kennen, wie auch anders, denn dieses Werk gehört zu den von Jugend an oft und oft gehörten Lieblingsmusiken des VdZ.
Aber da riß es ihn hoch. Gulda! schoß es ihm sofort durch den Kopf, das konnte nur er sein. Und so war es.
Beethoven ist in dieser Aufnahme (trotz Digitalisierung) derartig frisch, melodiös, tanzend, springend, neu, elektrisierend zu hören, so ohne jeden Anflug von Sentimentalität, und doch mit so viel Gefühl! Gerade in dieser provokanten Ton-für-Ton-Akkuratesse Friedrich Guldas ist es aber, als hörte man Beethoven jedesmal zum ersten Mal. Und das ist doch "Interpretation" als schöpferischer Akt, dieses Entstehen im Augenblick, weil es nur dann ein Fenster zur Ewigkeit und nicht kleinbürgerliche Konserve ist?!
Das kann halt bei Beethoven wirklich nur Gulda (Buchbinder möge verzeihen, bei Mozart ist er besser, versprochen) mit seiner verfluchten 68er-Beethoven-Auffassung. Und seiner ekeligen Rolex am Handgelenk ;-). Dabei haßt der VdZ sogar die Schlampigkeiten, die der Oberösterreicher zu Lebzeiten so provokant an den Tag legte. Diese T-Shirt-Verachtung, diese Jeans-Mentalität, dieser stinkende Fetzen um das Haupt. Aber bei Gulda und seinem Beethoven drückt er lange schon fünf Augen zu. Kaum einem Interpreten verdankt er so viel an Erkenntnistiefe und damit Genußweite aus Musik.
Vielleicht ist genau das es, was Beethoven braucht: Wurschtigkeit. Mit Rühmann: Gulda sagt (auch hier) einfach nur seinen Text. Weil er zu faul ist, sich viel um Interpretation zu scheißen (und woanders mag der VdZ das so gar nicht an Gulda), Note für Note haut er alles einfach runter.
Aber welch Wunder: Als wäre Beethoven nur so zu spielen und auch nüchtern zu ertragen! Vielleicht, nein sicher sogar, ist unser ganzes Beethoven-Bild falsch, von Kitsch und Sentimentalität überladen und verzerrt. Zu viele unschöpferische Menschen haben sich an ihm versucht, ja ihn ideologisiert. Vielleicht versperrt uns das so oft sogar den Weg zu diesem Komponisten, der meist doch nur noch als Konventionalitätsmobiliar in unseren staubfreien Museumskulturstuben auftaucht.
Vielleicht war Beethoven, wie er sich in seinen Briefen etwa sonst noch darstellt, aber nur in der Welt unbeholfen genug, so daß er sich so schwülstig und (vermeintlich) sentimental darstellen läßt. Weil er einfach nicht wußte, wie er sonst aufrecht durch den Alltag gehen sollte, was man später so krank in romantischer Verblödung verfälschte. Während er doch in Wahrheit einfach Note um Note hinschmiß. Gulda scheint es so zu sehen, und Beethoven scheint ihm in den Fingern zu wohnen, die Werke erzählen genau das.
Gulda, der in seinem Narzißmus vermutlich auch nichts mehr von außen Kommendes gehört hat. Nur noch im Inneren. Denn da ist dann die ganze und vollkommene Welt. Dieses schale, banale, so brutal ungeistige Faktische, das die Sinne von der historischen Welt liefern, ist doch nur Schmerz und Hölle, seien wir ehrlich.
Auch, ja gerade vermutlich als Taube, als unbewußt-willentlich Ertaubte, der eine von ererbter Syphilis (angeblich, vermutlich), der andere durch immer vollkommenere Invertiertheit, spielten beide dann so weltenstürzend auf ihrem Klavier. Gulda in München, Ludwig van in Wien Heiligenstadt, von wo es hier auf Magnetband, dort von Zeugen überliefert wurde.
Aber da riß es ihn hoch. Gulda! schoß es ihm sofort durch den Kopf, das konnte nur er sein. Und so war es.
Beethoven ist in dieser Aufnahme (trotz Digitalisierung) derartig frisch, melodiös, tanzend, springend, neu, elektrisierend zu hören, so ohne jeden Anflug von Sentimentalität, und doch mit so viel Gefühl! Gerade in dieser provokanten Ton-für-Ton-Akkuratesse Friedrich Guldas ist es aber, als hörte man Beethoven jedesmal zum ersten Mal. Und das ist doch "Interpretation" als schöpferischer Akt, dieses Entstehen im Augenblick, weil es nur dann ein Fenster zur Ewigkeit und nicht kleinbürgerliche Konserve ist?!
Das kann halt bei Beethoven wirklich nur Gulda (Buchbinder möge verzeihen, bei Mozart ist er besser, versprochen) mit seiner verfluchten 68er-Beethoven-Auffassung. Und seiner ekeligen Rolex am Handgelenk ;-). Dabei haßt der VdZ sogar die Schlampigkeiten, die der Oberösterreicher zu Lebzeiten so provokant an den Tag legte. Diese T-Shirt-Verachtung, diese Jeans-Mentalität, dieser stinkende Fetzen um das Haupt. Aber bei Gulda und seinem Beethoven drückt er lange schon fünf Augen zu. Kaum einem Interpreten verdankt er so viel an Erkenntnistiefe und damit Genußweite aus Musik.
Vielleicht ist genau das es, was Beethoven braucht: Wurschtigkeit. Mit Rühmann: Gulda sagt (auch hier) einfach nur seinen Text. Weil er zu faul ist, sich viel um Interpretation zu scheißen (und woanders mag der VdZ das so gar nicht an Gulda), Note für Note haut er alles einfach runter.
Aber welch Wunder: Als wäre Beethoven nur so zu spielen und auch nüchtern zu ertragen! Vielleicht, nein sicher sogar, ist unser ganzes Beethoven-Bild falsch, von Kitsch und Sentimentalität überladen und verzerrt. Zu viele unschöpferische Menschen haben sich an ihm versucht, ja ihn ideologisiert. Vielleicht versperrt uns das so oft sogar den Weg zu diesem Komponisten, der meist doch nur noch als Konventionalitätsmobiliar in unseren staubfreien Museumskulturstuben auftaucht.
Vielleicht war Beethoven, wie er sich in seinen Briefen etwa sonst noch darstellt, aber nur in der Welt unbeholfen genug, so daß er sich so schwülstig und (vermeintlich) sentimental darstellen läßt. Weil er einfach nicht wußte, wie er sonst aufrecht durch den Alltag gehen sollte, was man später so krank in romantischer Verblödung verfälschte. Während er doch in Wahrheit einfach Note um Note hinschmiß. Gulda scheint es so zu sehen, und Beethoven scheint ihm in den Fingern zu wohnen, die Werke erzählen genau das.
Gulda, der in seinem Narzißmus vermutlich auch nichts mehr von außen Kommendes gehört hat. Nur noch im Inneren. Denn da ist dann die ganze und vollkommene Welt. Dieses schale, banale, so brutal ungeistige Faktische, das die Sinne von der historischen Welt liefern, ist doch nur Schmerz und Hölle, seien wir ehrlich.
Auch, ja gerade vermutlich als Taube, als unbewußt-willentlich Ertaubte, der eine von ererbter Syphilis (angeblich, vermutlich), der andere durch immer vollkommenere Invertiertheit, spielten beide dann so weltenstürzend auf ihrem Klavier. Gulda in München, Ludwig van in Wien Heiligenstadt, von wo es hier auf Magnetband, dort von Zeugen überliefert wurde.
Weinen Sie, werter Leser, wenn Ihnen danach ist, schämen Sie sich nicht, nehmen sie Ihre Ergriffenheit als Adelspaß. Denn hier ist es gestattet, nein, Pflicht. Hier ist es sicher nicht selbstverliebte, narzißtische Sentimentalität, in der man sich nur an sich selbst besäuft, um sich anschließend zu erbrechen - hier ist es wahre Ergriffenheit, die dem von außen Kommenden, Erschütternden geschuldet ist. Hier kniet man aus Dankbarkeit vor der Schönheit und dem leichten Glück der Ewigkeit, die durchs Fenster hereinkommt. So daß man ruft: Maranatha!
Beethoven, Klavierkonzert Nr. 5 in E-Moll, op 73, Friedrich Gulda, der das Münchner Symphonieorchester auch dirigiert, Aufnahme vom Münchner Klaviersommer 1989.
*230319*