Diesen
Vortrag von Fr. Chad Ripperger, einem amerikanischen Priester, Psychologen
und Exorzisten, kann man nur empfehlen. Auch wenn die Aussagen manchem in die
Eingeweide schneiden könnten, so sind sie von sehr allgemeinem Wert, über den expliziten Bezug zum Glaubensleben hinaus. Denn es geht um ein heikles, schmerzhaftes
Thema - es geht um die subtile Gnosis dessen, was als "Traditionalismus" bezeichnet wird. Die gravierende Folgen hat. Denn der Traditionalismus ist (vielfach) von einer Sünde des Stolzes begleitet oder ihr sogar entsprungen.
Gnostisch ist es deshalb, weil sich viele Traditionalisten als besonders auserwählte Personen betrachten, die über ein Wissen verfügen, das nur sie haben, oder sie zumindest aus der Masse der Mitmenschen hervorhebt, "besser" macht. Fr. Ripperger führt einige der schwersten Verfehlungen an, die aus dieser Haltung geboren werden.
Gnostisch ist es deshalb, weil sich viele Traditionalisten als besonders auserwählte Personen betrachten, die über ein Wissen verfügen, das nur sie haben, oder sie zumindest aus der Masse der Mitmenschen hervorhebt, "besser" macht. Fr. Ripperger führt einige der schwersten Verfehlungen an, die aus dieser Haltung geboren werden.
Dabei
ist es vor allem die seelenbezogene Gegenbewegung, um die es bei den
gravierendsten Punkten geht, die aus der Haltung des Hochmuts geboren
werden und ihr begegnen. Denn Gott läßt für den Stolzen "Gegenmittel" zu (wobei: er läßt zu, nicht daß er es "schicken" würde).
Er läßt deshalb oft zu, daß der Stolze auf besondere Weise in die Sünde der Unkeuschheit fällt. Und so gut sie auch verborgen werden mag, so kennzeichnet sie doch, so Ripperger, weite Teile der traditionellen Katholiken.
Er läßt deshalb oft zu, daß der Stolze auf besondere Weise in die Sünde der Unkeuschheit fällt. Und so gut sie auch verborgen werden mag, so kennzeichnet sie doch, so Ripperger, weite Teile der traditionellen Katholiken.
Damit
spricht er die Tatsache an, daß erstaunlich oft Traditionalisten auf
gravierende Weise von Unkeuschheit geprägt sind, sei es durch
Pornographiekonsum, sei es durch sämtliche weitere Sünden gegen das 6.
Gebot. Ripperger meint sogar, daß traditionalistische Personenkreise in
ihrem persönlichen Leben in dieser Sündenverhangenheit oft um nichts
besser, ja sogar übler sind als die Menschen ihrer Umwelt. Sie sind
häufig in Pornokonsum gefangen, und ihr Verhalten unterschiedet sich
auch sonst in nichts (außer daß es intensiver geheim gehalten oder
heuchlerisch geleugnet wird).
Mit
weiteren Folgen und daran kann man das dann ablesen: Diese Sünde ist
eine "Generationensünde", und wir sehen das an unserer Jugend. Denn das
heißt, daß sich über die Sünde der Eltern (die oft besonders und betont
traditionelles "Glaubens- und Familienleben" pflegen) diese Sünde auf
die Kinder überträgt. Das geschieht nicht einfach direkt, sondern wird
implizit in den Haltungen der Eltern weitergegeben. Somit stellt man
sogar oft fest, daß Kinder aus traditionellen Elternkreisen schon mit
sehr jungen, jugendlichen Jahren besonders heftig in Verhaltensweisen
fallen, die gegen das 6. Gebot gerichtet sind.
Ferner
wirkt ein Aspekt besonders fatal, und das ist die Tendenz von
Traditionalisten, sich von der Welt zu isolieren. Alles, was die Welt
macht, ist "böse", schlecht, alles was die Traditionalisten tun ist
deshalb ihrer Ansicht nach "gut". Diese schon recht deutlich gnostische
Haltung war aber mit Grund nie Teil der katholischen Tradition und
richtigen Lebensführung (=Askese)! Zumindest wirkt es sich gegenteilig
zu dem aus, was viele Traditionalisten eigentlich zu wollen behaupten:
Die Verbreitung des Glaubens, die Durchdringung der Gesellschaft mit dem
Heiligen. Denn die (angeblich oder wirklich zu bekehrende) Umwelt
reagiert darauf nicht ganz zu Unrecht mit Ablehnung. Wer mag es schon,
sich unter Menschen zu begeben, die auf einen hochmütig herabblicken,
weil sie sich besser fühlen?
Zurückgezogenheit
ist den Klöstern vorbehalten, denn sie soll beitragen, daß sich ein Mensch ausschließlich dem direkten, expliziten Gottesdienst widmet. Das aber ist nicht die Situation, in der sich Familien befinden, die aus
sich heraus weltbezogen sein müssen weil dazu berufen sind. Ihre
Lebensaufgabe ist ja die Hereinholung der Schöpfung beziehungsweise der Welt in das
innertrinitarische Leben. Wie soll das aber gehen, wenn man sich von
der Welt absondert?
Gewiß,
die Welt ist gefallen, gewiß, es gibt viel Böses in der Welt. Aber
viele Traditionalisten enthalten ihren Kindern legitime
Teilhabemöglichkeiten an der Welt vor. Wie wirkt sich das aus? Viele
Kinder aus traditionalistischen Familien reagieren so, wie man es bei
vielen Kindern der Amish beobachten kann. Die sich, sobald sie
die Grenze zur Erwachsenheit berühren, völlig von der Lebensweise und
dem Glauben ihrer Eltern abwenden, weil sie deren Weltflucht nicht
ertragen, und das nicht zu Unrecht. Als Reaktion wenden sie sich nun zur
Gänze von den Traditionen der Eltern ab.
Weitere
Auswirkungen sind, daß man den Menschen vorenthält zu sehen, was es
wirklich heißt, in der Tradition zu leben. Nicht als "Vorbild"
(dies von sich zu glauben, ist oft nur eine weitere Seite des Hochmuts),
sondern weil wir als Teil der Kirche diesen Menschen die Gnade
vorenthalten, die nur Heiligkeit für die Kirche erwirken kann. Also
ziehen wir die gesamte Kirche nach unten, wenn wir diese
stellvertretende Aufgabe durch Isolationismus verweigern und dem
ausweichen (weil nicht überwinden wollen), was die anderen Menschen
festhält oder hinunterzieht. Es gibt da auch keinen Mittelweg: Man kann
nur für die Kirche arbeiten und leben, indem über unsere eigene
Heiligkeit Gnade in den gesamten mystischen Körper gelangt, oder wir
ziehen die gesamte Kirche nach unten. Denn jeder, der getauft ist, ist
Teil des einen mystischen Körpers, der Kirche heißt.
Aber
es gibt noch weitere Probleme, wenn auch alles irgendwie zusammenhängt.
Eines davon ist Depression. Denn innerhalb dieser traditionalistischen
Kreise wird wieder und wieder und wieder durchgekaut, wie schlimm alles
ist, in der Kirche und in der Welt. Das führt zu einer Haltung der
Verzweiflung. Nur das Schlechte anzusehen, drückt auch uns nach unten
und nichts vermag diese Abwärtsbewegung zu stoppen.
Eine
nächste Falle des Traditionalismus ist, daß über die Kritik oft
gewaltiger Ärger entsteht, der vergessen macht, daß wir anderen zu
verzeihen haben. Wir sollten dem, was wir als Mangel sehen, aber nicht
gestatten, unser eigenes spirituelles Leben zu vergiften. Stattdessen
sollten wir doch den Blick auf die "perfekte Kirche" richten, nach der
wir uns ja sehnen. Wir sollten nicht zulassen, daß unsere Nächstenliebe
tangiert wird.
Und wir sollten auch vermeiden, unser Vertrauen ins Lehramt und seine Vertreter zu schwächen. Vor allem das zerstört unsere Fähigkeit zur wirklichen Frömmigkeit. Wie wollen wir das Heil durch die Kirche erlangen, wenn wir uns permanent gegen die Bischöfe und Priester stellen, die uns - wie auch immer - dieses Heil ja vermitteln müssen? Nur die Gnosis glaubt, daß dieses Heil durch uns selbst zu erlangen wäre. Deshalb sollten wir gut überlegen, wenn wir einen Kleriker kritisieren, ob es für das spirituelle (oder physische) Leben des anderen, dem gegenüber wir diese Kritik äußern, notwendig und gut ist, ob es gerecht ist, oder übertrieben. Das hat oft sogar den Klerus, der sich abgelehnt sieht, gehindert oder gehemmt, uns das zu geben, was wir von ihm (kraft der Sakramentalität des Weiheamts) zu erwarten haben.
Und wir sollten auch vermeiden, unser Vertrauen ins Lehramt und seine Vertreter zu schwächen. Vor allem das zerstört unsere Fähigkeit zur wirklichen Frömmigkeit. Wie wollen wir das Heil durch die Kirche erlangen, wenn wir uns permanent gegen die Bischöfe und Priester stellen, die uns - wie auch immer - dieses Heil ja vermitteln müssen? Nur die Gnosis glaubt, daß dieses Heil durch uns selbst zu erlangen wäre. Deshalb sollten wir gut überlegen, wenn wir einen Kleriker kritisieren, ob es für das spirituelle (oder physische) Leben des anderen, dem gegenüber wir diese Kritik äußern, notwendig und gut ist, ob es gerecht ist, oder übertrieben. Das hat oft sogar den Klerus, der sich abgelehnt sieht, gehindert oder gehemmt, uns das zu geben, was wir von ihm (kraft der Sakramentalität des Weiheamts) zu erwarten haben.
Dazu
gehört auch die Kritik am Papst, die dazu führt, daß man zwischen dem
Menschen und dem Amt nicht mehr unterscheidet.* Eltern, die ständig
respektlos die Autoritäten kritisieren, dürfen sich nicht wundern, wenn
ihre Kinder keinen Respekt vor ihnen haben. Die Gnade fließt aber
"downhill", sagt Ripperger, sie geht von oben nach unten! Wer möchte,
daß die Kinder gehorsam und respektvoll gegen ihre Autoritäten sind (die
Eltern), muß sie erleben lassen, daß auch die Eltern den ihnen
übergeordneten hierarchischen Stufen gehorsam und respektvoll sind.
Morgen Teil 2) Dieselben Matrizen -
Traditionalisten als Gleichnis für bestimmte allgemeine Haltungen
*Das betrifft auch das Gegenteil, die vor allem im letzten Jahrhundert zu beobachtende "Sanktifizierung" von allem und jedem, was Päpste sagten und getan haben, also die "Papolatrie". Wir müssen nicht einfach schlucken, wenn ein Papst etwas Falsches, Häretisches sagt, aber es gibt auch andere Mittel - wie die Vermeidung von Berührungspunkten - wenn man wie bei P. Franziskus aus Erfahrung kaum Gutes aus seinen Aussagen zu erwarten meint. Denn sonst wird unser Vertrauen in die Kirche als solche und damit in Gottes Vorsehung geschwächt, was bis zum Glaubensverlust (eben: zugunsten einer gnostischen Umfärbung des Katholischen) gehen könnte.