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Donnerstag, 13. Juni 2019

Gottes eigenes Volk - Logos vs. Gesetzesreligion (1)

In diesem (nächsten) Interview mit einem Juden arbeitet E. Michael Jones die Argumentation noch schärfer heraus: Es geht nicht primär um jene Juden, die der Torah folgen, sondern um eine Grundhaltung, die aus dem Judaismus hervorgeht, der sich aus der Verweigerung von Jesus Christus als Messias direkt als Anti-Logos konstituiert hat und konstituiert. Charles Moscowitz, ein Podcaster und Autor in den USA, kontert genau auf diesen Punkt hin: Ja, Jones hat mit seinen historischen Fakten, die er in "The Jewish Revolutionary Spirit" anführt, Recht, viele Juden waren tatsächlich in revolutionäre Agenden verwickelt und oft genug maßgebend. 

Aber diese Juden sind auch innerhalb des Torah-bezogenen Judentums Häretiker und Abweichler, Kommunisten, was auch immer. Deshalb ist es auch falsch zu sagen, daß "die Juden" hinter der Agenda der Homosexuellen-Ehe (Gay Marriage) stehen. Selbst wenn tatsächlich die Drahtzieher hinter diesen Bewegungen nach Aussagen von Juden selbst (Amy Dean) eben Juden sind. Die Torah aber lehnt Homosexualität ab, und also lehnen auch Juden sie ab. Anders als die Christen, haben eben die Juden nie den einen König oder Papst oder was auch immer gehabt, deshalb gibt es im Judentum so eine Fülle von Richtungen und niemanden, der sie mit Autorität ordnet.*

Jones führt als Beleg für die Haltung des Anti-Logos Israel an - ein Land, das auf der Prämisse der Verleugnung des logos gegründet wurde. Was mit den Palästinensern passiert, ist eindeutig gegen den logos und im übrigen auch gegen die Torah gerichtet. Moscowitz widerspricht. Jones meint jene, die auch in Rebellion gegen die Torah stehen. Das gibt es auch im Katholizismus, Katholiken, die eigentlich Kommunisten sind und die "Ehe für alle" propagieren. Was in Israel geschieht, kann nicht als Anti-Logos gesehen werden. Hier kämpft ein Staat, ein Volk ums Überleben gegen eine Übermacht offener Feinde (wie dem Iran), die an seiner Vernichtung arbeiten. Man könne nicht sagen, daß die dortigen Juden anti logos sind, im Gegenteil, der Verstand, die Ratio spielt in Israel eine enorme Rolle.*

Was Jones natürlich nicht bestreitet, denn ohne Ratio kann kein Mensch überhaupt auch nur bestehen. Aber sein Verständnis von Jude ist, daß Jude zu sein als Identität die Rebellion gegen den logos IST

Was leider im Gespräch etwas zu wenig herauskommt, ist der Kern der Sache, der im Video nur umkreist wird. Wer Christus zurückweist bzw. nicht als Deus Incarnatus (als inkarnierten Gott) annimmt, der KANN nämlich gar niemand anderes sein als ein Zurückweiser des logos, der ist es immanent, "automatisch". Deshalb ist diese Haltung des Anti-Logos nicht auf die von Moscowitz "Abweichler vom Judaismus" genannten Personen einzuschränken. Wer sich aber gegen den logos stellt, der weist auch die Vernunft zurück. Und das drückt sich in einer Linie in seiner natürlichen rationalen Tätigkeit aus, weil diesem Verstand seine Unterfütterung mit dem Willen Gottes (dem Sein) fehlt. Er wird zwar die Ratio benutzen, keine Frage, aber er wird und muß Rationalist sein, denn er kann den Verstand gar nicht lebendig und ganzheitlich mit dem Willen Gottes verbinden und nähren. Es gibt keinen "zweiten" jüdischen Weg, der sie von dieser Ablehnung von Jesus Christus gewissermaßen dispensiert, sodaß sie auch trotzdem (naja, bis sie halt wie die "messianischen Juden" Jesus als Messias anerkennen) Zugang zum in der Welt wirkenden Willen Gottes (in der Vorsehung) haben. 

Wer Christus ablehnt, wer nicht getauft ist, ist vom Heiligen Geist abgetrennt. Damit fehlt auch seinem irdischen Denken (Ratio) jener lebendige Geist, jenes Blut, der beziehungsweise das aus dem innertrinitarischen Leben kommt. Sein Denken mag sich mühen, ja, aber es wird nicht in sich die Ausrichtung auf Gott haben (ein wenig vorstellbar wie ein Magnet, der aus einem zuvor chaotischen Haufen Eisenspäne sämtlich auf ihn hin ausgerichtete Eisenspäne macht).

Moscowitz "respektiert" diese "katholische" Position, teilt sie natürlich nicht. Und sieh da, er folgt genau der Linie, die wir vor Wochen in "Gottes eigenes Volk" anhand eines Buches von Roy Schoeman expliziert haben: Moscowitz bezieht sich auf die Berufung der Juden durch Gott selbst, auf dem Berg Sinai, wo er ein ewiges Versprechen gab. Und Gott bricht nie seine Versprechen. Damit setzt Moscowitz auf dieselbe (weitimmanente, irdische, nicht transzendente) Linie des "Blutes", des rassischen, durch Blut vererbten Merkmals, das zum Juden und damit zum Volk macht. Wir haben also vor Wochen exakt den Punkt getroffen, um den es auch hier geht: Um die Definition von Volk, noch mehr aber von Vaterschaft als Kopf jedes Volkes (als Familie im Sinne von "Haus").** 

Der jüdische Intellektuelle weist darauf hin, daß sich das Judentum auf die Torah bezieht, und die ist auch für die Katholiken (und das ist richtig) Wort Gottes. Jones aber weist darauf hin, daß daraus beziehungsweise darauf ein Geist gesetzt wird, der die Rebellion gegen Gottes Wort ist, WEIL der Erlöser Jesus Christus abgelehnt wurde und nach wie vor wird. DAS ist der Kern dieser Rebellion, die in Wahrheit eben eine Rebellion GEGEN DIE TORAH ist. Denn diese ist ein einziger Weg zur Erfüllung in Jesus Christus. Wer diesen Weg nicht annimmt, lehnt die Torah ab, auch wenn er das bestreitet. Er lehnt das ab, was der Torah zugrunde liegt - den logos. Denn die Torah kann nicht als toter Buchstabe gesehen und gelesen werden, sondern muß aus einem Geist herausgelesen werden. Und dieser Geist ist der Geist des logos. 

In der Zurückweisung des Erlösers - "Sein Blut komme über uns" heißt es im Neuen Testament - hat sich DAS VOLK der Juden gegen den logos erhoben. Das heißt natürlich nicht, daß jeder einzelne Jude damit einverstanden war. Aber ALS JÜDISCHES VOLK ist diese Rebellion das Schicksal des gesamten jüdischen Volkes und damit aller einzelnen geworden und bis zum heutigen Tag geblieben, die sich noch als "Juden" sehen. Wir haben also hier, um das Gemeinte zu verstehen, mit dem Prinzip des "mystischen Körpers" zu tun, der in den Gedanken "Stellvertretung", die vor geraumer Zeit hier ausgearbeitet wurden und die auch das Prinzip der christlichen Erlösung sind, das "einer für alle - alle für einen" nachvollziehbar aus Volk auch geistige und schicksalshafte Gemeinschaft macht. 

Wir sprechen hier von einer ontologischen, also im Sein verankerten, aus dem Sein hervorgehenden (bzw. im Seienden als seinsverweigernde und -verfehlende Richtung angelegten) Tatsache, die nicht mit individuellem Verhalten oder Meinen oder Widmen etc. etwas zu tun hat. Übrigens muß aus genau diesem Grund jemand, der sich taufen läßt, persönlich oder durch Paten vertreten auch der Zugehörigkeit zum Nicht-Logos WIDERSAGEN, sich also davon lossagen. Noch ein Grund, warum Schoemans Argument, daß man Jude bleiben könne, wenn man Jesus Christus als Messias anerkannt habe, nicht zutrifft.

Daß das der springende Punkt in der gesamten Diskussion ist, wird klar, wenn man sieht, wie sehr sich Juden dagegen sperren, vom "jüdischem Volk" zu sprechen, wie schwierig es ist, dies überhaupt zu definieren - aber wovon spricht man dann bei "den Juden"? Die Argumentation wird in dem Punkt regelmäßig kaum noch greifbar, wir haben es vor Monaten in einer ähnlichen Diskussion bereits gesehen. Aber leider kann auch E. Michael Jones der Sache nicht wirklich den Zahn ziehen, und wir werden bald sehen, warum.

Morgen Teil 2)


*Dieses Problem hatten die arabisch-iranischen Kalifen im 8., 9. Jahrhundert erkannt, und versucht, diese neue Religion "Islam" (und der Name "Unterwerfung" stammt vermutlich aus genau solchen Bestrebungen) unter EIN Lehramt zu bringen, weil die Muslime sonst nicht im Ganzen ansprechbar sind und zu keinem Volk werden. Es blieb bei Versuchen, die muslimische Welt ist maßlos zersplittert. Das ist eines der Merkmale, die sie dem Protestantismus auch innerlich so ähnlich machen. Politisch hat es zu einer Herausbildung eines Kalifenamtes geführt, die diesem nahezu Göttlichkeit zumaß. Wer die Auseinandersetzungen des Stauferkaisers Friedrich II. mit dem Papst, dessen Affinität mit dem ägyptischen Sultan, mit dem er gut Freund war, ansieht, stößt auf genau diese Tatsache. Friedrich überlegte sogar, sich in den Vorderen Orient zurückzuziehen, um dieses absolute Einheitskonzept durchzusetzen, bei dem ihm in Europa der Papst im Weg stand.