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Freitag, 7. Juni 2019

Was man so von Venezuela erzählt

Was ist wirklich los in und mit Venezuela? Die Berichte im Netz, wo Augenzeugen nach Venezuela gefahren sind, um das in hiesigen Medien tagein tagaus erzählte Elend der Bevölkerung - angeblich kommunistischer Diktatur unterworfen - persönlich anzusehen und davon zu berichten, die aber ganz anderes fanden, sind mittlerweile kaum noch zu zählen. Auch wirken die interviewten Personen wieder und wieder kaum so, wie man sich "unterdrückte Opfer" vorstellt. Die auf die in den USA erzählte Notwendigkeit von "humanitärer Hilfe", wie Lebensmittellieferungen angewiesen sind und vom Hunger geplagt nur noch darauf warten. Aber nichts dergleichen ist zu beobachten. Keine Hungerschlangen vor Volksküchen, die US-Konserven verteilen, keine angstgeweiteten Augen unterdrückter Bevölkerung.

Nichts von den bei uns erzählten Schauergeschichten scheint sich in Venezuela zu finden, die, geht man den Berichten nach, Venezuela zu einer Hölle auf Erden machen sollen. Und die "landesweiten Proteste" gegen das "kommunistische Regime" beschränken sich (wie bei uns) auf ein paar Freizeitevents gelangweilter, fettgefressener "Upper-Middleclass"-Establishmentmitglieder, die nach einer Demo lustig gestimmt ins nächste Gourmet-Restaurant stapfen und sich ihre Heldentaten erzählen.

Die natürlich nur existieren können, weil, wenn und solange es den Liberalismus der USA gibt. Der gegen jede seiner Selbstaussagen in Wahrheit ein aggressives, menschenfeindliches Monster ist. Der in sich ein System ist, das freilich eine stets neue Klasse (seht, jeder kann es schaffen!) ungebrauchter, aber umso totalitärer herrschender Neo- und Pseudo-Eliten als Statthalter schafft, die die Interessen der Oligarchen vertreten, nötigenfalls mit Gewalt. Gebunden, weil sie von diesen Konstellationen ausschließlich lebt. Und gut lebt. Aus der Vollmacht, die die Militärgewalt der landesfremden Oligarchen gerne verteilt, wenn man diesen pDienstbarkeit gelobt.

Vorweg ein Faktum: Die USA haben mittlerweile mindestens ein Viertel der Weltbevölkerung durch Wirtschaftssanktionen - immer natürlich aus humanitären Gründen - mit Sanktionen und Embargos belegt. Alleine im Irak schätzt man die direkten Opfer des Pharma-Boykotts auf eine Million Tote. Was natürlich die betroffenen Staaten in oft größte wirtschaftliche Probleme stürzt, gerade wenn sie wie im Irak, Iran, Venezuela auf internationalen Handel (Öl) angewiesen sind.

Das so nebenbei weiter bedeutet, daß dieser beträchtliche Teil der Weltbevölkerung vom (ach so liberalen) Welthandel ausgeschlossen ist, und viele Produkte nicht mehr importieren oder exportieren kann. Angesichts der weltweiten Monopolisierung ganzer (lebenswichtiger) Bereiche wie Medizin (Pharmaunternehmen) oder Lebensmittel (Monsanto, als geschlossene und niemals mehr zu unterbrechende und sich stets wie von selbst perpetuierende Produktkette aus Pestiziden, Düngemitteln, Saatgut) durch US-Konzerne hat das zumindest so sein Geschmäckle. 

Dazu kommt aber vor allem noch das Kapital, als von London-City und USA, diesem ersten auf rein atheistischen Prinzipien gegründeten Staatengebilde, beherrschte Weltkapital, das den Geldfluß der Welt beherrscht. Wie zynisch könnte es also sein, wenn man die von Sanktionen niedergeknüppelten Staaten und Völker (wie hier nun Venezuela) so darstellt, als würden die Probleme, die sie haben - Versorgungsschwierigkeiten, Inflation, humanitäre Defizite - aus der selbstverschuldeten (beziehungsweise von der Regierung verschuldeten) Mißwirtschaft der Regierung stammen. Die deshalb doch, bitte schön, gestürzt gehört? Wo doch die Medien schön brav berichten, wie inhuman es dort zugeht? Alle, alle sind ja, wir wissen es, Verbrecher und Menschenmörder. Die anderen, wohlgemerkt, die Nicht-Liberalen.

Eine Sichtweise, eine Außenpolitik, die Venezuela besonders betrifft. Warum? Weil Öl in Dollar gehandelt wird. Weil Öl von internationalen Machtinteressen beherrscht wird. Nun ist Venezuela zufällig das Land mit den weltweit größten (sic!) Ölvorräten. Aber vor zwei Jahrzehnten kamen die Venezolaner drauf, daß der Schatz, den sie da unter ihren Füßen (in ihren Meeresbuchten) haben, in die Taschen anglo-amerikanischer Konzerne fließt. Also beschlossen sie einen Schritt, der sich wie überall als "fataler Fehler" herausgestellt hat: Sie verstaatlichten die Ölindustrie (wie Persien 1953) und machten die Erlöse aus dem Ölverkauf zu einer Wohlstandsquelle für das gesamte Land. Das nannte man dann sofort weltweit "Sozialismus". Ist aber der venezolanische Versuch wirklich Sozialismus?

Was passiert in Venezuela? Wir wissen es nicht, und werden möglicherweise bewußt desinformiert und damit dumm gehalten. Aber mehr und mehr zweifelt der VdZ daran, ob das in hiesigen Pruntzmedien kolportierte Bild stimmt. Ob dieses Bild nicht einfach Mittel amerikanischer Brutalo-Außenpolitik ist, die unter der Herrschaft der Oligarchen (Konzerne) steht, die saugrantig sind, weil ihre Geschäfte gestört werden. Weil ein Staat, ein Volk beschlossen hat, sich nicht mehr als dumme Anhängsel kapitalistischer Ausbeutung zu betrachten. Von deren Tisch sie ab und an eine Brotkrume erhalten, aber sonst rechtlos an ihrem eigenen Land sind, und am besten sowieso als Weltüberbevölkerungsproblem dezimiert werden sollten.

Vielleicht ist also das Bild, das vor allem von liberalen Medienmachern (dumm wie Bohnenstroh, pragmatischer Hebel primitiver Privatinteressen, das ist Liberalismus, mehr gibt es dazu gar nicht zu sagen, dieses ganze Wortgeschwafel, das Liberale absondern ist nur Rationalisierungsnebel, damit man die wahren Hintergründe möglichst lange nicht sieht) verbreitet wird - Venezuela als abschreckendes Beispiel eines "failed state" durch Kommunismus etc. etc., wir erinnern uns: die Anti-Kommunismus-Schiene, die schon im Kalten Krieg so wunderbar verblödend funktioniert hat - total falsch. 

Wir wissen es nicht. Aber es gibt Verdachtsmomente, daß das so sein könnte. Daß es in Venezuela um einen der zahlreichen weiteren Fälle geht, wo sich ein Volk gegen die Herrschaft der Oligarchie auflehnt, und dafür gnadenlos bestraft wird. Ein Volk, das sich gegen den anglo-amerikanischen Liberalismus aufgelehnt hat, der das Land zu einer Armutsfalle gemacht hat - VOR allen "kommunistischen" Experimenten - und nun durch US-Außenpolitik wieder auf Schiene gebracht werden soll. Die wiederum nichts anderes ist als ein Instrument kapitalistischer Bösartigkeit (beide Worte sind gegeneinander austauschbar). Für die der Liberalismus, dieser angeblich so "humanistische" Liberalismus, der ja (mein Gott, wie edel, wie süß!) nur das Beste für die Menschen will, als Türbrecher erfunden wurde.

Wer immer sich dagegen wehrt, wer gar ein Gegenmodell installiert oder auch nur versucht (wie Libyen unter Gaddafi), bezahlt mit dem Leben. Und mit einer US-Militärintervention, die diesem Experiment das Licht ausbläst und dazu die Eigengestalt eines Volkes rücksichtslos und jederzeit auszulöschen bereit ist. Und mit totaler Destabilisierung. Was zurückbleibt, ist nämlich regelmäßig (und wohl auch in Venezuela beabsichtigt) Chaos, ist ein Volk, das sich nicht mehr selbst organisieren kann, weil Selbstorganisation, weil Natur eines Volkes mit anglo-amerikanischem Liberalismus unvereinbar, ja ein Widerspruch ist. Die Methodik ist auch hier so auffallend dieselbe wie in zahlreichen anderen Ländern, daß man diese Version zu glauben fast genötigt wird. 

Obwohl man keine Ahnung von Venezuela hat drängt sich somit eines auf: Das von unseren offiziellen wie sich als "alternativ weil liberal" gerierenden Medien kolportierte Bild könnte komplett falsch, die Medienmacher simple Marionetten sein. Denn wir sollten nicht übersehen, daß in den Augen des Liberalismus (dieser verlogenen, mystagogischen Ideologie des Brutalo-Kapitalismus) auch die katholische Soziallehre, die das "Gemeinwohl" als erstes Ziel aller Politik sieht, eine kommunistische Idee ist. Und die Jesuiten tun ihnen seit 150 Jahren den Gefallen, das zu bestätigen, um endlich auch wieder an den üppig gedeckten Tisch zu kommen, oder sonst aus Rache jeden Volkswohlstand und vor allem die einzigen Bastionen gegen den Kapitalismus - den autonomen, freien Mittelstand - zu vernichten.

Schauen Sie dazu einen der zahlreichen im Netz zu findenden Augenzeugenberichte aus dem Februar 2019, die erzählen, wie es in Venezuela wirklich aussieht. Er zeigt vor allem auch, wie die Venezolanische Regierung über eigene Märkte, die preislich gebundene (billige) Lebensmittel anbietet, versucht, die Inflation auszuschalten. Die keineswegs ein hausgemachtes Phänomen sein muß, sondern einfach Teil des Wirtschaftskrieges mit der USA sein könnte. Die kein Land vor der Haustüre dulden, das nicht dem Liberalismus als Ideologie des Amerikanismus folgt, weil der dem Gemeinwohlgedanken widerspricht und eine Lüge ist.





Hier ein Vieles zusammenfassender Kommentar.







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