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Montag, 3. Juni 2019

Menge verändert die Qualität

Es ist nicht uninteressant, was die mittlerweile pensionierte Grundschulrektorin Ingrid König aus Frankfurt da zu sagen hat. Auch wenn man ein wenig dazu interpretieren muß. Denn zu sehr hat die Verfasserin des jüngst erschienenen Buches "Schule vor dem Kollaps" Angst als "rechts" eingestuft zu werden oder "den Falschen in die Hände zu spielen". Und das hindert sie auch, die Dinge umfassender zu sehen, die sie täglich erlebt hat. 

Wenn König nicht einmal wagt, das Wort "Heimat" auszusprechen, wie soll dann das Problem erkannt und behandelt werden? Denn es ist die fehlende Heimat, die die Kinder (an ihrer Schule sind Klassen mit teilweise hundert Prozent Migrationshintergrund) am Unterricht desinteressiert sein läßt, die "fehlendes Umfeldwissen" bewirkt und es sind die längst bestehenden Parallelgesellschaften von Zuwanderern, die verhindern, daß die Kinder in deutschen Ländern integriert werden. Was König auch nicht sagt, ergibt sich aus ihren eigenen Schilderungen: Als sie jüngst ihren Dachboden aufräumte, entdeckte sie Unterrichtsmaterial von früher. Dabei stellte sie fest, daß das, was vor Jahrzehnten in den untersten Stufen durchgemacht werden konnte, heute gerade noch in den höheren Stufen möglich wäre. 

Die Veränderungen, die ihr aufgefallen sind, haben mit dem simplen Umstand zu tun, daß Zuwanderer in kleinen, sehr kleinen Mengen tatsächlich integrierbar sind. Sie sind auf die neue Umgebung weit mehr angewiesen, was das Lerntempo beschleunigt. Können sie aber ihr soziales Umfeld mit Menschen aus ihrer früheren, alten Heimat gestalten, bleiben diese Effekte aus. Es ist schlicht nicht nötig. Damit fällt auch jede Motivation, sich in der neuen Kultur zu engagieren. Was zwar noch lange nicht heißt, daß man seine Identität auf "neue Heimat" umpolt, aber zumindest die Fähigkeit beeinträchtigt mit dieser neuen Kultur umzugehen, sie also zwar als fremd, aber dennoch wenigstens zu "kennen".

Wie so oft haben wir es hier also mit dem Umstand zu tun, daß Menge ab dem Augenblick zu Qualität umschlägt, in dem sich immer weitere Weltkreise bilden. Denn letztendlich gelten die Begriffe, die sich bilden und bilden lassen (und gebildet werden müssen, um sich in der Welt zu orientieren) als Brennpunkte und Feueröfen von Beziehungen. Das gilt auch oder sogar vor allem im Sozialen. Dem eine geistige Ordnung zugrunde liegt, aus der sich das Wesen der Dinge ergibt. Ein- und derselbe Mensch, der in eine andere Begrifflichkeit wechselt, wird schlagartig zum völlig anderen Menschsein bewegt. Mit der Masse an Zugewanderten wurden so aus früheren Einwanderern mit einem Schlag Konkurrenten um das Land. Denn man wird von dem geformt, was man braucht. Keine Zuwanderergruppe aber braucht noch die hiesige "Identität", der er sich sohin unterstellt. Er gebraucht das Vorgefundene nur noch, soweit er es nützlich findet. Nichts aber zerstört ein Land und dessen Kultur so nachhaltig, als wenn es nur "benützt" wird.

Integration, so die ehemalige Schulrektorin, gibt es aber nicht mehr. Die Schule kann ihre Aufgaben nicht mehr erfüllen. Sie steht hierzulande somit vor einem Kollaps, der nicht aufzuhalten ist, ja der schon da ist.

Es ist deshalb betrüblich, wenn König kein anderes Rezept kennt als das, die Intensität der Schulung zu erhöhen. Und die "Ganztagsschule" vorschlägt, um das Problem zu lösen. Denn das ist nicht nur ein Irrtum, sondern auch ein Verstoß gegen die Menschenwürde der Zuwanderer. Die Weichen sind nämlich längst gestellt, und es wäre höchste Zeit, die Folgen davon mit realistischem Blick festzuhalten und entsprechend zu handeln.






*260219*