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Sonntag, 23. Juni 2019

Warum und worin der Mensch frei sein kann

Ohne Schöpfung läßt sich die Freiheit des Menschen nicht verstehen. Ohne den Bezug auf die Analogie - auf das "Nach seinem Bild schuf Gott ihn, den Menschen" - und wie er uns dann in Jesus Christus vor Augen stand (und in der Erinnerung bzw. realpräsent-geistig in der Gestalt der Eucharistie steht) läßt sich nicht verstehen, warum der Mensch überhaupt frei sein sollte bzw. könnte, und worin diese Freiheit besteht. Die sich erst in der Bindung bewährt, weil sie ein Akt ist, ein permanent zu leistender bzw. in der Tugend habituell werdender Akt ist. Ohne zu begreifen, daß Gott, das Sein, vollkommen frei ist, läßt sich Freiheit überhaupt nicht verstehen. 

Der Mensch verschwindet zu einem technischen Funktionsbündel, von einer chemischen Reaktion nicht mehr unterscheidbar, das als Evolutionismusprodukt aufgefaßt selbstverständlich niemals frei sein kann! Weil dann Freiheit zu einem zufälligen, sinnlosen Akt der Willkür wird. Und ohne Transzendenz, ohne die Erkenntnis einer Natur, die über der rein materiellen Natur steht, läßt sich nicht erkennen und begründen, warum der Mensch zu Freiheit fähig sein sollte.

Es ist damit der Gehorsam, der die Voraussetzung zur Seinserkenntnis, und in der Erkenntnis, die immer eine Anähnlichung an das Erkenntnisobjekt bedeutet, der Gehorsam dem Sein und damit Gott, zugängig gemacht durch Jesus Christus, gegenüber, der uns frei macht. Warum? Weil wir dann unserem Wesen entsprechen und Gott ähnlich (natürlich nicht gleich! also zu Göttern!) werden. Aus dieser Ähnlichkeit erfolgt dann das Gute, das "Gutes tun", nicht (ontologisch) umgekehrt.* Wie aber wird diese Gnade evoziert, in die Welt gerufen? Durch die Taufe, durch die Sakramente, die Verbindung zwischen beiden Naturebenen, deren erste, wirklich wirklichere, die Übernatur ist.**

Die Aufgabe des Gehorsams als Grundhaltung muß somit nach sich ziehen, daß sich der Mensch selbst zu Gott erklärt. Und das ist schon denktechnisch Unsinn und zerschellt am Begriff "Gott".

In dieser Anähnlichung durch den Gehorsam - eine Anähnlichung an Jesus Christus, der "gehorsam bis zum Tode" war - wird der Mensch somit offen für die übernatürliche Wirklichkeit, die als Gnade in die Welt eingreift, real eingreift, historisch eingreift, und damit den Menschen zur Freiheit befähigt. 




*Schon daraus wird ersichtlich, daß der "Gutmensch" nie "heilig" sein KANN. Er stellt die Heils- und Schöpfungsordnung auf den Kopf. Hier hat Luther ausnahmsweise sogar einmal ein wenig Recht, wenn er meint, daß es keine "Werks-Heiligung" geben kann. Was zwar so auch wieder nicht stimmt, aber in diesem ontologischen Zusammenhang richtig ist. 

**Damit wird begreiflich, warum die Übernatur, die transzendente, geistige Wirklichkeit (die immer unsichtbar ist) die ERSTE Wirklichkeit aller Dinge, aller Welt, aller Schöpfung ist. Insofern ist die rein welthafte Natur (sofern es das überhaupt gibt) nur als Wunder begreifbar. Eine Naturwissenschaft, die das ausschließt, ist deshalb völlig irrelevant und lachhafte Zeitverschwendung: Die materielle Natur wird gar nicht verstehbar, wird in sich definitiv unverständlich, wenn nicht ihre Wurzel, ihre Verankerung in der Übernatur gesehen wird. Der Mensch hat nicht die Möglichkeit, etwas zu "erschaffen", etwas im Bestand zu halten, wenn er sich vom absoluten Sein abwendet, also dem Sein gegenüber ungehorsam ist. 

Und wenn er diesen Eindruck erwecken will, so gelingt das nur, wenn verschleiert wird, daß so ein Akt sich letztlich doch aus einem am Sein Teilhabenden nährt. Behandele der Leser doch auch nur ein Trumm, nur einen Stein, nur ein Ding aus der materialen Natur "naturwidrig", also gegen sein am Sein teilhabendes Sein, also gegen seinen logos, sein natürliches "Auf -Zu"! Er wird nur Verfall und Zerstörung vorfinden.

Deshalb sollte auch klar sein, daß jede "Segnung" von Widernatürlichem, also von Vorgängen oder Zuständen, die contra naturam angelegt sind, jede hoffende Hereinholung der Gnade in die Welt, die auf einer Welt ohne Sein beruht, simpler Schwachsinn ist.