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Montag, 24. Juni 2019

Weil es sein muß ...

Keine Ahnung, wie oft der VdZ eben diese Tonaufnahme hier schon gebracht oder empfohlen hat. Aber sie taucht in seinem Leben wieder und wieder auf, genau diese Aufnahme: Vladimir Horowitz mit dem Konzert in der Carnegie Hall 1978, wo er Rachmaninoffs 3. Klavierkonzert bringt. Überwältigend, phantastisch, jeden sicher gemeinten Sockel des eigenen Lebens umreißend.

Die längst vielfach zerkratzte Schallplatte hält der VdZ seit Jahrzehnten wie ein Heiligtum. Nein, kein "brauchst Du das noch" könnte dieses Grunddokument seines Lebens beseitigen. Es ist das allgemein menschliche Dokument der Zerrissenheit, in der wir alle leben. Dem Leser sei deshalb Vorsicht geraten. Ähnlich wie bei Bruckners 7. Symphonie wird die innere Spannung kaum noch ertragen. Sie wird in der Aggressivität der größtmöglichen Lautstärke enden, die der Tonanlage des Lesers möglich ist. Ja, sie sollte dort enden. Weil - das Leben (nicht nur heute) dort anfängt.

Angeblich hat Rachmaninoff, ein großartiger Pianist, einmal gesagt, daß Horowitz seine Musik besser spiele, interpretiere, als er selbst. Nun gut, das ist ja kein wirkliches Kriterium für einen Künstler, für einen Komponisten, für einen Schaffenden. Im Gegenteil. Wer schafft, entläßt ein Kind in die Welt, das nunmehr der Welt auch gehört.

Leider, wirklich leider, und es ist ein Lehrstück, erreicht die digitalisierte Konserve nicht annähernd das Hörerlebnis der analogen Aufnahme, die der VdZ auf seinem riemengetriebenen, röhrenbefeuerten Dual-Plattenspieler erfahren konnte. Ohne das zu erinnern wüßte er nicht, wie ihm wäre, hörte er es jetzt in dieser Konserve. Es klingt ... anders. Dasselbe Konzert!

Wie für jedes Digitalerlebnis kann deshalb auch hier nur gelten: Die digitale Welt kann nicht mehr sein als ein Verweis, ja ein für jeden an der Wirklichkeit Interessierten verpflichtendes Gebot, auf die ... reale Welt zurückzugreifen. Das Digitale ist immer bereits eine Interpretation, die die eigene Interpretation vorwegnimmt. Das Netz ist eine Welt der Programmierer, die Welt interpretieren, nicht eine Welt der Wirklichkeit selbst.

Also, werter Leser, kaufe er sich einen (meinetwegen: Alten) riemengetriebenen (Dual-)Plattenspieler, der in der nächsten Stufe über eine röhrengetriebene, mechanische Verstärkeranlage liefert. Und dazu eine der alten (mit violettem Cover!) Vinyl-Schallplatten mit eben diesem Konzert. Er wird vieles begreifen. Glaube er dem VdZ! Besonders unterscheidbar wird es im entscheidenden Moment, ab etwa Min. 40, wo sich das Motiv durch alle Kämpfe und Feinde durchzusetzen beginnt. Ach, was für ein Unterschied zur Vinyl-Platte .









*040519*