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Donnerstag, 26. Dezember 2019

Gelieferte wie bestellte Revolutionen

Vielleicht sollte man es wiederholen, und noch einmal wiederholen: Seit Jahrzehnten erzählt uns Hollywood ein und dieselbe Geschichte. Die Helden sind diejenigen, die auf eigene Faust und außerhalb aller Gesetze für Recht und Gerechtigkeit sorgen. Seit Jahrzehnten wird uns gezeigt, daß die staatliche Rechtsordnung den Begriff der ewigen, überzeitlichen, ideellen Gerechtigkeit nicht oder nur mangelhaft erfüllen, und daß deshalb der Mensch nachhelfen muß.

Das heißt, daß wir es mit zwei, drei Generationen zu tun haben, die bereits mit Sagen aufgewachsen sind, in denen Gerechtigkeit und Rechtssystem auseinanderklaffen. Nur selten kommen sie zur Deckung. Das Rechtssystem unserer liberalistischen Leitkultur, Amerika, wird sogar durchweg überhaupt als korrupt und verbrecherisch dargestellt. Dramaturgische Spannung kann nur durch Handeln auf eigene Faust und in der Regel sogar gegen den Staat erfahren werden, so lautet die Botschaft. Beinahe ausnahmslos wird die Katharsis zum revolutionären Akt, das gute Rechtssystem gibt es nicht, oder noch nicht, oder nicht mehr, es muß durch Rebellion und subjektives Gutes neu geschaffen werden.

Wie anders unsere alten Sagen und Heldengeschichten, mit denen noch der VdZ aufgewachsen ist. Wo sich im Staat, im offiziellen System auch die ewige Lösung (mit-)findet, die Katharsis, also das reinigende Feuer, als brennenden Kern den Heiligen Staat und das (wirkliche, ewige) Heilige Recht trägt, das sich in ihm verkörpert und durch den Helden noch mehr oder wieder zum Strahlen gebracht wird. Wo jeder Ausritt gegen die Heilige Ordnung, wie sie in Staat und König Fleisch geworden sind, zur Nemesis der Götter führt.

Heute und speziell in Hollywood-Produktionen, die unsere Sagen vollständig verdrängt haben, wendet sich die göttliche Rache regelmäßig gegen den Staat und ist mit dem Helden, dem lonesome Ranger, der darum kämpft, daß sich im Irdischen wenigstens etwas an göttlichem Gerechtigkeitsfunken findet.

Es ist das Göttliche, das die irdische Tat legitimiert und das ist immer überzeitlich. Deshalb kann nur die höhere göttliche Rangordnung über die Legitimität einer Kultur entscheiden. Deshalb kann, ja muß man beim Klimawahn von einer Religion sprechen. Sie hat neue, höhere Götter als die alten. Selbst also diese neuen Ideen sind nicht weniger monarchisch wie die alten Monarchien, ein anderes Staats- und Regierungssystem gibt es nämlich gar nicht, die Monarchie verbirgt sich heute nur mehr oder weniger und muß sich verkleiden.

Eine Kultur kann nur dann stark sein, wenn sich ihre Ordnung mit der göttlichen Ordnung insofern deckt, als alles Streben auf diese Übereinstimmung zuläuft. Was im Abendland möglich war, weil die institutionalisierten Strukturen letztlich der göttlichen Ordnung und Beziehungsqualität, also dem Wesen der Dinge entsprachen. In den Hollywood-Filmen kommt aber eine Vorstellung zur Darstellung, in der die Kultur erst gegründet werden muß, weil die vorhandene nicht gut, oder gar keine vorhanden ist. Und das ist der Geist der Revolution. Aber eine Revolution kann nie eine staatliche Ordnung gründen, die auf Gerechtigkeit, also auf Wesenswahrheit aufgebaut ist. Dennoch sind unsere neuen Helden aus diesem Stoff geprägt.

Und dann rätselt man herum wie es kommen kann, daß Kinder und Jugendliche auf die Straße gehen und naiverweise dafür um die Wette hüpfen, daß endlich Gerechtigkeit - und nicht Staat, Recht, Gesetz - einziehe. Die also genau diese Helden zum Vorbild haben, die ihnen jahrzehntelang und in subversiver Absicht wie Wirkung serviert wurden. Die meinen, eine gute Kultur müsse erst erfunden und neu gegründet werden.