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Sonntag, 8. Dezember 2019

Leiblichkeit als Boden der Gnade

Die inneren, seelischen, mythischen, archaischen Strukturen früherer Menschen sind nicht verloren. Sie sind nach wie vor da. Sie sind lediglich verschüttet. Was nur von einem zeugt: Daß wir uns weit weit von einer Lebens- und Denkweise entfernt haben, in der unser Denken unsere eigenen Grundlagen, unsere eigene Matrix (um es wieder so auszudrücken), unsere eigene innerste, tiefste Struktur in Worte und damit in Gedanken zu kleiden. 

Dennoch treiben uns dieselben Kräfte. die mit "uralt" falsch beschrieben wären. Denn sie sind einfach grundlegend, konstitutiv, und deshalb immer neu, immer jung, immer aktuell. Sonst gäbe es längst keine Menschen mehr. Alles war von Anfang an in diesem da, aber die faktische Kultur hat es verboten, verwirrt und verschüttet.

In dieser Tatsache liegt der wahre Grund für Luftgedanken wie der vom "edlen Wilden", die im Ursprünglicheren das Echte sehen, das alle Menschen bewegen soll. In dem, wie wir nun sehen, sogar eine tiefe Wahrheit steckt. Die der Unwahrheit, in die sich eine Kultur entwickeln kann. 

Wir heute leben zwar scheinbar fern dieser Geprägtheit nach wahrer, uralter Matrix. Aber das ist nur ein Schein. Wer genau hinsieht, sieht in unserem heutigen Handeln nur Versuche, innerhalb dieser uralten Schemata und Archetypen zu bleiben - denn sonst wäre Leben gar nicht möglich - denen nur ein anderes Kleid umgehangen wurde und wird.

An diesem heutigen Tag wird in der "Unbefleckten Empfängnis Mariens" etwas in dieser Art gegenwärtig. Die Unbeflecktheit Mariens bedeutet, daß in ihr der ursprüngliche Gedanke, wie der Mensch gedacht und geschaffen war, in der Geschichte nach dem Sündenfall erstmals wieder gegenwärtig wurde. Notwendig, weil sich Gott nicht in einer Materia "unter seinem Stand" gewissermaßen, also unter der Menschhaftigkeit der zweiten Person in Gott, Jesus Christus, wahrer Mensch (und wahrer Gott, als Maria noch einmal unendlich übersteigend), von Anbeginn an gedacht und vorgesehen war. Wir wollen das hier aber nur andeuten.

Um weiteres anzudeuten. Daß die Menschen seit je sich daran - wenn auch immer dunkler - erinnert haben. Sie ahnten zunehmend mehr als sie noch wußten, daß im Menschen auch Gott ansichtig wurde. Nein, mehr noch, daß im Mann Gott selbst gegenwärtig sein sollte. Das wäre der perfekte Zustand. Gott, der zwischen den Bäumen des Paradiesgartens wandelt. 

Es gibt eine uralte Tatsache, die die Archäologie hinreichend belegt hat, die alte Schriften direkt anzeigen, die sogar in unserer Erinnerung lebt: Die, daß im Mann, im Vater (als Vollgestalt des Mannes) die Verbindung zu Gott, dem Vater, somit dem Ursprung und Urheber aller Welt, gegenwärtig ist. Vater aber heißt: König sein. 

Überall auf der Welt zeigt sich diese Ineinssetzung von Vater und Priester als Versöhner mit Gott, dem Vater. Die in Jesus seine Erfüllung fand. Wenn ein Volk, die Kinder und Familie dieses irdisch gewordenen Vaters gewissermaßen, nun zu leiden hatte, mußte an der Verbindung zu Gott etwas nicht stimmen. War das Leben schwer, ja leidvoll, stimmte etwas an dieser Verbindung nicht. Also ... opferte man den König und Vater. Der Tod des Königs, der Tod des Vaters. Er ist uralt, und er ist rituell eine Versöhnung des Menschen mit Gott Vater. Er ist es, der diese Verbindung zwischen der allem zugrundeliegenden geistigen Struktur und dem geschichtlichen Menschen wiederherstellt. Anders, anders geht es nicht.



Hinweis: Dieser Film zeigt Ausgrabungen am Hill of Tara in Irland. Aus denen hervorgeht, daß schon die Kelten vor gut dreitausend Jahren diesen Königsmord kannten.