Dieses Blog durchsuchen

Sonntag, 1. Dezember 2019

Was hinter Chinas Aufstieg wirklich steht (3)

Teil 3)



Das war auch in Japan nicht anders, das Lafcadio Hearn in diesem verlorenen Todeskampf zwischen Kapitalismus und Ungeist gegen Geist und Tradition so ergreifend beschrieben hat, wo dasselbe wie in China zu Ende des 19. Jahrhunderts geschah. Wie in jenen Teilen von Europa (natürlich einschließlich Rußland) zur selben Zeit, die noch nicht bereits vier- bis fünfhundert Jahre zuvor diesen verräterischen Kuß an die Staatswange gedrückt haben.

Alle diese Lebensräume (und wie viele noch!) haben sich spätestens 1945 in fast deckungsgleicher weil symptomatischer Bewegung schließlich selbst den Todesstoß versetzt, oder wurden dazu verführt, indem ihre verzweifelte Suchbewegung nach religiös-sozialem Halt und Tradition wie in geschickter fernöstlicher Kampfkunst benützt und verstärkt wurde, und so erst recht zum Desaster führte. Die Kinder der Welt sind eben in diesen Dingen klüger als die Kinder des Lichts.

Die entsprechenden Gegenbewegungen in China, die es ganz gewiß gibt, sind uns nicht bekannt. Man kann aber ahnen, wie sehr sie bekämpft werden. Die Kirche hat der aktuelle Papst sogar selbst verraten und aus dem Spiel genommen, damit ihr Opfer, ihr Martyrium verhöhnt. Sie sind mit ihrer Auslieferung ans Regime rasch endgültig verstummt. Denn der wirkliche Todfeind, der in China (wie in der Bewegung der Neuen Weltordnung) die totale Macht hat, erregt nie Aufsehen und Lärm, diskutiert nicht ergebnisoffen in Zeitungen und Talk Shows. Er weiß, was er will, ist dabei höchst effizient, eiskalt, und kommt aus und bleibt im Dunkeln. Seine Opfer verschwinden einfach, werden still und leise erledigt, und ihre Namen werden nachts aus den Steinannalen gekratzt. Von denen nur Gott eine Kopie besitzt.

Das Überzeugendste an James Corbetts Thesen ist, daß sie, wenn man sie einmal als Betrachtungslinse heranzieht, dem Weltgeschehen auch heute (bis hin zu Hongkong-Protesten) ganz neuen Sinn einhauchen. Plötzlich wird so viel verstehbar, und rundet sich ab. Und mit einem Mal hat man auch ein Prisma, das das einfallende Licht des Geschehens, wie es uns in den Medien und im Alltag entgegentritt, in jene Farben aufspaltet, aus denen es in Wahrheit zusammengesetzt ist. Lange, sagt Corbett, habe er nach der verbindenden Klammer gesucht, nun sei sie ihm erst klar geworden. Als ihm klar wurde, daß es den zwischen Kapitalismus und Sozialismus angeblich bestehenden Widerspruch, ja diese Todfeindschaft, gar nicht gibt. Sondern daß beide demselben Ziel - Sozialismus - dienen. Sodaß die aufgebaute Antinomie nur ein nächstes Täuschungsmanöver ist.

Auch unsere Haltung zu China wird allmählich sicherer, mancher Nebel lichtet, manche Widersprüchlichkeit glättet sich, wenn punkthafte Dinge, darunter sogar Gespräche mit Chinesen, sich verbinden und wieder widerspruchsfrei in ein nun noch weiteres Gesamtbild passen. Samt der Frage, welche Chinesen es nun waren, die das heutige China so lobten? Worin stimmt deren Lebenshaltung einfach nur mit dieser Art von Scheinkultur zusammen, die ein versklavtes Volk widerspruchsfrei akzeptiert? Alleine dieser erhellende Gedanke war die gesamte Auseinandersetzung an dieser Stelle wert.

So ergibt sogar die seltsame Aussage Henry Kissingers Sinn, der - im Gegensatz zu so manchen anderen offiziellen Äußerungen von ihm - bei einer Konferenz in Kanada Ende der 1980er Jahre die seltsame Feststellung machte, daß er nicht glaube, daß die künftige Weltmacht ... China heiße. Warum? Weiß er mehr als die übrige Welt, die in der Inszenierung erstickt, aus der sie kaum die Schatten erkennen kann, die dahinter liegen? Davon kann man ausgehen. Kissinger war nicht nur US-Außenminister, er war immer sehr umtriebig und bestens vernetzt. Meint also deshalb dieser Sohn in den 1930ern ausgewanderter deutscher Juden, daß auch Chinas Aufstieg nur die Entfaltung ganz anderer Mächte war, die China in ihre Hand bekommen haben? Wirklich wissen werden wir es nie.

Denn die Welt und die Geschichte wird immer aus einem komplexen, unüberschaubaren Konglomerat von Kräften bestimmt. Auch von solchen, die hier z. B. als Mitglieder einer amerikanisch-chinesischen Organisation identifiziert werden können, die ihre Wurzeln wiederum tief in amerikanischen Geheimgesellschaften* stecken haben. So wie alle Präsidenten der USA seither, außer Carter.

Und denen ein Kissinger (samt dem später auftretenden Nixon) willfährig Beihilfe geleistet hat. Denn er flog schon vor Nixon nach Peking, und nach großen Bankieres, die schon alles vorbereitet haben, von dem aber kaum jemand Notiz nahm (aber belegbar und damit nachvollziehbar ist.) Sodaß Kissinger auch als Regisseur eines Scheintheaters der Weltpolitik tätig wurde, das in keinem Moment dem wirklichen Geschehen entsprach, sondern es als Ablenkungsmanöver inszenierte, damit niemand merkte, daß sich im Schatten der Scheinwerfer ganz andere Bewegungen abspielten. Und Chinas mächtige Männer mit kapitalistischen westlichen Männern die Übernahme Chinas über dessen "Transformation in einen roten Kapitalismus" in die Wege leiteten.

Noch ist auch Corbett nicht sicher, ob diese These hält und belastbar genug ist. Aber daß sie in ihrem Grundsatz viel Wahrheit enthalten könnte, wird jeder feststellen, der mit diesem neuen Licht die Geschichte Europas, der USA und Chinas nach 1945 bis heute betrachtet. Die plötzlich umfänglich wie nie zu sprechen beginnt. Und eine Linie weiterzieht, die sich seit dem 19. Jahrhundert auch in China gezeigt hat. Wo das Land erstmals von westlichen "Unternehmern" mit Hilfe der westlichen Staaten wie ein riesiges Reservoir an Sklaven und Benützbarkeiten behandelt und verteilt wurde.

Der Leser möge selbst erkunden, ob ihm die von Corbett aus Indizien geformte Sichtweise der Vorgänge in China die Welt ein Stückchen heller macht. Denn im Forum der Vernunft können auch Verschwörungstheorien Gültigkeit und berechtigten Platz haben.






*Über Wesen und Realität von Geheimgesellschaften muß niemand viel im Trüben fischen. Hier sind handfeste Fakten bekannt und liegen offen. Auch über solche wie die "Skull & Bones". Man kann höchstens über die Relevanz nachdenken. Wer insgesamt mehr Seriöses über solche Geheimgesellschaften mächtiger Leute erfahren möchte, wie sie sich im anglo-amerikanischen Raum seit dem späteren 19. Jahrhundert gebildet haben (und anfänglich gar nicht so geheim waren), dem seien die Bücher von Caroll Quigley, "einem der dabei war und ist", empfohlen.