Teil 2)
Nur als ersten Einblick in diese Materie, mit der sich der VdZ im Laufe der nächsten Zeit weiter befassen möchte, sei außerdem ein Vortrag von David Montgomery präsentiert. Montgomery ist selbst zwar Geologe und vor allem Geo-Morphologe (er hat sich unter anderem mit sehr realistischen Untersuchungen befaßt, die auf der Basis von Vernunft eine Versöhnung von Bibel und Naturwissenschaft herstellen wollen), aber er hat sich zusammen mit seiner Frau, die Biologin ist, immer mehr mit der Bodengesundheit als neuralgisches Menschheitsproblem befaßt. Wenn wir nämlich so weitertun, dann steht fest, daß wir in dreißig, vierzig Jahren massive Hungersnöte haben werden. Weil die Böden nichts mehr hergeben! Wenn wir also eine Bedrohung haben, die wirklich ernstzunehmen ist und sogar drängt, dann die der Bodengesundheit.
Wer Kulturen und deren Geschichte ansieht, wird feststellen, daß sie immer nur soweit und solange prosperiert haben, als auch die Böden ertragreich blieben. In dem Moment, wo die Anbaumethoden - man denke an das römische Imperium, bei dem sich der VdZ speziell mit diesen Aspekten befaßt hat, so daß er diese Aussagen nur bestätigt findet - nur noch auf Bodenausbeutung übergingen, sank die Ertragskraft, und die Kultur verschwand mit ihr. Nur in den Räumen hielten sich Kulturen, zumindest in ihren Aftergeburten, zumindest in den Menschen und deren Überlebenskraft, wo natürliche Besonderheiten die Bodenfertilität aufrecht hielten. Und das sind weltweit einige große Fluß- und Überschwemmungsgebiete, wie China mit seinen beiden großen Strömen, das ist Ägypten mit dem Nil, und das sind einige Flußlandschaften Indiens. In diesen drei Landschaften waren es die jährlichen Schlammeinträge durch die jahreszeitbedingten Überschwemmungen, die jene Lebensgrundlage erneuerten, von der dann über Jahrtausende Millionen von Menschen leben konnten, auch wenn sie ständig mehr entnahmen, als sie selber zurückgaben.
Wo das nicht geschieht, wie im Zweistromland von Euphrat und Tigris, oder rund ums Mittelmeer, verödet das Land in oft recht kurzen Zeiträumen. Und damit verschwand die Kultur. Auch Weigl weist in seiner Studie darauf hin: Es ist der Boden, der für das Überleben einer Kultur verantwortlich ist. Geht der verloren, ist auch die Zivilisation verloren. Wie rasch das gehen kann, erleben große Gebiete in den USA. Nimmt man etwa das zentrale Anbaugebiet von Virginia her, dem ehemaligen "Brotkorb des amerikanischen Ostens", dann läßt sich zeigen, daß der intensive Raubbau der letzten zweihundert Jahren den fertilen Boden auf einer Fläche von fünfzig Prozent der ehemaligen Anbauflächen unfruchtbar gemacht hat.
Die Auswirkungen einer anderen Art der Bodenbewirtschaftung betreffen aber nicht nur Ertrag und Lebensmittelproduktion direkt. Sondern vieles, was wir als "Klimawandel" bezeichnen, ist eine Folge einer rücksichtslosen Ausbeutung der Böden! Viele Trockenheiten, Hitzeperioden, Artensterben haben primär gar nichts mit globalem Klima zu tun, sondern mit einer falschen und ignoranten Art, mit den Böden umzugehen.
Umso deutlicher wird somit auch von dieser Seite, was für ein Wahnsinn sich abspielt, wenn wir um das Klima zu retten bereits ein Fünftel der landwirtschaftlichen Flächen in unseren Landen mit "Ölsaaten" bepflanzt haben. Die mit allen bekannten Methoden brutaler Ertragserzwingung bewirtschaftet, bewirken, daß die Böden binnen weniger Jahre zur toten Materie werden. Dem wir nur durch ständig gesteigerten Energieeinsatz noch "Erträge" abpressen können, die dann ironischerweise jene Wirkungen (Klima, Artenschutz, Bodentrockenheit usw.) bekämpfen sollen, die wir durch exakt diese Bewirtschaftung erst auslösen.
Über die Rückschlüsse, die auf Entwicklungen in Europa zu ziehen sind, wo die Landwirtschaft auf eine regelrechte Abschaffung zusteuert, zugunsten einer Stellung als bloßen Importeur von Nahrung aus allen Teilen der Welt, soll sich der Leser selber seine Gedanken machen - sie sind das ultimative Zeichen für das Ende Europas, so müßte man es formulieren. Noch keine Zivilisation hat ohne eigene, fertile Landwirtschaft je überlebt. Fern jeder Esoterik, ist aus ganz anderen Überlegungen festzuhalten, daß es der Geschmack und die Gestalt der Erde unter seinen Füßen ist, die den Menschen, der mit diesem Boden pausenlos kommuniziert (oder nicht), leben machen. Ganz sicher keine abgehakten "wissenschaftlichen" Nährstoff- und Kalorien-Listen. Nicht nur lebt auch der Mensch in einer Symbiose mit der unmittelbaren Welt, die ihn umgibt, sondern diese Kommunikation erfolgt zum überwiegenden Teil auf einer Skala der Winzigkeiten, die kaum vorstellbar ist.
Die Vielfalt im Boden, dessen Teile sich die Pflanze und in ihr wir je anverwandeln, macht auch uns vielfältiger weil umfassender. Insofern kann man (mit den üblichen Vorbehalten) tatsächlich von "gesund" sprechen, ohne daraus eine fanatische Utopie oder Religion zu machen.
Die Vielfalt im Boden, dessen Teile sich die Pflanze und in ihr wir je anverwandeln, macht auch uns vielfältiger weil umfassender. Insofern kann man (mit den üblichen Vorbehalten) tatsächlich von "gesund" sprechen, ohne daraus eine fanatische Utopie oder Religion zu machen.
Dabei besteht Hoffnung, weil das relativ rasch zu ändern wäre. Die Erfahrung in den USA zeigt, daß die meisten Bauern ihren Beruf und ihr Land tatsächlich lieben, und vieles, was sie falsch machen, hat mit Existenzdruck und fehlender Informiertheit zu tun. An diese Liebe zu Beruf und Land muß man also nur wieder anknüpfen. Wie sich überall zeigen läßt, kann nämlich innerhalb von sechseinhalb, sieben Jahren auch schon sehr toter Boden mit entsprechenden Maßnahmen wieder in eine Erde zurückverwandelt werden, die fruchtbaren Lebensraum für Pflanzen und Klein- wie Kleinstlebewesen bedeuten. Und nach und nach auch schon unrentabel gewordene Landwirtschaftsbetriebe wieder in eine Lebensgrundlage für die Bauern und deren Familie zurückverwandeln. Neben der Freude an der Lebensvielfalt und schmackhaften Produkten.
Auch das kann somit nicht durch globalen Aktionismus geregelt werden. Denn jede Landwirtschaft hat ihre eigenen lokalen, spezifischen Gegebenheiten, auf die der einzelne Bauer selbst und in Eigenverantwortung eingehen muß. Womit er seinem Beruf und seiner Berufung wieder mit Freude nachkommt und nicht am Hamsterrad ausbrennt, zu dem vielerorts die hochsubventionierte (weil sonst überhaupt nicht mehr tragfähige) Landwirtschaft bereits verkommen ist. Dazu muß er nicht zum mittelalterlichen Sonderling verkommen! Im Gegenteil, hier darf, ja soll er wieder produktiv denken, auch was den Maschineneinsatz anbelangt. Das geht so weit, daß alle Proponenten dieser massiven Bewegung, wie sie in den USA bereits im Gange ist, übereinstimmend berichten, daß die Bauern aufhören, sich als Konkurrenten zu betrachten, sondern Erfahrungen und Erkenntnisse mit einem Mal gerne und freizügig austauschen.