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Dienstag, 17. Dezember 2019

Wer hinter der Pornoindustrie steckt (2)

Übertragung aus dem Amerikanischen durch Eberhard Wagner

Teil 2) Nathan Abrams über die Juden in der Amerikanischen Pornoindustrie 
Eine Arbeit aus dem Jahre 2004




Sie ist eine selten erzählte Geschichte - die Geschichte von Juden in der Pornofilmindustrie, diesem weit schäbigeren Cousin von Hollywood. Natürlich würden wir, das heißt wir Juden, lieber so tun, als gäbe es diese XXX-Moral überhaupt erst gar nicht. Aber es führt einfach kein Weg um die Tatsache herum, daß säkulare Juden in der gesamten Adult-Film-Industrie in Amerika eine überproportionale Rolle gespielt haben, und immer noch spielen. 

Die Verwicklung von Juden in die Pornographie in den Vereinigten Staaten hat eine lange Geschichte. Die somit das ihre dazu beigetragen haben, eine erst unbedeutende Subkultur in eine der grundsätzlichsten Konstituenten der amerikanischen Lebensweise zu verwandeln. Dort sind sie also wirklich aktiv, die "falschen Juden":

Als Agenten von Schmutz und Schund

Die jüdischen Aktivitäten in der Pornoindustrie müssen in zwei Gruppen geteilt gesehen werden, auch wenn die sich manchmal überlappen: Pornographiehersteller und Darsteller. Für beide gilt, daß obwohl Juden nur zwei Prozent der amerikanischen Bevölkerung ausmachen, sie in der Pornographie stets hervorgestochen haben. Viele Erotika-Händler im Buchhandel zwischen 1890 und 1940 waren eingewanderte Juden, die noch in Deutschland geboren sind. Folgt man Jay A. Getzman, dem Autor von "Bootleggers and Smuthounds: The Trade in Erotica 1920 - 1940" [Philadelphia; University of Pennsylvania Press, 1999] waren Juden  in der Verbreitung von Galantiana [erfundene Geschichten mit erotischen Themen, oder Bücher mit schmutzigen Witzen und Liedern], in Schamgrenzen brechend freizügigen, explizit sexuell notierten Romanen, Sex-Comics, Sexratgebern und generell schamlosem Material, stets in den vordersten Rängen zu finden.

Ruben Sturman - Bild: earthlinggb
In der Zeit nach dem Kriegsende 1945 war Ruben Sturman, den man den "Walt Disney des Porno" nannte, der notorischeste Pornodarsteller Amerikas. Wie das US-Justizministerium festgestellt hat, kontrollierte er den Großteil der Pornographie, die im Land kursierte, und zwar bis weit in die 1970er Jahre hinein. Geboren 1924, wuchs Sturman im Ostteil von Cleveland auf. Am Anfang verkaufte er nur Comics und Zeitschriften. 

Doch bald stellte er fest, daß Sexmagazine das Zwanzigfache an Gewinn abwarfen. Also widmete er sich ausschließlich der Pornographie, und begann sogar, eigene Zeitschriften zu produzieren. Die er dann in eigenen einschlägigen Geschäften verkaufte. Ende der 1960er Jahre stand er bereits an der Spitze sämtlicher Vertriebsfirmen für "Erwachsenen-Magazine", und Mitte der 1970er besaß er schon über zweihundert eigene Verkaufslokale dafür. 

Sturman begann auch bald, zeitgemäßere Versionen der traditionellen Peep-Shows (das ist normalerweise ein dunkles Zimmer, in dem sich ein kleiner Farbfernseher befindet, auf dem der Betrachter als XXX eingestufte Videos ansehen kann) einzurichten. Wobei es gar nicht stimmt, wenn man sagt, daß er die Pornoindustrie kontrollierte. Er WAR die Pornoindustrie. Durch Zufall wurde er wegen Steuerhinterziehung angeklagt, und prompt verurteilt. Er starb, abgeschieden und vereinsamt, 1997 im Gefängnis. Sein Sohn, David, führte jedoch das Familiengeschäft fort.

Steven Hirsch - Bild: Wikipedia
Sturman hatte aber einen gleichgesinnten Bruder. Und das war der 43jährige jüdische Clevelander Steven Hirsch, den man "Donald Trump des Porno" nannte. Die Verbindung zwischen den beiden bestand über den Vater von Steve, Fred, der so etwas wie ein Vermögensverwalter und -berater für Sturman war. Heute betreibt Hirsch die Vivid Entertainment Group, die man oft das Microsoft der Welt des Porno nannte. Sie war der US-Top-Produzent für einschlägige Filme. 

Hirsch's Geschäftsgeheimnis war aber, herkömmliche Marketingmethoden auch im Pornogeschäft zu etablieren. Und tatsächlich wendet Vivid bis heute das gleiche System an wie die Hollywoodstudios in den 1930er und 1940er. Das betrifft vor allem die Praxis, mit Darstellern Exklusiv-Verträge abzuschließen, diese somit an Hirsch zu binden, der auch ihr Karrieremanagement übernimmt. Vivid war sogar Thema einer TV-Show, die erst kürzlich auf Channel 4 lief, und in der es um die Hintergründe der Pornoszene ging.



Fesche jüdische Mädchen und Burschen

Ron Jeremy - Bild free wikipedia
Auch die Darsteller waren in den 1970er und 1980er Jahren weit überwiegend Juden. Zwar vor allem bei den Männern, aber auch bei den weiblichen Darstellern stellten sie einen beachtlichen Anteil. Der unbestrittene Star unter diesen hebräischen Zuchthengsten ist Ron Jeremy. Den man in der Branche "das Stachelschwein" nannte. Jeremy ist einer der größten Pornostars Amerikas

Der heute 51jährige wuchs in einer jüdischen Familie der unteren Mittelklasse in Flushing, Queens, auf, und hat bis heute in über 1.600 Pornofilmen mitgewirkt. Bei weiteren hundert hat er Regie geführt. Das hat ihn zu einer Art Ikone in Amerika gemacht. Als Held der Männer aller Altersgruppen, egal ob jüdischer oder sonstiger Herkunft. Er verkörpert den frechen, übergewichtigen, behaarten, häßlichen Typ, der aber dutzende wunderschöne Frauen ins Bett bekommt. Damit ist er so etwas wie ein heutiger König David, als jüdischer Superhengst, der die traditionellen Helden der jüdischen Überlieferung ablöst. 

Er war also nicht der typische Talmudschüler, als die man Juden sonst kannte. Seine Stellung wurde erst vor kurzem dadurch weiter einzementiert, daß eine Dokumentation mit dem Titel "Porno Star: Die Legende von Ron Jeremy" herauskam, die sein Leben beschreibt.  

Als der wahrscheinlich bekannteste jüdische, männliche Pornostar, hat Jeremy wahre Wunder in der Psyche des Jüdischen Mannes in Amerika vollbracht. 

Erst vor kurzem hat er nun eine CD veröffentlicht, die eine Zusammenstellung von "Best-of"-Szenen aus seinen Filmen enthält, und den Titel "Band-A-Long-With Ron Jeremy", also ungefähr "Fick Dich durch - mit Ron Jeremy", trägt. Für 7,99 Dollar, einschließlich Versandkosten, erhält der glückliche Zuhörer nicht nur die Möglichkeit, sich die von Jeremy persönlich ausgesuchten, Pornoszenen reinzuziehen, sondern ganz beiläufig erfährt er persönliche Details aus dem Leben der "Legende". Die Werbekampagne verspricht deshalb, daß dadurch die Pornographie aus den verschämten Hinterzimmern mitten in den Mainstream geholt wird.

Seymore Butts - Bild celebritynetworth.com
Seymore Butts, mit bürgerlichem Namen Adam Glasser, ist hingegen alles, was Jeremy nicht ist: Jung, gutaussehend, und immer braungebrannt. Glasser, ein 39jähriger Jude aus New York, eröffnete 1991 in Los Angeles ein Fitness-Studio. Als aber die Kunden ausblieben, lieh er sich eines Tages für 24 Stunden eine Videoausrüstung, ging in einen Strip-Club in der Nähe, heuerte eines der Mädchen an, kehrte mit ihr in sein Fitnessstudio zurück, und begann zu drehen. Obwohl der Film sauschlecht war, schaffte er es, mit Chuzpe und einigen aufgeblasenen Visitenkarten, einen Vertrag mit einem großen Filmproduzenten auszuhandeln. Also begann er einen Film nach dem anderen auszustoßen. Innerhalb weniger Jahre wurden die "Seymore Butts" (Butts kann man etwa mit "Stöße" übersetzen) - diesen Namen gab er sich einerseits in seinen Pornofilmen, und er wurde anderseits sein Markenname - zu einer der größten Franchise-Ketten im Pornogeschäft. 

Als König des Gonzo-Genres (Filme ohne Handlung, als reine Aneinanderreihung von Sexszenen, mit Handkameras aufgenommen, um Realität und Spontaneität vorzutäuschen, wozu auch die low-tech-Ästhetik beiträgt) ist er heute der wohl bekannteste jüdische Porno-Mogul. Seymore Inc., seine Produktionsfirma, bringt jährlich rund sechsunddreißig Filme auf den Markt. Die meisten davon sind für weniger als 15.000 Dollar Budget produziert, spielen aber allesamt das Zehnfache ein. 

Glasser beschäftigt zwölf Personen, darunter seine Mutter und seine Cousine Stevie, die man als wahres Buchhaltungsgenie anerkennen muß (und die außerdem als Alleinerzieherin einen Sohn großzieht). Außerdem hält er sich einen zwar sehr charmanten, aber ziemlich gewissenlosen Taugenichts als Mädchen für alles. 

Gegenwärtig hat Glasser sogar seine eigene Reality-Show im Fernsehen (die auch auf Channel 4 ausgestrahlt wird), eine zehnteilige Doku-Soap, die er "Family Business" nennt, also "Familienbetrieb", und wo im Vorspann ein Photo von Glasser's BarMitzvah-Feier (der Tag der religiösen Mündigkeit, den Juden etwa im Alter von dreizehn Jahren feiern) aufscheint.

Morgen Teil 3) Irgendwie muß man ja Geld verdienen