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Montag, 23. Dezember 2019

Religion der Bildung als revolutionärer Ehrgeiz (2)


Teil 2) Verschulung der Gesellschaft, 
totale Verunsicherung der Menschen



Was sich bis in kleinste gesellschaftliche Prozesse auswirkt. Denn diese Abhängigkeit von Autorität im Wissen, die sich als Bedingungslosigkeit darstellt und gebärdet, bewirkt und hat bewirkt, daß sich die Glieder einer Gesellschaft immer weniger zutrauen. Die Bildungssysteme der letzten Jahrzehnte haben eine tiefe Verunsicherung in die Gesellschaft getragen. Niemand traut sich noch etwas zu, jeder sieht für alle einen berufene(re)n Fachmann, der dies oder das einzig kann. Das zeigt sich unter anderem darin, daß die Menschen heute nichts mehr selber machen! Nicht den Ölwechsel am Auto, den früher jeder selber machte, noch den Kuchen am Kaffeetisch, oder die Bekleidung. Oder eben - das persönliche Urteil, vulgo "Meinung". Die eigene Erfahrung wird irrelevant. Was zählt, ist nur noch die zertifizierte Kompetenz.

Wer sich je Gedanken darüber gemacht hat, warum in Deutschland so viele immer noch Merkel, SPD und die Grünen wählen, hat damit auch diese Antwort: Solcherart verunsicherte Menschen bleiben an Bestehendes festgeklammert, egal wie fragwürdig ihnen selbst das scheint. Was den bevorzugt, der die Macht gerade inne hat. Oder von dem man sich (siehe Sebastian Kurz und seine ÖVP) letztlich ein Festklammern verspricht. Genau dadurch aber liefern sie das bestehende System der Revolution (den Grünen) aus.

Sie sitzen wie Kaninchen in ihre Erdmulden geduckt und rühren sich nicht in der Hoffnung, alles werde irgendwie vorübergehen. Sie akzeptieren sogar (durch Wegschauen), daß man ihr gesamtes Lebensumfeld (alles, was mit "Energiewende" bezeichnet wird, ist eine radikale Änderung der Lebensweise, samt einer fast grotesk offenen Enteignung, vor allem durch Verbote, bestimmtes Eigentum zu nutzen, wenn es ihnen nicht überhaupt entzogen wird, wie beim Geld, wie bei Bankguthaben) und ihre Lebensweise (Massenzuwanderung mit Trägern einer anderen Kultur und Religion) vollständig ändert, ohne zu rebellieren. Hauptsache ("schnelles Internet"), sie können sich weiter in ihre von ihnen selbst gewärmte Kuhle drücken. Dafür lassen sie sich sogar bis aufs Blut tyrannisieren, während jedes soziale Leben verdunstet. Jede äußere Dimension des Lebens erlischt somit, die Älteren warten nur noch auf ihre monatlichen Rentenzahlungen als einziges Wirklichkeitskriterium.

Das ist auch ein kaum zu überschätzender Punkt in dem kläglichen Versagen der Kindererziehung in den Familien. Die Eltern sind völlig verunsichert, erstarrt, nicht zuletzt, weil sie jahrzehntelang depotenziert und sanktioniert wurden, sobald sie ihre eigenen Auffassungen von Erziehung durchbringen wollen. Also geben sie auf, weichen der Übermacht, und geben ihre Kinder schon vom Kleinkindstadium an in die Hand "befugter", befähigter öffentlicher Einrichtungen. Daß wir uns dabei nicht täuschen: Auch Privatschulen, auch, ja gerade solche mit "alternativen Konzepten" (Montessori, Waldorf, etc. etc.*) erfüllen dieselbe Funktion.

Fassen wir vorerst einmal zusammen: Die Etablierung der "Bildung", die sich nur noch als schulische Bildung versteht, durch gesellschaftliche Institutionalisierung von Bildungseinrichtungen als das angebliche Ferment einer zukunftsorientierten Gesellschaft ist ein Mittel eines revolutionären Motivs, mit dem eine verdrängte Religion ersetzt werden soll. So entstehen neue Wege der Elitenbildung, die groteskerweise genau jenen Erfolg verspricht, die dem Wesen von Bildung widersprechen, weil sie Bildung als Wissenstechnik utilitarisieren. In der nur der nach oben kommt, der sich den Konformitätsansprüchen unterwirft, die daraus erwachsen. 

Das geschieht auf dem verbrannten Boden einer Gesellschaft, in der niemand mehr ausreichend Selbstvertrauen hat, die Wirklichkeit, die ihn umgibt und mit der er zu tun hat, eigenverantwortlich zu beurteilen und zu gestalten. Man sucht vielmehr nach Autoritäten, deren Urteile man als akzeptiert annimmt, und somit übernimmt. 

So erklärt sich auch die seltsame Dichotomie, in der vom Zentralstaat (als Bedingung solchen Systems) immer mehr Geld, immer mehr Aufwand in "Bildung" gesteckt wird, während ältere, noch wirklich Gebildete feststellen, daß die Bildung der heranwachsenden Generationen in rasantem Tempo abnimmt. Worauf die Politik mit noch mehr Geld, noch mehr Aufwand reagiert, um diese "Bildungslücke" mit eben jenen Methoden zu schließen, die diese Bildungsdiffusion erst bewirkt haben und ihrem Wesen nach revolutionär sind, und auf Totalitarismus abzielen. 

Also gelangt immer ausschließlicher eine im echten Sinn völlig ungebildete Generation in die Position einer Elite, und bestimmt von dort aus, wer ihr beitreten kann. Das verhindert jede Innovation, das verhindert aber vor allem eine gesellschaftliche Ordnung, in der die Menschen die maximale Chance haben eine Stellung zu erlangen, die ihnen wirklich entspricht. Während das in der Öffentlichkeit als "Gewußtes" Gehandelte immer irrelevanter wird, weil es mit der Wirklichkeit nicht mehr umgehen kann. Gerade die Problematik des Katastrophismus, der sich in den letzten Jahrzehnten mit zunehmender Beschleunigung und Dynamik an die Spitze des öffentlichen Diskurses unserer bereits sehr geschwächten, entordneten Gesellschaften gesetzt hat, zeigt vor, daß es sich hier ausnahmslos nie um "inhaltliche" Problematiken dreht, sondern daß diese Inhalte, die immer hermetischer behauptet, sakralisiert und in Kulte gekleidet werden, lediglich Instrumente im revolutionären Kampf um Macht und Einfluß sind. Es geht in allen diesen Katastrophenthemen nie um sachliche Inhalte, die werden nur vorgeschoben, sondern um die Etablierung einer allermächtigsten Religion.

In solchen Gesellschaften aber herrscht immer ausschließlicher Angst und eine immer subtiler versteckte Unterwürfigkeit. Weil sie auf dem Boden einer im wahrsten Sinn absoluten Haltlosigkeit steht.


*Es ist Beweis der Absurdität gerade solcher Seitenwege, daß Eltern im Anspruch, der gesellschaftlichen Autoritätslegitimierung auszuweichen ihre Kinder fast noch bedingungsloser als in öffentlichen Einrichtungen der Autorität dieser Schulen unterstellen. Die sogar ihre eigene Autorität vernichtet.

**Deshalb pflegt die "Pädagogik" an unseren Schulen und (verschulten) Universitäten immer, den Beginn ihrer "Bildungsmission" mit der Herstellung einer tabula rasa festzusetzen: Kein Kind an unseren Bildungseinrichtungen soll eine Identität schon "mitbringen", es muß vielmehr jede Herkunftsidentität löschen. So muß das Kind seinen gesamten Bildungsweg als Weg zu einer neuen, über Konformität und Anspruchserfüllung zugesprochenen Identität und Stellung begreifen. Bei einem immer weiter, auch zeitlich ausufernden Schulungsanspruch wird somit die gesamte Gesellschaft "verschult", wie Ivan Illich das schon vor fünfzig Jahren richtig erkannt hat.




*221019*