Wollen wir doch auch ein wenig exakter an unserem Begriff 
"Kapitalismus" arbeiten, seine Konturen genauer aus dem rohen Holz 
herausholen, in dem er steckt, aber noch nicht sichtbar ist. Denn Edward
 Griffin macht gleich zu Beginn eines seiner Vorträge klar, daß es ein 
Mythos ist zu meinen, daß Kapitalismus automatisch zu Monopolisierung 
führe, und daß das ein bloßes Geschehen "am Markt" sei. Vielmehr ist es 
so, daß jedes große Unternehmen nach und nach versucht, die Macht im 
Staat zu erlangen. Um Einfluß auf dessen Gesetzgebung zu erlangen, mit
 der dann die Gesetze seiner wirtschaftlichen Macht - durch 
Regulierungen, die zufällig nur von ihm erfüllbar sind, etwa - 
zuarbeiten.
Das erklärt, warum es auch reiche Sozialisten gibt! Warum sogar gerade Reiche und Superreiche oft wirkliche Sozialisten sind. Denn mit einer totalen Staatsmacht kann man, wenn man diese Macht kontrolliert (allerspätestens, wenn sie Kredite braucht, um ihre Macht abzustützen), auch totale Marktmacht ausüben. In der einem die Konsumenten ebenso wie die Produktion gehört und beliebig zu melken ist. Die einen, weil sie gehorchen und leicht manipulierbar sind, die anderen, weil sie keiner Konkurrenz, keinem Preis- und keinem Qualitätsdruck mehr ausgeliefert ist.
Monopolisierung braucht Regierungsmacht, um 
die Konkurrenz auszuschalten. Während der Monopolist genug Geld und 
Macht (und sei es, weil er "too big to fail" ist) hat, um sich die 
Regierung zu kaufen. Mit anderen Worten: Legt man an die Tätigkeiten von
 Großunternehmen Tangenten an, dann laufen sie imaginär verlängert stets
 darauf hinaus, einen Staat zu regieren. Und die wirtschaftliche, 
geldorientierte Logik führt immer zu einer Umbildung einer Gesellschaft 
in eine sozialistische Gesellschaft, weil diese die perfekte Form einer 
völligen Beherrschung des Verhaltens von Menschen, unter bestmöglicher 
Ausschaltung aller Markt-Konkurrenz, ist: Der perfekte Konsument im 
Kapitalismus ist der Sklave, der unfreie Konsument, der zu festen 
Preisen und (niedrigen, zentral festgelegten) Löhnen jeder Ausnützung 
zur Verfügung steht - sogar mit dem Zwang der Staatsmacht. Nur einer ist
 von diesen Zwängen ausgenommen: Der Herrschende, der Kapitalist. 
Sozialismus ist deshalb immer die Braut, die sich dem Kapitalismus ins 
Bett legt.
Das sagt zumindest Ed Griffin. Der sehr 
interessante Details erzählt. So zitiert er Aussagen von Rockefeller I.,
 der schon Ende des 19. Jahrhunderts nie einen Hehl daraus machte, daß es ihm 
um die Ausschaltung jeder Konkurrenz - sogar weltweit - ging. Waren 
schon starke Konkurrenten im Feld, mußte man sie zu Partnern machen. 
Waren sie klein oder schwach, dann mußte man sie entweder zu Teilhabern 
an seinem (einen) Unternehmen machen, sodaß sie vom Monopol 
profitierten, oder sonst ... zerstören. Rockefeller verschwieg auch nie,
 daß der Einfluß auf die Politik schon deshalb so wichtig war, weil sie 
Regeln bestimmen konnte, die auf den Markt einwirkten, und ihm 
zuarbeiteten. Und wer die Geschichte seines Aufstiegs kennt weiß, daß 
Rockefeller dies in großem Maß betrieb.
Viele seiner 
Produkte, ja die meisten, wurden deshalb so bestimmend, weil er die 
Gesetze und Vorschriften bestimmen konnte. So verdrängte er über die 
Prohibition Alkohol als Treibstoff, verbannte Strom als Energie für 
öffentlichen Transport, und Naturheilmittel als Medizin, die er durch 
von ihm hergestellte synthetische Medikamente ersetzte und so einen 
völlig neuen Pharma-Medizin-Begriff etablierte.
Das ist
 immer noch sehr aktuell. Wir haben etwa in Zusammenhang mit 
Bayer-Monsanto vor kurzem darüber gehandelt, als Prinzip einer 
Branchenbereinigung, die eine Ausschaltung der Konkurrenz war, mit der 
wir es seit Jahrzehnten zu tun haben: Wo gerade Großunternehmen (was auf
 den ersten Blick seltsam wirken mag) oft die treibenden Kräfte hinter 
scheinbar komplizierten, lästigen, ja hinderlichen Markt- und 
Produktionsregulierungen standen. Warum? Weil sie, wenn sie die 
Regulierungen mitbestimmen konnten, diese einzig erfüllen und schon 
damit jede Konkurrenz ausschalten konnten. Mit weitreichenden Folgen für
 unsere Lebensweise. Man denke nur an die heutige Angewiesenheit auf 
Automobile, Straßen, Kommunikationseinrichtungen, die direkt mit der 
Auflösung der kleinstrukturierten Gewerbe- und Soziallandschaft hinein 
in universalistische, abstrakte "Netze" zu tun hat.
Morgen Teil 2)
*041019*
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