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Montag, 6. Juni 2022

Bei der Lektüre von Johannes de la Crux (7a)

In der Entscheidung, zum Berge Karmel aufzusteigen, birgt sich also ein Weg, der im Grunde jedem Christen aufgegeben ist. Er läßt sich auf drei Stufen zusammenfassen, die einander bedingen und keiner ohne den anderen denkbar ist, die aber dennoch in einer Rangordnung stehen, die wir "ontologich" nennen wollen. Das heißt, sie sind Schichten im Sein, und wir benennen sie als Reinigung, Erleuchtung und Vereinigung. Dementsprechend sprechen sie drei Schichten des Menschen an.

Die erste, die Reinigung, ist die Befreiung von Sünden, denn nichts Unreines kann vor Gott. Sie ist die erste, die Grundbedingung des Aufstiegs zu Gott. Weil sie jene Schichen des Menschen betreffen, die ihn - vergessen wir nicht: 

Es betrifft das Wesen des Menschen, der über die Sinne (sic!) über die Schöpfung und in einer niemals zu übersehenden Hierarchie des Geschaffenen, in der er Mensch die Schlüsselstelle, die "Zentralschleuse" gewissermaßen, den Begegnungspunkt von Himmel und Erde darstellt. Somit bindet sich die gesamte, vom Menschen "kultivierte", gezähmte, geordnete Natur über den Menschen in Gott hinein.

Sodaß man eigentlich sagen müßte, daß alles, was nicht vom Menschen in eine letztlich von ihm (!) dargestellte, aber völlig dem göttlichen Wollen uud Vorsehen entsprechen müssende Ordnung hineingestellt werden konnte, auch nicht in diese Neue Schöpfung gelangen wird.

Der Erde Schicksal hängt also am Menschen! Wie sehr widerspricht das dem gegenwärtigen Taumel, in dem eine Lehre verkündet wird, in der der Mensch nachgerade die Schöpfung ins Verderben führe, wo immer er sie berührt, wo immer er in sie eingreift! Nein, im Gegenteil, Paulus schreibt vom Seufzen und Sehnen der Schöpfung nach dem Offenbarwerden der Söhne Gottes, und er meint damit genau das. Schon deshalb kann es niemals der Fall sein, daß ein sinnvoller Gebraucht der Dinge dieser Welt (wie im Feuer) die Erde zerstöre, in einen Glutofen der Hitze verwandele!

Im Gegenteil, muß man die Rückführung des Kohlenstoffs in den Nahrungskreislauf der Welt als großes Wunder der göttlichen Vorsehung begriffen werden, in dem er im Menschen und der zentralen Bedeutung, die in seinem Kulturstreben das Feuer eingenommen hat, und zwar seit je, der Pflanzenwelt wieder jene Grundstoffe zurückgibt, die sie zum Aufbau und damit zur Nahrung für die gesamte über diesen stehenden Lebewesen wieder verwendet. Wie es die Genesis schreibt, sind es nämlich die Pflanzen, bei denen jene Ernährungskette beginnt, die letztlich dann im Menschen ihren Endpunkt findet, der sie nun wieder an die Erde zurückgibt. Nur aus diesem Stoff kann das irdische Lebende seine Energie gewinnen, und deren Freiwerdung, deren Zurverfügungstellung geschieht über Verbrennungsprozesse, die ein Vereinen mit Sauerstoff sind. Dazu drängt es als entgegenkommende Bewegung das Kohlenstoffatom, das ist die Erfüllung seines Wesens.

Solcherart strebt die Menschheit in allen Dingen auf eine Einheit zu, und dies ist die Einheit in Gott. Und genau so nennen wir den dritten Schritt, dem aber nun der zweite Schritt vorausgehen muß. Weil das menschliche Streben im Willen durch die Bindung an ein Ziel erfolgt - und nur so, also im Grunde immer durch einen "positiven" Prozeß (nicht also das naturgemäße Handeln selbst ist von Übel, das kann niemals sein, sondern der Platz, an den wir es stellen, und die Kraft, mit der wir es zu einem Teil unseres vollwillentlichen Handelns machen. 

Dazu aber brauchen wir die Erkenntnis der Dinge, und das heißt wiederum, daß wir deren Ort erkennen, den sie verdienen, im Guten, sagen wir: Mehreren, wie im Schlechten als dem Zuvielen. Wir berühren somit also auch die Lehre der vier sogenannten Kardinaltugenen, der Starkmut oder Tapferkeit, der Klugheit oder weisen Erkenntnis, der Mäßigkeit als der Weise des gemäßen Gebrauchs und Einsatzes, und schließlich der Gerechtigkeit als der wohlwollenden Liebe zu allen Dingen auf die Weise, auf die Art, AN DEN ORT, DER ZU IHNEN GEHÖRT. 

Woraus wir erkennen, wie eng diese Tugenden selbst schon zusammenhängen, sodaß man sagen kann, daß sie sich immer in einem Gleicklang entwickeln, keine je nur für sich, ohne daß die anderen betroffen wären, oder ohnd daß sie es ohne die anderen je könnte. Sie sind also auf eine Weise eine Entsprechung zu den vier Seiten, die jeder Mensch aufweist, sind Farben des Schliffs, den er als Ganzes aufweist, je nur durch einen anderen Strahl des Lichts bewirkt.

Die zweite Stufe kann man als die der Folgen aus der Reinigung betrachten. Und das ist die Erhellung des ganzen Meschen, also die Erleuchtung. Sie betreffen also den Geist, als der Ort und da Instrrument des Erkennens der Dinge. Das wiederum ist von entscheidender Bedeutung für die Sündhaftigkeit des Tuns, weil Handeln immer eine Bewegung auf einen Ziel-Zustand beeutet, und letztlich als Bewegung auf einen Verschmelzngsprozeß mit einer Zielgestalt ist. Der Wille umfaßt und setzt in Bewegung, was er als zu ihm behörig ansieht. 

Und er erfaßt es über die Sinne, die also nicht die tonangebene, lediglich die tomitteilende Stimme im Konzert des Geschaffenen sien können. Es liegt an uns, wie wir auf diese Töne, Farben, Geschmäcke usw., wie sie uns unsere Phantasie dann in uns - also bereits in uns geeint, kon-sumiert (consummare = mitteilen und einen) - vorstellt, reagieren. An usn liegt es, an welchen Ort wir diese Eindrücke von den Dingen stellen, und wie wir uns darum bemühen, an ihnen teilzuhaben (oder auch - nicht.) Sodaß der Wille auf die Weise agieren bzw. reagieren muß, die UNS als Wollende insofern zusteht, als das Ding, das wir begehren, uns vervollkommnet an dem gemäßen (s. Tugend Gerechtigkeit) Ort stehen läßt.

Nächster Teil) Die vier Wirkungen der Sünde, zuvor aber noch einige Bemerkungen zu deren Abhängigkeit von der Schwere der Sündhaftigeit