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Samstag, 11. Juni 2022

Eine Kettenreaktion mit immenser Geschichte (1)

Aus der Systematisierung von Baumringen, die ein immer exakteres Instrument für die Altersbestimmung archäologischer Funde bilden sollte, entdeckten irische Forscher, daß die Daten nach 14 Jahren penibelster Sammlung von Holzrelikten einen dramatischen Einschnitt zeigen, der etwa im Jahre 536 begonnen haben muß, und rund zehn Jahre andauerte. Die extrem dünnen Jahresringe zeigen, daß die Umwelt extrem schlechte Lebendbedingungen in Irland geboten haben muß, mit Kälte und Trockenheiten, denen wiederum gewaltige Niederschläge gefolgt sind. Mitten im 6. Jahrhundert muß es also in Irland kaum mehr möglich gewesen sein, zu überleben. Was ist das passiert? Und ist dieses Ereignis nur auf Irland beschränkt?

Die beiden englischen Dokumentationen zeigen den äußerst spannenen Weg, den Davie Keys in "Catastrophe" vorgezeichnet hat. Der offenbar diese jüngste Art der englischen Geschichtsschreibung vertritt, die mir nun schon mehrere male auffällt. Denn ich habe bereits mehrere Bücher in die Hand bekommen, meist Zufallsentdeckungen, die eine ungemein umfasssende, wahrlich fächerübergreifende, freie Art haben, Relikte und Tatsachen der Geschichte komplett neu zu ordnen. Und damit zu spannenden neuen Thesen und Sichtweisen gelangen, viele sauch erstmals erklärbar machen. Denn sie sind durch ihre fächerübergreifende Art stets höchst plausibel und immer spannend, und machen Geschichte lebendig weil wirklich gut nachvollziehbar.

So zeigt auch diese Geschichte den nächsten Schritt, der die Breite der Fächer zeigt, die man zur Geschichtsdeutugn heranzieht. Zeigt, wie man nun vorging, um die Dimension dieser Klimakatastrophe (die zur Abwechslung wirklich einmal eine gewesen sein muß) zu erforschen. 

Erst began man, historische Aufzeichnungen zu durchforsten, und zwar welteit, ob sich und wo eine Klimakatastrophe ereignet hat. Und tatsächlich: In sämtlichen Aufzeichnungen der Menschheit finden sich die Jahre 535/6 bis 542 als wahre Katastrophenjahre, denen in Konstantinopel dann sogar noch die wahrscheinlich schlimmste Pestepidemie der Geschichte anschloß, die so immense historische Auswirkungen hatte, daß sich auch das (Ost-)Römische Reich nie mehr wirklich daovn erholt hat.

Zuerst mußten die kleinasiatischen Gebiete aufgegeben werden, weil einfach die Menchen und Ressourcen fehlten, diese Länder weiter zu beherrschen. Ein Machtvakuum entstand, zahlreiche kleinere Völker und Sippen und Stämme rangen um eine neue Raumordnung, einen neuen Nomos

Was zur Entstehung einer Neuen Macht führte, die aus den Fragmenten zweier Weltreligionen, dem Judentum und dem in diesem seit Alexander "hellenistisch überformten" geographischen Raum in zahlreiche Absplitterungen (die meisten arianischer Art, also Jesus war nicht Gott, sondern ein Prophet, der eine neue Lehre verbreitete) zersplitterten Christentum, angereichert mit Elementen der dortigen Naturrelgioen, und insgesamt mehr und mehr eingeflochten in die typische und sehr poetische Art der Nomaden, Überlieferungen zu sichern - in die orale Überlieferung. Denn die arabische, auf dem Boden der persischen stehende Schrift war noch sehr lückenhafte Erinnerungsstütze.

In einem Jahrhunderte andauernden Prozeß wurde so nicht nur eine neue politische (die zuerst), daraus kluturelle (synkretistische, also alles zusammenfassende, auch erhaltende) Macht gebildet, sondern es formte sich auch eien dazugehörige Religion, der Islam.

Was hatte Konstantinoopel so geschwächt, wie war es zu dieser Pest gekommen, und warum kann man deren recht wahrscheinlichen Entstehungsweg nachverfologen? Denn immerin, die Pest kam aus .. Ethiopien! Nun, es war recht icher der umfangreiche Elfenbeinhandel, der sie nach Byzanz gebracht hatte. In Afrika nämlich war der Rattenfloh, den wir als Überträger bzw. eigentlichen Produzenten der "Pest-Bakterien" kennen, durch diese selben klimtischen Ereignisse durch (im Fim hervorragend und spannend rekonstruierte) Veränderungen in seiner Darmflora daran gehindert, das aus den Wirten gesogene Blut zu verdauen. 

Die Folge war, daß er mit zunehmener Aggressivität (weil Hunger; er konnte saugen un saugen, und wurde nicht mehr satt) neue Wirte suchte. Und da haben sich die Menschen angeboten. (Ich habe so einen Vorgang selbst einmal mit Katzenflöhen erleben müssen, die bei einem Wurf junger Katzen übersehen wurden, um schließlich und innerhalb kürzester Zeit für das ganze Haus zur Plage zu werden.) In den Verdauungsschlünden der Flöhe haben sich nämlich nun Bakterien umgebildet, die wir Menschen nicht mehr vertragen und demgemäß als "Erreger der Pest" klassifizieren - Darmbakterien von Flöhen! 

Und das alles ... warum? Was hatte diese Ereignisse ausgelöst? Was war in der Mitte des 6. Jahrhunderts geschehen? Die Dokumentation zeigt die Jagd nach historischen Fakten, und sie tut es von einem Entdeckungschritt zum nächsten. Zeigt, wie man mit immer größerer Wahrscheinlichkeit einen Schluß ziehen läßt, der auf einen gigantischen Vulkanausbruch in der Sunda-Straße hinweist. Genau dort, wo 1832 der Krakatau explodiert ist, und eine welteit so verheerende Kälte- und Mißerntenperiode bewirkte, die auch uns in unseren Ländern schwerstens betroffen hat. Auch hier gab es enorme Abkühlung, daraus folgende Hungersnöte und Trockenheiten wie Flutkatastrophen, wozu wir natürlich bereits umfangreiche Aufzeichnungen besitzen.

Die schriftlichen Zeugnisse zu den Jahren nach 536 sind zwar bei weitem nicht so umfassend, aber sie lassen den Schluß zu, daß es damals noch weit schlimmer gewesen sein dürfte. Europa, ja weite Teile der Welt müssen kaum noch die Menschen ernährt haben. Die nächste Folge war, daß aus diesem Vorfall in Java/Sumatra auch die innerasiatischen Steppen die Menschen dort nicht mehr ernähren konnten. Und das bewirkte den Aufbruch der dortigen mobilen Völker, deren größtes und bekanntestes das Volk der Awaren war.

Die nach Westen zogen und schließlich Europa stürmten. Nachdem sie in einer Kettenreaktion zuvor noch sämtliche Völker auf diesem Wanderweg entweder ausgelöscht, vertreiben und/oder selber zum Weiterziehen genötigt hatte. Die ebenfalls letztendlich in Europa landeten. Die erste und wichtigste militärische Tat Kaiser Karls des Großen war deshalb, die Awaren zu stoppen, und er tat dies in mehreren erfolgreichen Kriegen, wo er sie vernichtend schlug, und die Reste in etwa bis zu den Karpatn zurückdrängte.

Während er im Süden in ständige Kriege mit den islamisch gewordenen Völkern zu verwickelt war. Der Mittelmeerraum als Jahrtausende alte .Handels- und Begegnungszone der Völker der Welt wurde für Jahrhunderte blockiert, und Westeuropa, das erstmals zum Zentrum des (neuen, west-)römischen Reiches wurde, fiel ökonomisch weit hinter die übrigen Weltvölker zurück. Geld hörte mit dem ausgefallenen Handel praktisch zu existieren auf. was wiederum dem Kaiserreich seine bestimmte historische Gestalt abnötigte, in der es nie zu einer wirklich starken Zentralmacht kam.

So konnten sich die europäischen Teilvölker und -staaten bilden, wie wir sie heute kennen, denen es bis heute an einer wirlich einigenden Macht, mittlerweile auch an der wirlich einenden Idee gebricht die mehr wäre als eine Ideologie. Als barbarische Nachahmung einer einst religiösen, metaphysisch verankerten Sicht und Darstellung des Wesens der Welt.

Morgen Teil 2) Das Jahr 535 als Schlüssel zur Gegenwart?



Erstellung 01. Juni 2022 - Ein Beitrag zur