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Sonntag, 5. Juni 2022

Wehe dem, der die wahren Götter liebt

Was aber nun anbrach, waren Zeiten eines durch straffes Militir aufrechterhaltenen Frieden und das Rexhtsystem, waren Theter, Bäder, Hygiene, bessere Häuser und prosperierender Handel, und da waren vor allem die Tempel, die JEDEN SEINEN Gott nebeneinander verehren ließen, ohne daß es jemanden störte. 

Junge Männer, deren Väter noch in Hütten gelebt, ihren Göttern geopfert, und mit dem eigenen Blut gegen alle möglichen Feinde gekämpft hatte, erhielten Erziehungen in den Freien Künsten, und wer bereit war lateinisch zu lernen, wurde zum Rhetor geformt und durfte eine Toga, Zeichen eines angesehenen Bürgers Roms, tragen, der in öffentlichen Versammlungen seine Stimme erheben durfte.
Auf subtile Weise und in kleinen Schritten, so Tacitus, wurden so die Briten dazu verführt, sich an Komfort und Zeitvertreib zu gewöhnen, der die Ureinwohner der Insel nicht nur vergessen ließ, daß sie Sklaven ware, sondern diesen Zustand sogar noch Kultur nannten.
Wer sich selbst aufgibt, hat aber natürlich auch keine Konflikte mehr. Wehe nur dem, dessen Lebenskonzept nicht mit dem Irdischen sein Auslangen finden wollte. Wehe dem, der seinen Lebenaauftrag aus transzendenten Gefielden bezog, und der die Geglücktheit seines Lebens daran maß, ob er diesen Idealen treu blieb und ihnen nötigenfalls sogar sein Leben opferte. Wehe dem, der nicht irdischen Erfolgen, Ansehen und Stellung unter den Menschen, der nicht Macht und Erfolg um jeden Preis das höchste Gewicht beimaß. Wehe dem, der NICHT LIBERAL war. Er war der wahre Feind der Römischen Zivilisation. 

Wehe dem, der nicht bereit war, die prinzipiellen weil geistigen Konflikte als unterhaltsames Spiel auf einer Kabarettbühne aufzuführen, desse Pforten abends um zehn geschlossen wurden, und aus dem dann alle heimgingen, um ihr normeles, eigentiches Leben wieder aufnzunehmen. Wehe dem der im Leben einen Sinn sah, der sich nicht unter Anführungszeichen selbst kastrierte, sich ironisch selbst relativierte, und eine Lebensaufgabe sah, die einer Wirklichkeit folgte, die nur durch Selbstüberschreitung real werden konnte, und sich somit am Gegenteil dessen orientierte, was der angebliche Lebenszweck sein sollte: Das eigene Wohlbefinden, und ds der anderen, soweit es eben auch darin enthalten war.* Wehe dem, der tatsächlich glubt, daß es nur EINEN Gott gibt, und daß nur diesem die Verehrung zusteht, sodaß jede ander Gottesdienst eine Beleidigung Gottes wird. Wehe dem, der den Wert der Tradition als einziges tragfähiges Fundament der Identität und damit eines geglückten Lebens erkannt hat.

Die Verbreitugn dfer Römischen Kultur war nicht die Verbreitung eines Weges, ein als Auftrag begriffenes Eigensein, ein Eigensei das immer nur in seiner aktiven Vergegenwärtigung wirklich wurde, zu einer höchsten Wirklichung und Lebensrealität zu bringen, sondern die Aufgabe dessen, wozu man (an einen Ort) und in welches Volk, in welche Kultur man hinein geboren wurde, und dessen Güter immateriell waren.

Der Lohn für diese Aufgabe des Eigenen zugunsten eines universalen Konzepts der Lebensführung war gewiß: Er war ein bequemes Leben in Wohlstand, Überfluß von Gütern und Sicherheit. In einem Land, einem Reich, in dem es an nichts fehlte, was auch nur irgendwo auf der Welt als Ware und Gut gegen Geld erhältlich war.

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Ich habe erst in jüngster Zeit wieder einmal vor Augen geführt bekommen, wie serh das Christentum dem gegenwärtigen und globalen, allgemeinen, dem geistigen "Stand" entsprechenden Lebensideal widerspricht, ja diametral entgegengesetzt ist. Mit einem mal wird (ich habe es wörtlich so zuhören bekommen) die Ethik des Kreuzes, die das einzige Erlösungsmoment der Welt zur wahre Freiheit des Geistes, also zur Ähnlichung mit Gott ist, als psychoanalytischer Defekt, vor allem aber als unerträgliches Hindernis zu einem "schönen Leben" verleumdet und bekämpft wird. 

Wo sich Liebe von Wahrheit trennt, und zur bloßen Geste eines allseitigen Konsensus herabsinkt, in dem man sich wechselseitig jedes Konflikts zu entschlagen versichert, der auf Sachlicheit beruht, wenn er die schwüle Atmosphäre sanften Schlummers stört. Und wo jeder geistige Widerspruch vernebelt wird, weil er das momentane "Hin-fallen" zum "Wollen" uminterpretiert. Wo aber vor allem die Freiheit zu einem Zustand allseitiger Ungestörtheit entschärft wird.

Wie intensiv auch immer man darüber nachdenkt, so kommt man nur zu dem einen Ergebnis: Es ist der Verzicht auf jene höchten Güter, die nicht nur jede irdishe Glückseligkeit um Dimensioen übersteigen, sodern die sogar in der Natur des Menschen so angelegt sind, daß der Mensch sich selbst verfehlt, wenn er diese Güter nicht anstrebt und verwirklicht. So sehr, daß man das Fehlen dieser Dimensionen nicht nur als wahres Unglück, sondern als die Ursache für ein dann notwendig mißglücktes Leben erkennt. 

Einmal mehr mußte ich erkennen, daß die Verleumdung unfaßlich gebräuchlich geworden ist, weil die Repräsentanten dieser "anderen Welt" zu Todfeinden wurden. 

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Wilhelm Schmidt bezeichnet es ein einem seiner grundlegenden ethnologischen Werke als eine der schlimmstmöglichen Zustände, in die eine Kultur verfallen kann, wenn sich das hierarchische Denken der entwurzelten, vaterreehtlich organisierten Nomaden mit dem Beharrungsvermögen mutterrechtlich organisierter, starrer Ackerbauzivilisationen vermischt. (Und Phänomene in Zusammenhang mit Vermischung von Ethnien - als Erscheinungen der Selbstwerdung am "nicht-Ich", am "anderen" - sind die vielleicht auffälligsten Formierenden von Eigenschaften aller Völker zu allen Zeiten.) Sie fallen in den meisten Fällen in einen Zustand aggressiven Standesdenkens, das in gealtsamen Zentralismus endet, der die kriegerischen Kräfte der Nomaden in den Erhalt einer unnatürlichen Hierarchie des Erhalts des Wohlgefhls umlenkt.


Erstellung 24. Mai 2022 - Ein Beitrag zur