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Mittwoch, 1. Juni 2022

Gedankensplitter (1472)

Die Geburtenboomer, das heißt die Menschen, die in den Jahren 1945 bis 1965 geboren wurden, unterlgen einer gefährlichen Illusion. Ein allgemeiner Optimismus machte sich breit, trotz Kaltem Krieg, der von den Kindern zumindest als Unbeschwertheit erlebt worden sein muß, nährte sich aus der Erfahrung eines weitgehend mit Gütern wohl- oder sogar überversorgten Lebensführung, die von einem immer besser ausgebauten Sozialstaat sogar zu einer gewissen Sorglosigkeit führte.

Dazu schob eine dramatisch ansteigende medizinische Versorgung die Lebenserwartung nach oben. Zumindest wirde sie so erlebt, wenn auch übersehen wird, daß diese Erfahrung, daß es immer mehr alte Menschen gibt, aufgrund der fehlenden Kriege das Erfahren von Ursachen, Wirkungen und Zusammenhängen täuscht. Tatsache ist, daß diese Generartionen (sowie die ihnen nun folgenden, deren Wohlstandserleben noch dazu durch die hohe Zahl von Erwerbstätigen gesteigert wird, denen nur noch die Hälfte der Versorgungsfälle gegenübersteht.

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Kurz: Der Geburtenboomer hat in einem Weltgefühl gelebt, in dem sein Tod auf unendlich lange Frist hinausgeschoben wurde. Der Tod verschwand aus dem Leben, auch aus anderen Gründen wurde er nicht mehr zum alltäglich präsenten Thema. Dazu muß man nun das Erleben rechnen, daß jederzet alles reparabel und behebbar wurde, daß die Folgen eines Fehlers so gut wie unbedeutend wurden, selbst im persönlichen Bereich, wo die Scheidung als "Lösung", die noch bis Ende der 1968er faktisch inexistent war, zur Massenlösung expolodierte, der man heute mit einem generellen Ehebruch, der außerehelischen sexuellen Verkehrs, "begegnet". 

Das hat den Lebensentscheidungen der Menschen nach und nach, aber immer klarer, jeden Ernst geraubt. Heute hat man den Eindruck, als würde überhaupt keine Entscheidung mehr den Ernst eines"für immer" haben, sondern schon mit dem Beginn eines Unternehmens wird desse Scheiternund Ende einberechnet, und neue Pläne aus der Schublade geholt, die "auch möglich" wären. 

Damit weicht sich aber nicht nur die Identität auf, sondern die Aussage eines Lebens verliert sich. Wenn bei den Menschen der Vergangenheit ein Leben auch EINE Laufbahn, EINEN Beruf, eine Unternehmung, eine Ausbildung (!) bedeutete, so scheint dieses Spiel heute gar kien Ede mehr zu finden, das früher den Anfang eines "bis zum Ende" bedeutete. Alles regretiert somit zu einem perennierten Anfangsstadium. 

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Die wahre, die wirkliche Rechnung der Menschheit aber heißt ungebrochen: Ein Mann - ein Werk. Ein Leben - ein Werk. Ein Werk - ein Tod Ein Leben - ein Mann. 

Weil die Schöpfung Einheit und Zusamenhang dadurch hat, daß eines dem anderen zur Speise dient, eins also am anderen teilhat, weil also auch das Werk dem anderen zur Speise dient, ist das Werk immer mit dem Lebensopfer gleichzusetzen. Ein Opfer, das dem Hingeben des Lebens gleichgestellt ist.

Noch bis ins Mittelalter war bei Germanenund Slawen, aber auch bei anderen Völkern der Erde, das Menschenopfer durchus gängige Praxis. So ernst nahm man das Werk, daß man dem Gott auch ein Menschenleben schenkte. 

Erst allmählich wurde es dann durch Opfertiere, schließlich immer mehr durch symbolische Opfergaben ersetzt. Bis es zu einer so kleinen Geste verkam, daß man sschon meinte, darauf verzichten zu können. Oder man ließ es beim schlichten "Kreuzzeichen", diesem Einschlgen des Bezeichneten zum Ganzopfer für Gott (denn das meint das Kreuz) - also ein der Analogie nach noch Opofern des Menschen, heißt: Dessen Blutes als Sitz und Träger des Lebens. 

Selbst der "Anstandsrest" am Teller hat nicht die ihm oft zugesprochene Höflichkeitsbedeutung an den Gastgeber, dem man signalisiere, daß man satt sei. Solch ein Nutzendenken ist das Menschein immer frei, solange es noch schöpferisch und echt ist, also dem Tun und Sein alle Bedeutugn beigelegt wird, auf Leben und Tod.

Vielmehr hat ogar die Geste des kleinen Rests am Teller die Herkunft im Opfer: Dem Gott wird ein Teil der Nahrung geschenkt, der dann vernichtet wird. 

Seien wir also froh, wenn wir in den Kerzenständen vor Heiligenbildern und Altären, oder Votivbildchen, vor allem noch im Weihrauch in den Kirchen einen kleinen Rest der Schlüsselhandlung des Menschen vor Gott finden. 

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Aber eine Opfergabe, die zum Symbol diminuiert wurde, kennen und lieben wir alle, und wir vergeben dieses Opfer täglich, stündlich, ohne es gäbe ses kein Leben für uns. 
Es ist die Münze, es ist das Geld.
Und eine Kulthandlung vollziehen wir täglich, auch wenn jedes Gefühl dafür scheinbar verschwunden ist. Glauben Sie mir, werter Leser, das täuscht. Und noch heute erinnert der bgloße Name des Geldes an seine Symbolik als Opfergabe, die man den Priestern überreicht.
Die Natur eines "Kaufs" ist nämlich die der Kulthandlung, und ihre Liturgie der einer Opferliturgie gleich. DORT stammt das Geld her:  Von den Tempeln, von der Kulthandlung. 
Es mag verrückt klingen, aber das ist es nicht. Es ist nur eines der Paradoxa, die ein Leben mit Gott, ja die das wahre Leben überhaupt bedeutet. 
In einem Paradies ist die Wirtschaft gekennzeichnet davon, daß beide Seiten - Käufer wie Verkäufer oder Produzent - mehr geben, als sie können, auf jeden Fall mehr als der andere (vermutlich) gibt.  
Und solange wir nicht dorthin kommen, werden wir immer mit diesem Krampf umgehen müsen, der uns täglich plagt, und von Krise zu Krise stürzen. In dem das Wirtschaftsleben in einem (scheinbar! aber das ist gar nicht wahr!) unvereinbaren Gegensatz zum Gesetz Gottes steht. 
Aber man kann nur einem dienen - Gott oder Mammon. Und Leben vor Gott heißt: Leben als perennierender Kult der Freude im Opfer des Lebenssaftes, des Blutes, diesem Sitz des Lebens.
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Damit sinkt auch das Vertrauen. In die Menschen, in deren Aussagen und Versprechen, in deren Identität, in die Qualität zwischenmenschlicher Bezhiehungen. Das Rechtsgefühl verändert sich dramatisch, weil sich die Verantwortung relativiert. Entsprechend wird sogar der Fehler, die böse Tat, zu einer Tat, die jederzeit wieder ausgelöscht werden kann, weil sie scheinbar keine Folgen hat, und zwar weder für Täter wie Opfer.

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Aber wir haben auch ein umgekehrtes Phänomenm das gebaz damit zusammenhängt: Die Dinge scheinen nicht mehr aufzuhören. Sie verschwinden nicht mehr, sondern sie hängen einem sein Lebetag lang nach. 

Der Römer, der Mensch des Mittelalters hatte EIN Lebensprojekt, und dessen Spanne war oft sogar erstaunlich kurz. Wer sechs Jahre ein unternehmen aufbaute und führte, hatte genug getan, um als Kaufmann zu gelten. Und vom Ende seiner Unternehmung schweigen die Geschichtsbücher meist schon. Wenn es nicht ohnehin durch ein recht kurzes Leben zu seinem Ende kam. Aber das Wort vom "Abenteuer" hatte seine Sinn: Man riskierte, man gewann oder verlor, und das war's, mit dem eigenen, dem EINEN Leben

Wer heute ein Abenteuer riskiert, wer zum Beispiel dann aber nach sechs Jahren scheitert und in Konkurs geht, ist für sein Leben gezeichnet, das aber noch lange nicht zu seinem Ende gekommen ist. Er gilt darin icht als Abenteurer, dessen Mut man bewundert, sondern als Gescheiterter, den man verachtet und der am sozialen Leben nur noch bedingt teilnehmen kann.

Und sofort wird von ihm verlangt, daß er ein nächste Projekt großzieht, obwohl er doch von den Folgen seines ersten noch so belastet, und das Vertrauen in ihn zerstört ist. 

Auf der einen Seite also - extreme Unbestimmtheit, auf der anderen Seite - manchmal als gnadenlos empfundene Zeitspannen, die nicht enden wollen.

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Vor Gott also, im Kult und im Opfer, das ihn an die Erde binden, diese fruchtbar machen wolle - gegen ihre rein innermaterielle Natur, dergemäß nämlich alles toter Staub ist (!) - gibt es kein "wieder zurück". Vor ihm hat alles den tiefsten Ernst der Einmaligkeit und Unwiderrufbarkeit. Ihm ist ein Ja ein Ja, und ein Nein ein Nein. Für immer und ewig. 

Und sehen nicht wir selbst in der Klarheit eines Menschen, der zu einer Entscheidung "ein für alle mal" steht, einen Erweis seiner Gottgefälligkeit?