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Und mit meiner Erfahrung deckt sich exakt, was sie dann über die Auswirkungen auf ihren Beruf erzählt: Es wird nur schwer, ja eigentlich gar nicht akzeptiert, wenn man als Schauspieler seinen Typ ändert oder ändern muß.
Dann wird man vielmehr gar nicht mehr wahrgenommen. Das heißt: Man wird nicht mehr besetzt, ist aus den Ideenwelten der Filmfirmen und Caster und Drehbuchautoren (sic! man schreibt mit einer ganz konkreten Figur vor Augen) verschwunden. Wenn ein Schauspieler ernsthaft krank oder "beschädigt" wird, ist auch sein Beruf zu Ende. Das liegt übrigens gar nicht etwa an dieser Krankheit, denn es wäre anders, hätte er so begonnen, und sich so seinen Ruf erarbeitet. Es liebt an dieser Änderung, die für diesen Beruf eine Seinsänderung ist. Als wäre man dann eine andere Person.
Gleichwie, es geht um den Vater, um dessen Tod, und um dessen Anwesenheit im Leben der Akteurin. (Warum die freilich hinzufügt, daß es nicht ein "mit ihm reden" sei, sondern ein "in Gedanken sich an ihn wenden", erschließt sich mir nicht. Wo ist der Unterschied? Und wovor hat sie Angst?)
Aber nun fragt der Moderator, der im Weitertreiben der Sendung ja ein Thema, einen Inhalt, und nicht nur das, sondern eine Aussage entwickeln muß (und wie wenige Moderatoren haben von dieser ihrer eigentlichen Aufgabe überhaupt schon einmal etwas gehört! Ich habe vor zig Jahren mal an das Fach an einer Filmschule unterrichtet ... na fragen Sie nicht, werter Leser, was ein Moderator von seinem Beruf glaubt) nun den anwesenden und zu Beginn der Sendung als "Philosoph" vorgestellten Schönie.
Was der dazu meine, daß die Schauspielerin mit ihrem Vater spreche. Also, sagt der, und richtet sich den Ball, um gleich so richtig zu servieren: Das sei ja in Ordnung, denn der Vater sei insofern ja nicht "weg", weil das Wesentliche von ihm noch immer da sei. Und das sei nicht an den Leib gebunden, sondern das sei seine ...
(soweit war das ja also ziemlich o.k.; die Undiffernzuiertheiten der Akteurin, die sprachlichen Ungeneuigkeiten - geschenkt; mal Frau, und dann och Schaupsielerin, was erwartet man? Eben. Also habe ich über den Philosoophen nun auf das einzige, nun mögliche Wort gewartet, es lag so dicht in der Luft: SEELE, vielleicht mit noch tieferer Einsicht durch die Verbindugn mit Erinnerung? Aber was sagt der sogenannte "Philosoph"? Er sagt tatsächlich)
... ENERGIE.
Zack, sofort habe ich ausgeschaltet. Ab jetzt wußte ich, daß die Anwesenheit dieses "Philosophen" nur eine Zumutung sein konnte. Und ich habe, werter Leser, von diesen ständigen Lügen und Betrügereien, die praktisch immer simpelsten identitären Hintergrund haben, mehr als die Nase voll. Und vor diesen ganzen Philosophen sowieso. Die lächerliche, dreckige Schaumschläger und Betrüger sind, aber keine Philosophen. Die natürlich für die Typen, die "Fernsehen machen" wie gerufen kommen. Denn da trifft Faust auf Auge.
Denen allen denken (als "Sein ins Wort heben") prinzipiell fremd ist. "Gedanken" und "Ideen" kommen da nur vor, soweit iemeinen, damit das Mannsein nicht tragen zu müssen (schöne Philosophen - bewundernde Muttis - weiche, arbeitsscheue Existenzen - mißlingende Lebensprojekte, die sie dann oft noch als "Leid" verkaufen), und dennoch eine Frau ins Bett zukriegen. Was im bürgein eh nie funktioniert, weil die Frauen den ekeligen Beiduft eines Weichbubibratens ziemlich schnell riechen. Und da tröstet das, was einzig trösten kann - das Wissen um die Wirklichkeit.
Also habe ich einen dringlichen Wunsch: Ich möchte, daß endlich diese ständigen Betrügereien aufhören. Die alle Betrügereien um die eigene Identität sind. Denn da hat alles seinen Ausgang genommen: Von der falschen Zuordnung von Begriffen und Berufsbezeichungen zu Dingen und Inhalten. Das treibt jede Gesellschaft, und jeden Einzelnen aus den Fugen: Wenn er ständig mit Dingen zu tun hat, die etwas anderes sind, als sie laut Begriff sein müßten. In so einer ortlosen Welt kann sich niemand mehr zurechtfinden.
Denn selhst wenn man nun glaubte, treu wäre, gut (genug) wäre, um nun zu sehen: Aha, SO IST ein Philosoph! Was dann mit dem schrecklichen Verlust von Hoffnung anfangen, weil diese Welt (die Welt ist, weil sie ein Netz von Begriffen ist) scheinbar wirklich sinnlos ist, die Begriffe herumgeschoben werden wie übriggebliebene Brötchen um drei Uhr früh am Buffet?
Mit dem toten Vater sprechen? Dieser Energie, also nicht mehr "dem Vater"? Und - wer trägt, wer vollführt dann diese Bewegung, diese Arbeit, die man dann "Energie" nennt?
Erstellung 21. Mai 2022 - Ein Beitrag zur