Die vier Wirkungen der Sünde, zuvor aber noch einige Bemerkungen zu deren Abhängigkeit von der Schwere der Sündhaftigeit - Eine Sünde, die uns nicht als Teil unseres Seins betrifft, die also nur auf uns liegt wie ein Stäubchen am Mantel, gibt es zum einen nicht, und soweit doch, nennen wir sie läßlich. Dann ist sie also nur ein ausnahmsweises und kleines Verfehlen gegen das von uns Gesollte. Es bedarf dort aber auch keiner dezitierten Heilung und Wiederherstellung wie es das vereinte Zusmmenwirken von Gnade und Welt (im Beichtpriester, beides zeigt diese Doppelzugehörigkeit durch das an, was wir "Sakrament" nennen) an uns bewirkt.
Das Problem der Reinigung stellt sich vielmehr als Probme der nciht-läßlichen Süden dar, und hier haben wires mit einer graduellen Schwere zu tun. Das zeigt das Maß, in dem diese Sünde bereits zu unserer Natur geworden ist, und uns ontologisch betrifft, also eine seinsartige, seinsgemäße Hinneigung darstellt, die NICHT auf den Himmel weist.
Im vorangegangenen Teil haben wir versucht, die Reinigung zu begreifen, indem wir ihre Verhängung mit den Sinnen vor Augen gestellt haben. Und der Leser wird gewiß mehr und noch viel besser erfassen können, als uns hier von den Lippen kommen wollte.
Johannes vom Kreuz befaßt sich im ersten Buch des Aufstiegs zum Berge Karmel mit dem, was er "Nacht der Sinne" nennt. Denn das bedeutet, wie nun leicht erkennbar ist, die Sünde einerseits, wie auch die Befreiung davon das "Abtöten" der Sinnlichkeit ALS ABHÄNGIGKEIT, als FREIHEITSBERAUBENDES ELEMENT. Nicht also die Sinne selbst sind "gefährlich", oh nein, das zu sagen wäre ein Versündigung gegen Gottes Liebe und Vorsehung, in der er den Menschen schuf, auch das haben wir zu zeigen versucht. Sinne haben Sinn, die Wortnähe kommt nicht von ungefähr.
Aber es geht um deren Reinigung, weil der Mensch sich nicht von ihnen "befehligen" lassen darf. Nie dürfen die Sinne eine Gewalt zugesprochen erhalten, in der sie die Führung über uns bekommen OHNE daß wir sie in der Vernunft gewogen und (siehe die vier Kardinaltugenden) ihnen entsprechend eingeordnet und seinen Eros beantwortet hätten. Denn die Dinge haben alle ihre Eros, ihre Anziehungskraft, dessen wir sie nicht berauben dürfen, auch das wäre eine Sünde. Die Frage ist lediglich, wie wir damit umgehen: Denn das Locken der Dinge ist keines, das eine Situation betrifft, sondern ist sehr allgemeiner Art.
Die Süße der Buschumivu-Frucht, wie sie angeblich auf einer der nördlichen Sundainseln am Buschu-Strauch wächst und sie zur wahren Paradiesesfrucht machen soll, lockt nicht nur die dortigen Rotschnabel-Ameisen, die vom Fruchtsaft berauscht, der in Reaktion mit ihren Mundfermenten blitzschnell vergärt, in den Fruchtschalen herumkugeln, bis sie der MaoMao-Vogel mit seiner langen Zunge aufsammelt. Aber ohne die Zurücklassenschaft seiner Speise, das Ameisen-Pipi sozusagen, anzurühren.
Und es ist dieser köstliche (und vermutlich weltweit teuerste, sicher aber hochprozentigste natürlich vorkommende) Saft, den auch die Menschen so begehren. Wenngleich die Frage ist, ob diese berauschende Wirkung einen jederzeitigen und schon gar völlig maßlosen Genuß dieser Gottesgabe angeraten sein läßt (siehe: Klugheit).
Unter Umständen bringt er uns in seiner euphorisierenden Wirkung so aus dem psychischen Gleichgewicht, daß wir Dinge tun, die wir besser hätten gelassen, oder so ermattet, daß wir das zu Tuende nicht mehr zu tun vermögen. Sünde und Wohlgetanes ist halt immer ein recht komplexes Ding, keine simple Moralvorschrift (ohne daß wir deren zeitweilig recht nützlichen Wert, der es noch angeraten erscheinen läßt, ihr besser zu folgen, auch wenn wir nicht sehr "geneigt" sind, geringachten wollen.)
Und es wäre Sünde, die anziehende Kraft der Miß Südburma abzutun und dem prächtigen Mädel zu sagen, es sei häßlich und abstoßend. Und ohne Frage wäre eine innige körperliche Vereinigung von hohem sinnlichem Wert! Aber - für uns? Und entspricht die Kraft dieser Anziehung auch jenem geistigen Maß, das uns vorgibt, daß die geschlechtliche Vereinigung Ausdruck wie Vollzug, ja (fast könnte man sagen) Begründung der Ehe bedeutet?
Wie weit wir also unsere Augen schweifen lassen dürfen, ohne daß die Anziehungskraft dessen, was sie uns dann zuliefern - und aus dem unsere innere Kraft der Gestaltung, also die Phantasie, das Bild einer mehr oder weniger unwiderstehlichen Maid herstellen - die Kraft, in der wir uns und unsere Welt in seiner gottgewollten Ordnung halten können, sollten wir selbst dann noch mit dem Verstande vorgeben können, wenn die Süße des Körperschweißes der Schönsten aller Schönen uns derartig den Atem raubt, daß wir uns vor dem Hingezogen werden nicht mehr bewahren können, gleich wie die Vernunft uns auch ihr "im Ganzen gesehen ist es richtig, sich recht zurückhaltend zu verhalten" anrät.
Da könnte es einer der verschlungenen Gnadenwege Gottes sein, wenn sich die Holde ihres Daseins als Muslima besinnt, und bei unserem Auftauchen rasch wieder hinter einer schweißnaß-stinkenden Burka verschwindet. Allfällige Bekehrungsbemühungen sollten wir in dem Fall dann aber auch gleich Pater Laurentius von der Kongregation der Unbeschuhten Bloßfüße überlassen.
Der Übergang von einer läßlichen Sünde zu einer schweren ist aber leider nicht immer so leicht zu erkennen. Manchmal verläuft er so gleitend-graduell, daß wir es übersehen. Und eine schwere Sünde, gar eine Todsünde, aber natürlich letztlich überhaupt jede Sünde hat auf unseren geistigen Zustand (weil auf unsere ontologische Zuständlichkeit) seine Auswirkungen. Die im Falle einer Sünde, die bereits zur Haltung, also zu einer dauernd bleiben wollenden Handlungsneigung geworden ist, nicht nur unser Heil gefährdet und - von außen, durch die Beichte* - durch das Sakrament der Beichte vergeben werden muß.
Eine Handlung der Vergebung, die der sakramental geweihte Priester (im Vollzug der bischöflichen Lösegewalt, wie sie von Jesus selbst seinen Jüngern - und das sind die Bischöfe - übertragen worden ist) in der Vollmacht des Himmels vornimmt, vorausgesetzt, der Beichtende möchte auch mit diesem versöhnt werden.
Was wir damit sagen wollen: Der Weg zur Einung mit Gott, der im Wesentlichen eine vollkommene Anähnlichung und dessen erste Stufe die "Nacht der Sinne" als Aufhellen und Heilen alles Unähnlichen (zugleich das dem Menschen als Gottes Ebenbild selbst Unnatürliche!) ist, ist nicht ein Weg der Abstumpfung unserer sinnlichen Wahrnehmung, gar der Ignoranz der Schönheit der Schöpfung!
Es wäre Sünde, dem Werk Gottes seine Anerkennung und Liebe zu verweigern, und es ist Sünde, was Buddhisten und Yogi indischer Naturreligionen propagieren, die die Welt ins Nichts sinken lassen, um sie dann durch innere Abtötung zu "überwinden". Eine solcherart mißverstandene Askese, die es auch im Christentum zuweilen gegeben hat, ist prinzipiell abzulehnen, und er ist nicht der Weg des Christen zu Einigung mit Gott, eher zum Gegenteil.
(Wo man ihn als Ausnahme sehen kann wie bei manchen Wüstenasketen oder den berühmten Säulenheiligen, oder bei den frühen Franziskanern, hat er einen völlig anderen und jeweils einmaligen Begründungszusammenhang, wäre für den Gebrauch des normalen Christen aber sogar Häresie.)
Der Teil 7c folgt in Kürze) 1. Stufe "Nacht der Sinne". Die Abtötung und ihre Notwendigkeit: Johannes vom Kreuz zu den vier Wirkungen der Sünde auf die Seele und den Geist
*In manchen schweren Fällen (wie der Abtreibung) ist dazu sogar die vollpristerliche Gnaden- weil Vollmachtausstattung eines Bischofs notwendig, weil deren Wirkung und Natur den einfachen Wirkkreis eines "normalen" Priesters übersteigt. Etwa weil sie in hohem Maß breite gesellschaftliche Wirkung, oder schwere Auswirkung auf den Gesamtkörper einer Gemeinschaft hat. Die im Vollsinn im Haupt des Bischofs zusammengefaßt wie stellvertretend vorhanden ist.