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Samstag, 11. Juni 2022

Von einem Gott in drei Personen

Augustinus geht in seiner Trinitätslehre von Gott als Geist aus. Und stellt die Dreifaltigkeit als Selbsterkenntnisschema Gottes dar: Gott erkennt sich in seinem Sohn. Wenn man diese Frage aber beim Wort nimmt, so könnte man zur Ansicht kommen, es sei DOCH nur EINE Person, die SICH erkennt, sodaß die Trinität also nicht drei Personen, sondern lediglich eine Erkenntnisstruktur ist. Das hat tausenddreihundert Jahre später die Aufklärung gerne aufgegriffen, sie nun überhaupt die Dreifaltigkeit antsorgt hat, um Gott als abstrakten Geist oder Begriff, nicht mehr als Person zu definieren, und die katholischen Gotteslehre durch einen neurtralen "Deismus" zu ersetzen.

Nun, in gewisser Weise ist die Dreifaltigkeit ja tatsächlich eine Struktur, allerdings ist sie das AUCH. Das ist aber Gott nicht in seinem Grund, denn dort ist er personal. Dies ist nicht nur Offenbarung, sondern ist auch das, was die Menschheit seit je empfunden bzw. sich erinnert (sic!), als Erinnerung weitergegeben hat, die (erst im Paradies, später als Heiden) zu ihrem Gott ein persönliches Verhältnis wußten. Dem als Urheber von allem man immer (!) in einem Schuldverhältnis gegenüber stand.

Aus diesem Grund wurde das Opfer bzw. dsa Sühnopfer zum ersten und zentralen Thema JEDER menschlichen Relgionsbetätigung. Die Allmacht, die größte Macht über Erde und All mußte gnädig gestimmt werden, weil man selbst sich immer wieder als Sünder erfährt, durch dessen Schuld die Welt in ihrer Vollkommenheit beschädigt oder diese verhindert wird. Weshalb diese Reinigung am Anfang un dEnde jedes großen Vorhabens, an jedem Gnadentag des eigenen Lebens, ob Hochzeit oder große andere Feste, morgends und abends, vor Kriegen oder nach Niederlagen - immer wurde Gott auch ein Opfer gebracht.

Warum Gott personal sein muß, das hat Richard von St. Victoir im späten 12. Jahrhundert in seiner Schrift "De Trinitate" theologisch-spekultiv herausgearbeitet. Er geht dabei vom Johannes-Wort aus, daß Gott DIE LIEBE ist. Und von dort aus, erschließt sich mit einem mal die dreipersonale Struktur. 

Denn eine Person kann nur EIN OBJEKT lieben, also nur ein etwas, das der andere nunmehr ist. Also muß es ein Gegenüber geben, das wesensgleich ist, nicht Schöpfung. 

Auch hier würde noch Hegel anklingen, der ausführen wird, daß für Gott die Schöpfung der Weg zur Selbsterkenntnis und damit zur immer weiter werdenden Persönlichkeit ist, die in der Geschichte bzw. als Geschichte voranschreitet. 

Ferner wird eine Person zum Ich durch das Du, das heißt wiederum, daß es ein adäquates Gegenüber braucht, um zu sich ALS GOTT zu kommen. Und damit MUSZ dem Vater eine Person - der Sohn - gegenüberstehen. Der seinesgleichen ist!

"Liebe bedeutet," schreibt der Zisterziensermönch Richard, "nichts haben zu wollen, das man dem anderen nicht mitteilt." Deshalb brauchte die Höchste Macht auch einen im Geist der Liebe umfaßten Sohn, in dem sich durch seinen Gehorsam wiederspiegelt, was der Vater ist, denkt, weiß und ist, und somit dem Sohn in der Liebe mitteilt. 

Diese beiden nun hauchen sich ihre jeweilige Mitteilung und Antwort wechselseitig zu. Dabei muß ihr Hauch aber ebenfalls das Wesen einer dritten Person haben, den Heiligen Geist, weil diese Hauchung personale Selbstentfaltung, also einen Eigenstand braucht, will sie im jeweils anderen seine "Inhalte" wirken.

So kann sich nicht nur, so muß sich Gott in sich selbsr freuen und lieben, aberr auch loben und im Sühnopfer des Sohnes versöhnlich stimmen, weil es ja nichts über ihm gegen kann, sonst wäre der Begriff Gott sinnlos.

Und so wie Vater und Sohn eben (ich verwende hier stets gerne das Wort "Haus" bzw. Mitglieder eines Hauses) an einer Identität teilhaben, die beide umfaßt, also etwas nicht persönal-identisches, aber im Gottsein IDENTES (als "Identität") ist, somit auch jeweilige Identität von Vater und Sohn. 

Der Heilige Geist muß also aus sich heraus ein Umfasendes sein, das im Empfangenden heiligend wirkt wie selbst höchst heilig ist. Damit auf einer Ebene mit dem Vater und dem Sohn - die ihrem Wesen nach ein dynamisches Moment sind. Denn darin hat Augustinus wohl recht gesehen, als er den dreifaltigen Gott ALS dynamische Beziehung beschrieb, die notwendigerweise das Wesen Gottes sein muß, kein "starrer Punkt".