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Donnerstag, 9. Juni 2022

Mechanismen des Totalitären

   Mattias Desmet - Totalitarianismus
Es sind nicht uninteressante Gedanken, die der belgische Psychiater Mattias Desmet entwickelt hat, obwohl ich ihm in etlichen Punkten keineswegs zustimme, und seine Thesen vielfach ergänzungsbedürftig sind. Wir zeigen ihn hier in einem ersten Videogespräch und werden uns noch mehrmals in nächster Zeit mit ihm befassen, weil er etwas aufgreift, das noch viel Anregungspotential hat. 

Aber schon sein erster Ansatz ist bemerkenswert. Denn zuerst hat er sich in seiner weiteren Eigenschaft als Statistiker mit der Coronakrise befaßt, und ist von dort ausgehend auf das Phänomen des Totalitarismus gestoßen. Denn die Realität, wie sie in den vorhandenen Daten erkennbar war, hat in der Haltung der Bevölkerungen WELTWEIT keine Rolle gespielt. Als Grund dafür identifiziert er einen globalen Zustand des Totalitärismus als Zustand der Menschen.

Was wir als solchen erleben und erlebt haben ist keineswegs ein einzigartiges Geschehen, sondern historisch immer wieder beobachtbar gewesen. Und es ist vor allem zu bestimmten Zeiten typisch, und findet seit drei-, vierhundert Jahren immer bessere Bedingungen vor.

Es kommt nämlich in einer Gesellschaft unter bestimmten Bedingungen zur Bildung von Massenformationen. Das geschieht dann, wenn es viele Menshcen gibt, die keine sozialen Bindungen mehr haben, die sich isoliert fühlen bzw. das sind, die sich einsam fühlen bzw. das sind. Die also im Zuge der Lockdowns und Lebensbeschränkungen der letzten zwei Jahren sozial in einem noch nie dagewesenen Ausmaß als soziale Wesen atomisiert wurden.

Eng damit verbunden ist das Erleben eines Mangels an Sinn. Das freilich ist kein neues Problem, es ht sich aber nun dramatisch verschärft. Schon VOR Corona hatten bereits 50 % der Menschen nicht eine einzige bedeutungsvolle Beziehung. Und 40 % der Menschen hben auf die Frage, ob ihr Beruf ienen Sinn hat, mit NEIN geantwortet. Nur noch 13 Prozent waren der Ansicht, daß sie beruflich etwas tun, das einen Sinn erfüllt.

Was nun auftaucht ist eine frei fließende Angst und Frustration. Der Einzelne erlebt sich so, daß seine Fragen mit keiner geistigen Einheit in Verbindung gebracht werden lämmem. Also "schwirrt" diese Energie ungebunden herum, und sucht förmlich nach einer Möglichkeit, konkret, also dargestellt zu werden.

In dieser Situation entsteht was wir beobachten und wonach alle gieren - ein gesellschaftich-allgemeines, öffentliches, starkes Narrativ. So formt sich quasi ein neues soziales Band, eine neue Solidarität, die sich aber auf die abstralte Masse richtet, nicht auf den konkreten Nächsten. Dieses Narrativ bekommt die Kraft einer Hypnose, die die Menschen völlig unsensibel für "Kollateralschäden" macht. Sie haben ein Problem, sie haben gemäß dem Narrativ ein Objekt als einen Schuldigen, z. B. einen Virus, einen Überträger, und sie haben eine technische Lösung. Und 

DAS ist der interessanteste Aspekt in der Kritik Desmets: Denn in diesem technischen (technizistischen) Denken erkennt er den eigentlichen Schuldigen, und das ist die Aufklärung. auch wenn sie in einer Bewegugn steht, dfie bereits Jahrhunderte zuvor begonnen hat. Aber seit zweihundert Jahren vor allem hat die Aufklärung ganz dezidiert die Illusion aufgebaut, daß die Welt ein Gefüge von Problemen ist, die sich mit technischen Mitteln (wozu auch das Denken gehört - im Rationalismus) lösen lassen. Hier Problem - dort technische, metholdische Lösung, das wird uns mittlerweile zum Verhängnis.

Was immer gegen die Lösungsmethodik bzw. Lösung steht, wird deshalb nicht mehr toleriert, weil es "auf jeden Fall falsch" wahrgenommen wird. 50, 60 Prozent der Menschen sind dabei aber in der Fragestellung gar nicht selbstbestimmt, sondern laufen einfach mit dem Flow, mit der Masse, denken nicht viel darüber nach. 

Auffallend dabei (aber keineswegs überraschend) ist der klare Zusammenhang zwischen der Höhe der Bildung und Ausbildung und der Bereitschaft, sich diesen rationalistischen Einheiten einzugliedern. Ausbildung FÖRDERT also den Totalitarianismus, bietet ihm äußerst günstige Bedingungen - durch die Art zu glauben, Probleme durch Rationalismus lösen zu können. Und die Aufklärung hat diese Geisteshaltung besonders geprägt und gefördert.  

Und dann gibt es eine kleine Größe - manchmal 10, maximal bis zu 30 Prozent - die Opposition bilden. Diese Gruppe ist sehr heterogen, und das macht es sehr schwer, daß sie sich politisch formiert. Diese Leute kommen von allen möglichen Hintergründen, udn sind serh verletzlich durch Massenformtionen. 

Diese Erscheinung hat sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts in einem Maß gezeigt, wie es historisch vermutlich aber tatsächlich einzigartig ist.

Die Rolle der Eliten im Totalitarismus wird dabei hier über-, dort aber freilich auch  unterschätzt. Sie ist nicht so stark, wie oft gedacht, aber doch auch bedeutender, als viele meinen, und das Problem überhaupt verleugnen. Aber wer mit Eliten persönlich zu tun hat wird feststellen, daß sie keineswegs so viel direkte Macht haben, wie von der Mehrheit außen vermutet wird. Die Legende der Eliten aber spielt im Hauptnarrtiv - ob man sich dafür oder dagegen stellt - eine gewichtige Rolle.

Denn diese individuelle (Schein-)Sicherheit braucht immer Feinde. Denn sie muß ihre Erzählung aufrecht erhalten, um das Eigensein zu erhalten. Die persönliche Ebene muß dabei verhindert werden, und das Urteil muß sich völlig auf die ratioale Ebene eines technischen Gelingens eines Massenprojekts konzentrieren. Je mehr Realitätserfahrung sich einstellt, desto mehr zerstieben aber die konkreten Ansätze. Das macht diese Art der Identität zu einem gefräßigen Tier. Ein Feind um den anderen scheidet aus, also müssen neue Schuldige (ob Menschen oder Faktoren) her.

Die Wahl des Feindes wird deshalb immer absurder, irrationaler, immer weniger vernünftig. Bis praktisch alle zum Feind werden - und das ist der Grund, daß sich eine Gesellschaft des Totalitarianismus immer selber zerstört, weil sie sich immer mehr gegen sich selbst richtet. Und sogar noch darin allgemeine Zustimmung "der Vernunft" findet. Mütter haben dann kein Problem mehr, ihre eigenen Kinder ans Messer zu liefern, und Kinder legen persönlich ihren Eltern die Schlinge am Galgen um den Hals. Das passiert real!

Es ist jedoch mehr die Ideologie als eine Verschwörung, eine institutionalisierte Ideologie, die die Macht an sich gerissen hat. Die die Gesellschaft verändert und prägt, und eben auch zu Massenphänomenen formiert. Deshalb sollte man, so Desmet, nicht davon ausgehen, daß sich etwas an einem Leidenszustand der Gesellschaft ändert, wenn man meint, die Beseitigung der Eliten würde auch das Problem verschwinden lassen. Denn es gäbe diese Eliten nicht, wenn es nicht in der Bevölkerung eine so breite Bereitschaft und Übereinstimmung mit einem bestimmten Denken geben, das sich eben in diesen Eliten kristallisiert hat. 
Das Massezentrum in totalitären Systmen ist nicht, wie in einer Diktatur (wo man die Diktatoren beseitigt, dann ist das Problem behoben), die Elite, sondern es ist die Ideologie, es ist die Idee, der geistige Zustand.
Und solange der vorherrscht, sind die Eliten in so einem System jederzeit auswechselbar. Stalin konnte 60 % seiner Parteikader umbringen lassen, weil er wußte, daß sein System dadurch nicht gefährdet wird.

Der Stimme kommt dabei eine besondere Bedeutung zu, und von hier ist der Übergang zur Hauptthese Desmets leicht zu finden - zur  Hypnose! Denn auch die lebt vom Aussprechen, von der Verankerung in der Sprache. 
Der Zustand der Menschen im Totalitarismus ist deshalb identisch mit dem eines Menschen unter Hypnose.
Solange das besteht, bleiben die Massen allerdings in einem kleinen Maß doch noch vor der totalen Hypnose bewahrt. Und hier hat auch die Opposition ihren Einbidungshaken. Sobald dieser Widerstand aber verstummt, sinkt die Messe endgültig in den Massenwahn. Sind alle sozialen Verbindungen verschwunden, so bleibt doch die Verbindung zur Stimme. Genau die Ebene, auf der ja auch die Hypnose funktioniert: Sie bindet den Menschen an eine (suggestiv) vorgetragene These, ein Narrativ, sodaß der Rest der Persönlichkeit entbunden und "vergessen" wird.

Wie kann man ein totalitäres System also bekämpfen, wie sich davon befreien? Nur durch behutsame und kontinuerliche, treue und "laute" Arbeit an der Wahrheit. Erst so kann sich eine Gesellschaft allmählich wieder in ihren Normalzustand einfinden, udn aus der Hypnose befreien. Deshalb nützt es auch nichts zu meinen, man müsse "Überzeugungsarbeit" leisten. Das stärkt nur die Identität der Menschen, die Teil dieses Massenphänomens sind. Wobei ich hinzufüge, daß die Massenpsychose auch bei der Opposition oft exakt derselben Natur entstammt, wie die eigentliche Psychose. 

Ohne zu bestreiten, daß sich Politiker, Medien oder bestimmte Interessengruppen von Anfang an oder sehr bald dieser Mechanismen bedienen, die ihnen einen noch nie gekannten Zugriff auf die Menschen geben. Sofern sie nicht auch selber diesem Phänomen erlegen sind das im Wesentlichen ein Phünomen des technizistischen Denkens ist.. (Und spätestens mit diesem Satz wir der Leser entdecken, daß was Desmet sagt sich praktisch vollständig mit den Aussage auf diese Seiten deckt.)

Vielleicht ist noch erwähnenswert, was Desmet auf die Frage antwortet, wie er auf diese Problematik gekommen ist. Er erzählt, daß er nach einigen Wochen der "Pandemie" entdeckt hat, daß die offiziellen Zahlen mehr und mehr gegen die Annahme gesprochen haben, daß es sich um eine so schwere Sachlage handelt, wie sie bei den Menschen aber behandelt wurde. 

Bis er entdeckt hat, daß die Menschen auf diese Zahlen überhaupt nicht mehr reagieren, sondern nur noch Bestätigungen für ihre Haltung suchen! Sodaß sie sich in einem Katastrophenmodus befinden, der sachlich überhaupt nicht mehr gestützt ist, ja der sogar deutlich widerspricht, sodaß sie immer tiefer in Unvernunft abdriften, ohne das noch zu bemerken, die die Grneze der Absurdität längst überschreitet. Ab da hatte sich für ihn die "Coronakrise" immer offensichtlicher und immer auschließlicher mit Massenpsychlogoischen Phänomenen zu decken begonnen.



Desmet und Corbett - Totalitarianismus

Aufmerksam geworden bin ich auf den belgischen Psychologen durch ein Gespräch, das sich seit kurzem auf Corbett Report findet. Darin wird ein wirklich guter und umfassender Überblick über die Thematik geboten. Nur existiert keine deutsche Übersetzung. Aber das Englisch ist sehr einfach gehalten, es sollte also auch für jeden mit ein bißchen besserem Schulenglisch verständlich sein.