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Samstag, 8. September 2018

Der Samstag-Nachmittag-Film

Den Film "Der dunkle Tag" hat der VdZ nicht hier hereingestellt, weil Willy Birgel und Ewald Balser mitspielen, sondern weil das Drehbuch von Ernst von Salomon stammt. Und es ist das Drehbuch, das einen Film macht, trotz allem, und bis heute. Ist der Drehbuchautor Künstler, hat er sich wahrhaftig entwickelt, kann er gute Charaktere schaffen, eine stringente Schicksalsentwicklung zu Papier bringen, kann auch der Schauspieler gut werden, kann der Regisseur wie an der Hand des Drehbuchautors gute Kompositionen in den Bildern erstellen, kann der Cutter (der Letzte und Entscheidende, der einen Film macht, weil erst "herausschält") eine Logik und eine Linie erkennen, die er durch den Schnitt so sonnenklar macht, daß glaubhaft wird, ein Telos hätte das Schaffen aller von Anfang an beherrscht. Im Cutter (Schneider) aber schließt sich nur der Kreis, den der Drehbuchautor vorgibt.

So nebenbei: Wir haben es schon erwähnt, daß Goebbels als Oberkasperl der Filmindustrie Deutschlands, die Hollywood sowohl nachahmen wie dann ersetzen wollte, den Filmschaffenden erstaunliche künstlerische Freiheiten beließ. Damit konnten sich auch Künstler wie Ernst von Salomon relativ normal entwickeln. 

Über 90 Prozent der überaus virilen Filmproduktion Deutschlands (1000 Filme von 1939 bis 1945) war trotz aller Zentralisierung (sämtliche ehedem selbständige Filmproduktionen wurden unter Goebbels direkter Fuchtel in der Ufa zusammengefaßt) ganz alltäglichen, "normalen" Themen gewidmet. Nur knapp 15 Prozent aller Filme waren direkte Propagandaproduktionen und kein Künstler war gezwungen, darin mitzuwirken. Natürlich umso weniger, als er im von Hollywood übernommenen Star-System des deutschen Films bereits einen Namen beim Publikum erworben hatte. Aber auch das war eher eine "innere Dynamik" der Zerbrechlichkeit jedes Künstlers, eine "Immanentisierung" des vermeintlich "Gebotenen". 

Es gibt genug Beispiele, wo standhafte Künstler keinerlei Probleme dadurch bekommen haben, daß sie solche Mitwirkungen ablehnten. Goebbels hatte nämlich durchaus seine erstaunlichen Seiten. Wir sollten nicht vergessen, daß "der Klumpfuß" dem ehedem sehr linken Flügel der NSdAP entstammt, der die Nationalsozialisten in Berlin aufbaute, als er noch meinte, unter Strasser einer linken Zukunft zuzuarbeiten. Goebbels hatte deshalb auch nie den sonst oft vorzufindenden Ersatzwahn "Rassenwahn" vor die Stirn genagelt. Wie bekannt hatte er sogar manche "rassisch fragwürdige" Geliebte. Ausfluß des Faszinosums, den das hollywoodeske Filmgeschäft eben programmatisch enthielt. Das, genau das - Macht über die Frauen, also Macht über das Volk - war ja sein inneres Ziel gewesen.

Das blieb, so irgendwie. Auch wenn der Kalender wie hier 1943 schrieb und sich das Menetekel des Zusammenbruchs bereits an der Wand zeichnete. Oder gerade, weil. Denn damals war Deutschland schon scheinbar Gewinner des Tauziehens um die Weltmacht.

Und in dieser Hochstimmung wurde wohl auch die Wahrheit - die immer eine Wahrheit der kleinen Dinge, der Menschlichkeit, der Weltdinge ist; gefährlich werden dem Totalitarismus immer die kleinen Dinge! die Schubfächer der Wahrheit für jeden einzelnen Bürger; jedem Totalitarismus, jeder Ideologie sind die "normalen Welterfahrungen" der Menschen erster Feind, denn in ihnen enthält sich die Wahrheit, die substantielle Wahrheit! - nicht mehr so gefürchtet. Es berührt schon eigentümlich, daß ein System, das die politische Wahrheit bis in den letzten Hinterwinkel tragen möchte weil muß, seinen größten Opponenten - die reale, nur in konkreter und damit menschlicher Alltagsgestalt auftretende Wahrheit - so offenherzig zuläßt.

Das, genau das macht ja das Internet zu weiten Teilen regelrecht lächerlich. Die wirkliche Erkenntnis des Menschen, seine Erdung, seine "Eichung" in die Wahrheit, erfolgt über die simplen alltäglich-menschlichen Schicksalssituationen. Deshalb ist es umso erstaunlicher wahrhaftig und bedeutsam, wenn selbst in Zeiten einer Diktatur menschlich wahre Archetypen auf die Bühne gebracht werden (können).  Aber vielleicht weiß eine ideologisch verblendete Führung eben gar nicht, prinzipiell gar nicht, was das Leben wirklich bewegt und damit bestimmt. Und DESHALB hat Ernst von Salomon - der nach dem Krieg 1945f. als "Konservativer" größte Probleme hatte - mit seinem Wirken mehr Widerstand geboten, als es sich alle diese verkäst-stinkenden Antifanten und Linken der Gegenwart auch nur annähernd vorstellen können. Die in Wirklichkeit blanke Faschisten schlimmster Prägung sind, weil sie häßliche Archetypen des Bösen in die Welt stellen.

Durch Aufrechterhaltung des Wahren, Guten, Schönen haben aber Leute wie Ernst von Salomon das Gute einer großen Völkergemeinschaft gestärkt. Auf dem dann nach 1945 eine neue Zeit aufbauen konnte. DARAUF konnte sie aufbauen, diese "Bundesrepublik". Nicht auf dem stinkenden Dreck der Linken. Der sie heute allerdings in die Jauchegrube einer Kadavergemeinschaft niedersinken läßt.

Es spricht deshalb außerordentlich für die "Deutschen", daß sich die Besucherzahlen in den Kinos von 1939 bis 1944 verdreifachten. Inmitten des ideologischen (und kriegstechnischen) Wahnsinns wollten diese nicht "flüchten", in "Traumwelten" flüchten, wie es oft heißt, sondern dort auftanken, wo sich die Menschlichkeit auftankt: In der Kunst. Die über ihre wahren und wahrhaftigen Archetypen des Menschlichen als kosmologische Dimension und Matrix der Weltgestalt immer "alltäglich" ist. Wer nach einer Begründung für das "Wirtschaftswunder" nach 1945 - also Regeneration einer Lebensart - sucht, findet sie dort.








*050818*