Dieses Blog durchsuchen

Sonntag, 16. September 2018

Von Schuldknechtschaft ins persönliche Gefängnis - am Beispiel Irland

Wer verstehen will, was sich in Irland mit diesem jüngsten Höhepunkt in der Abtreibungsfrage abgespielt hat muß die Zusammenhänge mit den Vorgängen seit 2007 (aber im Grunde bereits in den Jahrzehnten davor) sehen. Die das Land in tiefe Schuldknechtschaft getrieben haben. Wo der Staat die zuvor enorme private Verschuldung zum System erhoben und übernommen hat. Was darauf folgte, war die völlige Übernahme der Linken durch die Agenda der "sexuellen Befreiung". Seit die Linke diese Programme auf ihre Fahnen geschrieben hat, ist ihr Programm: Wir wollen sexuelle Befreiung, die Freiheit tun und lassen zu können, was wir gerade wollen, dafür hören wir auf, das Wirtschaftssystem zu kritisieren.

Aus dem Arbeiter, dem Menschen, der mit seinem Werk die Welt gestaltet, wird aber nicht nur ein braver Konsument, sondern vor allem ein entgeisterter Proletarier, der nur noch seinen Job erledigt, um das Geld zu bekommen, das ihm sein "eigentliches Leben der Freiheit" ermöglicht.* Mit Arbeit, mit Werk, mit Lebenswerk und Lebensgestaltung hat das alles nichts mehr zu tun.

Hier faßt E. Michael Jones zusammen, was sich an Irland exemplarisch gezeigt hat und den gesamten Westen, ja fast die ganze Welt mittlerweile kennzeichnet. Die wirklichen Kräfte hinter den gezeigten Jubelausbrüchen auf der grünen Insel, der dem Großteil Europas seine Christianisierung nach den Wirren der Völkerwanderung verdankt, als das Referendum mit großer Mehrheit für die Freigabe der Abtreibung entschied, hat ganz andere Motive. Die Abtreibungsfrage war nur das Symbol für einen fatal täuschenden "Scheinsieg" über ein Establishment. Doch war ganz ein anderes Establishment gemeint, ganz eine andere Knechtschaft, die freilich geschickt verborgen blieb. Genau die haben die Iren nun freiwillig gewählt, weil dieses verborgene, sich geschickt kostümierte Establishment es einmal mehr geschafft hat, die Knechtschaft durch Sexualität zur "Freiheit" zu stilisieren, die Moral, die Tugend zur Knechtschaft umzudeuten.

Auch hier die direkten Wurzeln in der Verhütungsmentalität. Denn was ist die Folge, wenn man den Menschen nicht mehr als in seinem Logos, seinem "geistigen Funken" beginnend wie begründet sieht? Dann ist in einem nächsten Schritt der Mensch eine Frage der Aktualisierung, nicht mehr des Telos, von dem er ausgeht, auf den er zugeht. Dann ist der Embryo im Mutterleib kein Mensch mehr, sondern eine anonyme, amorphe Zellmasse.

Dann will man davon nichts mehr hören, warum es denn dann sein könnte, daß sich aus dieser amorphen Zellmasse zielstrebig ein Mensch heranbildet, sich jede einzelne Zelle nach einem klar erkennbaren, scheinbar inneren Plan ordnet, vermehrt, gruppiert. Dann will man nichts mehr davon hören, daß sich die Seele ihren Leib formt. Dann will man nichts mehr hören, daß dieser am Beginn seines Lebens stehende Mensch vom ersten Moment der Verschmelzung von Same und Ei einen eigenen Stoffwechsel beginnt und ein Eigenleben führt, einem eigenen Ziel folgt. Zwar von der Mutter abhängig, aber doch von ihr getrennt. Dann wird diese Frage zur Verwirrung des "mein Bauch gehört mir". Der nächste Schritt ist direkt damit verbunden: Wo das Leben nicht in seiner geistigen Verankerung gesehen wird, sondern als Folge der Aktualisierung, ist Euthanasie die nächste Konsequenz. Neben andern Konsequenzen wie Massenimmigration.

Was erschütternde Rückschlüsse auf die Haltung zur Abhängigkeit als Aufeinandergewiesenheit der Menschen überhaupt zuläßt. Darin drückt sich aber nur aus, was wir im Alltag längst erleben: Die (überzogen definierte) Individualisierung des Menschen als Auf-sich-Geworfenheit, als isoliertes Objekt, das möglichst von keinem Mitmenschen abhängig sein möchte und das als Freiheit sehen möchte.

Aber es ist lediglich die Illusion, Abhängigkeiten dadurch loszuwerden, indem man sie möglichst nicht wahrnimmt, wie die dem politischen System gegenüber. Demgegenüber noch die Illusion genährt wird, daß es, weil "demokratisch" von uns selbst "wählbar" wäre. Menschsein heißt per se Abhängigkeit, weil Angewiesenheit. Der Leser möge nur zwei Minuten den Atem anzuhalten versuchen.

Nun ist Irland auch nicht mehr das monokulturelle Land, das es einmal war, drückt es einer der Proponenten der Abtreibung aus, die nur ein nächster Schritt dessen war, daß man vor zwei Jahren die Homosexuellen-Ehe beschloß. Irland ist ein multikulturelles Land geworden. Diese Aussage erzählt die umfassendere Geschichte.

Darin drückt sich nämlich am deutlichsten der Verlust des eigenen Selbstseins aus, als deren Indizien die Entscheidungen der Iren in den letzten Jahren gesehen werden müssen. Damit drückt sich am deutlichsten aus, daß Irland aufgehört hat, ein eigenes Land eigener Identität zu sein. Fortan wird ihm seine "Identität" vorgegeben, vorgegaukelt, während das Selbstsein verdunstet.

Die in Irland so befremdlich hochgebrandeten Freudenkundgebungen lassen noch einen weiteren Schluß zu: Immer wieder wird von Befürwortern der Abtreibung behauptet, daß jede Abtreibung eine "tragische Entscheidung" wäre, die jede Frau für sich zu treffen und zu tragen hätte. Ab sofort kann dies nur als glatte Lüge gesehen werden. Von "Tragik" war in Irlands absurder "Freude" nichts zu spüren.

Was ist in Irland passiert in den letzten 30 Jahren? Irland hat sich konsequent zu einer Sklavenkolonie gewandelt.







*Das ist übrigens die Haltung des antiken Heidentums, die Arbeit als menschenunwürdig, bestenfalls notwendig ansah. Diese Haltung wurde durch das Christentum völlig auf den Kopf gestellt und hat das Europa geschaffen, von dem wir heute noch zehren. Denn im "ora et labora" der Benediktiner zeigte sich, daß Arbeit kein Übel, sondern ein Weg des Lebenssinnes ist, der mit den eigenen Händen eine Verwandlung der Welt zum Lobpreis Gottes ermöglicht, fordert. Arbeit, die über reinen persönlichen "Nutzen" (Geld ...) hinausgeht, und Würde, die das Wesen des Selbstbewußtseins ausmacht, haben direkt miteinander zu tun.






*170818*