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Samstag, 15. September 2018

Die großen Veränderer aller Spielregeln (2)

Teil 2)




Das alles sagt natürlich nicht Jordan B. Peterson. Dessen Video wie so oft andere Videos und Vorträge für den VdZ nur Anlaß und erste Stufe auf eigenen Gedankenwegen war. (Wer didaktische Vorträge hören will, soll auf Youtube welche suchen.) Aber er stützt alles hier Fortgeführte mit dem, was er als Tatsachen anführt. Was Peterson sonst nämlich hier anführt kann der VdZ überhaupt nicht stützen. Es zeigt vielmehr einen Peterson (und darüber wurde hier schon ausführlich gehandelt), der weil er an einen evolutionären Menschen glaubt letztlich auch an die Mechanistik des Lebendigen glaubt.

Das ist schlichtweg unbrauchbares Zeugs und macht das, was uns begegnet, nicht begreifbarer, sondern umhüllt es nur mit scheinbar wohlschmeckenden "Erklärungen", die aber gar nichts erklären, sondern nur den Ursprung der Probleme weiter nach hinten schieben. Wie die Schildkröte, auf der die Welt ruht, die auf einer Schildkröte steht, die wieder auf einer Schildkröte steht ... und so weiter. Wenn Peterson sich nicht beeilt, wird er sich in einem Netz gefangen sehen, das ihn bestenfalls noch als "Modeerscheinung" klassifiziert. Aber wir wissen ja, solche Theoretiker haben oft die größte Resonanz.

In glatten Blödsinn geht er deshalb auch in Erklärungen über, wo er behauptet, daß es Männern nur um eine möglichst hohe Position in der Hierarchie der Dominanz geht. Das ist in dieser Form gesagt glattweg FALSCH. Es ist eine Perversion, es ist ein Versagen im Falschen, aber es ist nicht primär menschlich und männlich. Männlich ist Autorität, ja, denn Mann zu sein heißt Vater zu sein. Und Verantwortung gibt es nicht ohne Macht. Aber das hat mit der Stellung im Ganzen nichts zu tun, sondern hat nur mit der Stellung INNERHALB eines solchen Hierarchiegefüges zu tun.

Und wer mit Männern "in Massenform" zu tun hatte - wie der VdZ, der unter anderem für eine Männerbewegung zuständig war, die damals 11.000 Mitglieder hatte - stellt z. B. fest, daß es nichts "Gefügigeres" gibt als Männer! Männer folgen sofort! Sie müssen nur in ihrem ganz intimen Bereich - Ehe, Familie - führen können, und ansonsten wissen, wo sie hingehören, das war's. Aber bei weitem nicht jeder "will" ganz nach oben! Das tun entweder die Berufenen, und das sind wenige, oder die Kranken. Peterson hat also glatt unrecht mit dem, was er aus der Evolutionstheorie herauszutzeln zu können meint. Sie erklärt praktisch gar nix.

Peterson zeigt deshalb das meiste indirekt durch das was er sagt. Etwa, daß auch die Postmoderne - die alles, wirklich alles relativiert und auflöst, was zuvor einmal galt - dieselbe Rolle spielt wie heute der Islam in Europa: Sie ist ein umfassender Veränderer aller Spielregeln. Umso mehr, als die Postmoderne ja nichts mehr zu befestigen vermag, kein Wertegerüst, rein gar nichts. Sie löst einfach alles auf, um von Scheinposition zu Scheinposition zu springen und wie im Hase und Igel-Gleichnis immer schon "da" gewesen zu sein, kaum hat man sich ihrer Position nachgearbeitet.

Die Postmoderne macht insofern also dasselbe, wie es der Islam seit 1000 Jahren vor allem tut: Indem dieser nämlich das Kausalitätsprinzip auflöste, machte er seine Positionen zu reinen Interpretaten, deren Ergebnisse in der Hand der autorisierten Interpreten liegt und lag.

Auch von dieser Seite her also wird des VdZ These gestützt, daß wir nur noch wenig Zeit haben, um die Entwicklung in halbwegs friedliche Bahnen zu lenken, ehe die Aggressivität der genannten Gruppe(n) aus nahegelegten Gründen explodiert. Und diese Lösung kann nur heißen, daß eine Leitgesellschaft, die auch die autoritativen Mittel (Polizei, Militär) besitzt sich durchzusetzen, eine Reihe von Parallelgesellschaften einrichten muß, die IN SICH ALS GESELLSCHAFTEN mit eigenen Wertelandschaften und Statusmöglichkeiten funktionieren. Wo sich auch der Alltag INNERHALB EINER GRUPPE abspielt, die kulturelle UND AN WOHLSTAND GEMESSEN weitgehend homogen ist bzw. nur Wohlstandsunterschiede produziert, die sich in einem kulturbezogenen relativen Rahmen bewegen.

Denn die großen, die allergrößten Reichtumsunterschiede, von denen hier die Rede ist, entstehen ja immer durch "Systemwechsler", also durch Menschen, die in keinem System zuhause und deshalb skrupellos genug sind (weil sie keine soziale, keine solidarische Verantwortung ausbilden), um aus allen Systemen durch Kombination verschiedenster Merkmale (z. B. hier niedrige Löhne, also absolut niedrige Preise für Dienstleistungen und Arbeit - dort hohe Löhne und deshalb absolut hohe Preise für Dienstleistungen = Auslagerung von Arbeit) beliebige Vorteile zu ziehen.

Das Spiel, auf das sich die Postmoderne eingeschworen hat - wo alles, wirklich alles im Leben und unter Menschen NUR ein Spiel um Macht und Einfluß und Reichtum (als Macht) ist - ist nur durch homogene Volksgruppen und Gesellschaften lösbar, wo alle miteinander durch enge zwischenmenschliche Netze der verbindlichen Solidarität verwoben sind.  Wo also alle voneinander abhängen, weil sonst niemandem sein Status möglich ist. Insofern ist die Postmoderne ein fundamentaler Irrtum, der von einer Bösartigkeit des Menschen (wie es eben die Evolutionstheorien verkünden: Überleben ist eine Frage des Fittesten, Stärksten, Cleversten) ausgeht, die aber an sich nicht menschlich ist.  So hat sie eben auch Karl Marx gesehen.

Jede Gesellschaft braucht deshalb Korrektive, und die können nur religiöser Natur sein. Womit wir bei dem Punkt sind, warum die katholische Soziallehre immer davon ausging, daß Wirtschaft keine "Wissenschaft" ist*, sondern der Moraltheologie zubehört.

Aber derzeit haben wir nur große "Spielregelveränderer", "Game changer" - und sie heißen Islam und Postmoderne: Zwei Seiten derselben Medaille. Und wir stehen ihnen scheinbar hilflos gegenüber. Weil wir im Regelfall bereits einer der beiden Seiten angehören.







*Der VdZ weiß bis heute nicht, was an einem Wirtschaftsstudium "wissenschaftlich" sein soll. Denn zwar werden "Methoden" gelehrt - in erster Linie Mathematik, weil davon ausgegangen wird, stillschweigend, daß Wirtschaft eine "Geldproduktionsmaschine" sei, in zweiter Linie rein pragmatische Methoden der Handhabung von Betrieben, Abläufen etc. - aber alle diese Bezugsgrößen, die es angeblich zu beherrschen gilt, sind von ganz anderen Bereichen und Wissenschaften bereits vorgegeben und werden nur beherrscht, wenn man diese beherrscht. Entsprechend gibt es im gesamten Bereich "Wirtschaft" keine einheitlichen "Theorien", sondern hunderte, ja tausende Theorien, die alle irgendwie auf irgendwelche Situationen und Zeiten in gewissem Maß stimmen mögen, aber keine Gesamttheorie bilden, die über alles durchträgt. Sie müssen alle wieder und wieder durch ganz andere Bereiche durchbrochen, auf diese hin geöffnet werden, weil sie konkret versagen. 

Und dieses Versagen wird wieder und wieder durch die Gesamtgesellschaft in Form des Staates aufgefangen - jede Wirtschaftskrise, und sie kommen periodisch, alle paar Jahre, Jahrzehnte, endet darin, daß der Staat den Kapitalbesitzern unter die Arme greift und deren Last der Allgemeinheit aufbürdet. Alle diese Bereiche sind also moralischer Natur einerseits, und anthropologischer (also theologischer) Natur anderseits und hängen von der Definition des Gemeinwohls, also vom Begreifen von Gesellschaft und Kultur ab. Und damit sind wir auch von dieser Seite her bei der Theologie!





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