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Mittwoch, 19. September 2018

Ein nächster Alt-68er räumt auf

Bernd Rabehl bringt deshalb etwas Wichtiges auf dem Punkt: Die 68er waren die Türöffner für den brutalsten aller Kapitalismen, den wir heute erleben, den "ex-und-hopp"-Kapitalismus. Der auf den Gedankentrümmern der 68er-Marxismen aufbaut. Ja natürlich streiten die 68er das ab. Aber sie streiten es aus denselben Gründen ab, aus denen sie 68er waren: Weil sie nie dachten. Weil sie gar nicht wußten, was Denken überhaupt ist. Ihr Denken war ein Rationalisieren ihrer Lebensverweigerung, ihrer Trägheit, ihrer Acedia.

Rabehl stellt auch etwas richtig: Die DDR-Flüchter waren KEINE Westler. Sie haben immer anders gedacht, denn sie haben gewußt, was Diktatur ist. Das wußten die Westler nicht, die das, wovor diese Menschen geflohen waren, sogar romantisierten und idealisierten. Die DDR-Flüchter aber waren alle radikale Anti-Kommunisten. In den Westen gelangt stießen sie mit einem "Philo-Kommunismus" zusammen, der sich scheinbar in Kampagnen wie Anti-Vietnam, Anti-Springer, Anti-Notstandsgesetze, Anti-Kapitalismus, überbrücken ließ. Aber in Wahrheit war da eine riesige Differenz. 

Das hat auch mit anderen Bedingungen zu tun: Die 68er des Westens kamen aus der oberen Mittel- und Oberschicht, die über den in den Schulen, Gymnasien bereits eine ganz andere - linksgeprägte - Perspektive hatten. Für sie war die Adenauer-Republik eine Republik des Spießertums, der Kleinbürger. Die Abhauer aus dem Osten kamen aber aus der Unterschicht, meist aus dem Arbeitermilieu, aus diesem Kleinbürgertum. Sie hatten eine völlig andere Haltung. Die APO (Außerparlamentarische Opposition) setzte sich also aus Leuten zusammen, die gar nicht zusammengehörten. 

Der VdZ wird in diesem Zusammenhang nie die Schallplatten von Wolf Biermann vergessen, der noch 1976 in seinem legendären Konzert in Köln ("Das geeeht seinen sozialllistischen Gang ... ") den Aufstand in der DDR von 1953 als "noch-faschistischen Aufstand" brandmarkte. (Im Anschluß an dieses Konzert durfte Biermann lustigerweise nicht mehr in die DDR zurückreisen.)

Der Anti-Kapitalismus, der Anti-Amerikanismus hat alles überdeckt. Horkheimer und Adorno wurden nie zur Kenntnis genommen. Die totale Kultur- und Identitätszerstörung hat niemanden gestört. Die Realität und Dynamik dieser Gesellschaft wurden ignoriert. Die Linke im Westen ging durch eine Phase der Verwahrlosung, über Pol Pot und Mao. Denn hier hat sich die Linke mit einem Vorgehen identifiziert, wo die Alten problemlos zu vernichten waren, damit man an ihre Stelle gelangte. Damit waren sie definitiv korrumpiert.

Die Grünen wurden dann aufgebaut, um als Partner der Oligarchie die bürgerlichen Großparteien zu zerstören. Alle wirklichen 68er-Positionen wurden aufgegeben. Heute sind Linke und Grüne im Sog der Großparteien zu denunziatorischen Parteien geworden, die der Macht dienen. Sie sind keine Opposition mehr, und Opposition ist heute generell unerwünscht. Man hat vergessen, daß das Denken "gefoltert" werden muß - über Widerspruch. 

Dennoch hat der Opportunismus der Grünen und Linken die 68er nicht ganz abgetötet, meint Rabehl. Es gebe sie noch. "Rechtsextrem" ist freilich ein inhaltsleerer Kampfbegriff geworden, mit dem diese etablierte "Linke" (als 68er-Relikt) ihre Positionen absichert.









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